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Susanne Weinbuchner.

© picture alliance / Sven Simon

Ski-alpin-Hoffnung Weinbuchner: Eine neue junge Wilde

Die Ski-Rennläuferin Susanne Weinbuchner überraschte in Sölden auch ihr eigenes Team. Vor ihrer starken Leistung im Riesenslalom kannten sie selbst Mannschaftskolleginnen kaum.

Susanne Weinbuchner wusste zunächst gar nicht, wie ihr geschah. Als 29. des ersten Durchgangs im Riesenslalom hatte sich die 21-jährige deutsche Skifahrerin beim Weltcup-Auftakt in Sölden gerade noch für den zweiten Durchgang qualifiziert. Damit hatte das Talent aus Lenggries schon sein Ziel erreicht. immerhin war Sölden die Weltcup-Premiere von Susanne Weinbuchner.

Doch ihr großer Auftritt sollte erst noch kommen. Denn ihr zweiter Lauf auf der überaus schweren Piste auf dem Rettenbachferner war fast sensationell. Zunächst übernahm sie die Führung, das war nicht schwer, weil sie als Zweite gestartet war. Doch was ihr Lauf unter schwierigsten Bedingungen wirklich wert war, das wurde mit jeder weiteren Läuferin deutlicher. Immer wieder blieben Konkurrentinnen hinter der jungen Deutschen. Die 1,76 Meter große Frau ließ sich in der Zwischenzeit wärmende Kleidung in die Leaderbox reichen.

Am Ende waren nur elf Rennläuferinnen schneller als Susanne Weinbuchner. Darunter auch ihre Teamkollegin Maria Höfl-Riesch. Die Doppel-Olympiasiegerin lag direkt vor der Debütantin, sie war sechs Zehntelsekunden weniger lang unterwegs gewesen. Die Siegerin Tina Maze (Slowenien) war mit mehr als 3,5 Sekunden Abstand jedoch um Lichtjahre weg. Deshalb war Maria Höfl-Riesch enttäuscht. „Ich als Elfte beste Deutsche, das ist schon ein wenig mau.“

Dabei ist der Riesenslalom nicht die Paradedisziplin der Olympiasiegerin. Noch immer fehlt ihr in dieser Disziplin ein Sieg. Ganz im Gegensatz zu Viktoria Rebensburg. Die 23-Jährige aus Kreuth ist nicht nur Riesenslalom-Olympiasiegerin, sondern hat in den vergangenen beiden Jahren sechs Rennen gewonnen und erhielt am Saisonende jeweils die Kristallkugel als Disziplinbeste.

Doch in Sölden unterlief ihr, nach Platz drei im ersten Durchgang, in der zweiten Abfahrt ein Fahrfehler. „Da war ein Schlag in der Piste“, sagte sie, „den muss man gut erwischen. Das habe ich nicht, und dann war das Tor schon irgendwie vorbei.“ Sie hat das Missgeschick gleich abgehakt. Wolfgang Maier, der Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV), sagte freilich: „Das war ein typischer Victoria-Fehler. Sie fährt auf dem Innenski rein, erhält einen Schlag, so dass der Außenski weggeht, und dann kann sie die Kurve nicht mehr zumachen. Daran muss sie arbeiten.“

Viel mehr freute er sich über die Leistung von Susanne Weinbuchner. „Es ist auch eine Anerkennung für alle Trainer, auch mal unbekannte Gesichter zu bringen“, sagte er. Denn bis Samstag war sie „für die Weltcupmannschaft noch ein weißes Stück Papier“ (Maier).

Die bisherige Entwicklung der jungen Rennläuferin ist alles andere als geradlinig verlaufen. Mit 17 Jahren hatte sie sich bereits zum zweiten Mal ein Kreuzband gerissen. „Wir haben ihr aber damals einen Sonderstatus gegeben und sie im System gelassen“, sagte Maier. Für diesen Sonderweg hätten die Trainer plädiert. „Die sagten, Susanne habe eine Fähigkeit, die nicht sehr viele besitzen.“

Eine Unbekannte war Weinbuchner auch für ihre Teamkolleginnen. „Ich kenne sie von zwei Trainingstagen“, sagte Höfl-Riesch, „ich habe gedacht: Für das Alter fährt sie ganz ordentlich.“ Victoria Rebensburg kennt sie besser: „Sie ist cool, aber eher etwas ruhiger.“ Weil sie noch über keinen persönlichen Sponsor verfügt, prangte auf Weinbuchners Helm ein großes Fragezeichen. Mit einer ähnlichen Aktion hat sich auch mal die ehemalige Riesenslalom-Weltmeisterin Kathrin Hölzl auf die Sponsoren-Suche gemacht. Mit Erfolg.

Ansonsten bleibt Susanne Weinbuchner bescheiden. Ihr Fahrplan für die kommende Woche: „Jetzt erst trainieren und dann die Qualifikation für Levi.“ In dem Dorf in Finnland findet ein Slalom statt. Das ist die eigentlich starke Disziplin von ihr. Maria Höfl-Riesch freut sich über die Neue. „Endlich ist wieder eine junge Wilde dabei.“

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