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Sonnige Aussichten. Fritz Dopfer aus Garmisch-Partenkirchen hat am Sonntag beim ersten Riesenslalom der Saison in Sölden gute Chancen auf einen Podestplatz.

© imago/GEPA pictures

Ski Alpin: Mathias Berthold: Träume von Kitzbühel

Der neue Cheftrainer der deutschen Ski-Männer Mathias Berthold hat große Ziele mit den deutschen Skirennläufern. Für Spitzenresultate sind anfangs besonders Felix Neureuther, Fritz Dopfer und Stefan Luitz vorgesehen.

An eine etwas andere Farbe musste sich Mathias Berthold gewöhnen, vor allem aber an einen neuen Ton. Im vergangenen Jahr trug Mathias Berthold bei der Arbeit einen petrolfarbenen Anorak, jetzt einen hellblauen. Die anderen Unterschiede für den neuen Cheftrainer der deutschen Ski-Männer sind noch größer – und doch nicht ungewohnt. Mathias Berthold war zuletzt vier Jahre verantwortlich für Österreichs Helden auf zwei Brettern und damit wohl berühmter in seinem Heimatland als der Trainer der Fußball-Nationalmannschaft, Marcel Koller. Davor war er allerdings schon einmal beim Deutschen Skiverband (DSV) beschäftigt gewesen. Er wusste also, was auf ihn zukommen würde, als er im Frühjahr die Seiten wechselte.

Der 49-Jährige aus Vorarlberg ging zuletzt immer, wenn es am schönsten war. Nach zwei WM-Titeln und drei Olympiasiegen mit den deutschen Frauen hatte Mathias Berthold 2010 eine neue Herausforderung gesucht und das prestigeträchtige Männerteam Österreichs übernommen. Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi im Februar gewann seine Mannschaft zwei Goldmedaillen, darunter die im Alpenland wichtigste: in der Abfahrt. Aber der Job, gab er zu, sei mit „viel Energieverlust“ verbunden gewesen, mit mehr als bei jedem anderen Verband. „Ich fühle mich immer noch mehr als Sportler denn als Funktionär“, sagt Berthold. Aber in Österreich war er in dem System gefangen. Beim DSV ist alles übersichtlicher, zudem habe er in Wolfgang Maier einen Alpindirektor, der ihm viel Arbeit abnehme, betont Berthold.

Das Ziel von Mathias Berthold: Um einen Sieg in Kitzbühel mitfahren

Der Druck für ihn ist in Deutschland nun geringer, aber nur der von außen, denn er selbst hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: die seit Jahren schwächelnde Abfahrtsmannschaft nicht nur voranzubringen, sondern in der Weltspitze zu etablieren. „Wir wollen dahinkommen, dass Deutsche um einen Sieg in Kitzbühel mitfahren“, sagt er selbstbewusst. Dass daran seit dem Rücktritt von Markus Wasmeier Mitte der 90er Jahre eine ganze Trainer-Armada gescheitert ist, stört ihn nicht: „Wieso soll das nicht funktionieren?“

Nun hat Mathias Berthold, der die Nachfolge des auf die Position des disziplinübergreifenden Wissenschaftstrainers gerückten Karlheinz Waibel antrat, den großen Vorteil, dass er in den technischen Disziplinen ein funktionierendes Team um Felix Neureuther vorfindet. Zum ersten Mal sind in Sölden an diesem Wochenende mehr Männer des DSV als Frauen am Start. 6:4 ist das Verhältnis, und dabei hat Berthold nicht mal den durch die Absage des rückenlädierten Felix Neureuther freigewordenen Platz nachbesetzt. Fritz Dopfer (Garmisch-Partenkirchen) und Stefan Luitz (Bolsterlang) gehören am Sonntag beim ersten Riesenslalom des alpinen Ski-Winters sogar zum erweiterten Favoritenkreis auf einen Podestplatz.

Das Männerteam soll von dem neuen Speed-Trainer Christian Schwaiger profitieren

Die beiden und Felix Neureuther sieht Berthold als Zugpferde: „Das ist eine günstige Situation, davon müssten auch die Jungen profitieren.“ Besonders die Abfahrer. Der neue Chef holte dafür Christian Schwaiger als Speed-Trainer ins Team. Der Österreicher hatte zuvor die Slalom- und Riesenslalomfahrerinnen betreut, schon zu der Zeit, als Mathias Berthold noch verantwortlich für die deutschen Frauen gewesen war. „Er ist der richtige Mann, um die Jungs abzuholen, ihnen Selbstvertrauen zu geben“, sagt Berthold. Außerdem lege Schwaiger mehr Wert auf eine technische Grundausbildung der Abfahrtsgruppe. Die Übungspläne wurden nun noch weiter individualisiert und das Schneetraining verändert. „Ich will nicht sagen, dass es besser ist“, betont Berthold, „aber neue Trainer haben halt neue Sichtweisen.“

So ist der Cheftrainer überzeugt: Dass die Abfahrer noch Luft nach oben haben, liege jedenfalls nicht an der mangelnden Einstellung der Athleten, denen manchmal fehlende Risikobereitschaft unterstellt worden war. „Sie sind charakterlich spitzenmäßig. Ich bin ein Fan der Jungs.“ Dass sie jedoch nicht von heute auf morgen erfolgreich sein werden, weiß er. Bei den nächsten Winterspielen 2018 in Pyeongchang sollen in Abfahrt und Super-G deutsche Athleten mit Medaillenchancen am Start stehen. In dieser Saison wäre er zufrieden damit, „wenn sich zwei, drei Abfahrer konstant unter den besten 30 etablieren“. Für Spitzenresultate sind erst einmal Neureuther, Dopfer und Luitz zuständig.

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