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Alfons Hörmann, 53, ist Präsident des Deutschen Skiverbands und soll am 7. Dezember in Wiesbaden zum Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbunds gewählt werden.

© dpa

Ski-Präsident Hörmann: "Mit Olympia lässt sich auch Geld verdienen"

Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Skiverbands und designierte DOSB-Chef, spricht im Tagesspiegel-Interview über Münchens Stärken bei einer Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022.

Herr Hörmann, was war Ihre Reaktion, als Sie gehört haben, dass sich auch Peking für die Winterspiele 2022 bewirbt?
Die erste Reaktion ist klar: Diejenigen, die vor Kurzem Gastgeber von Olympischen Spielen waren, haben den wahren Wert der Spiele erkannt und treten schon wieder an. Zweitens: Die Unterstellung mancher Gegner, dass das IOC froh sein muss, wenn es überhaupt noch jemanden gibt, der die Spiele ausrichten will, wird mit voraussichtlich fünf oder sechs Bewerbern eindrucksvoll widerlegt. Drittens: Dass wir mit dem Konzept München beim Thema Nachhaltigkeit so ziemlich genau den klassischen Gegenentwurf nicht nur zu China bieten, sondern auch zu Sotschi 2014 und Pyeongchang 2018.

Sie müssen sich doch gefreut haben über die Pekinger Bewerbung, bei der Nachhaltigkeit kaum eine Rolle spielt.
Ohne das Pekinger Konzept im Detail zu kennen, scheint das Thema Nachhaltigkeit in der Tat eine ähnlich geringe Rolle oder sogar noch geringere Rolle zu spielen wie in Sotschi. Das gibt uns die Chance aufzuzeigen, wo die Stärken der Münchner Bewerbung liegen. 85 Prozent der Sportstätten sind bereits vorhanden, nur wenige würden temporär errichtet und gerademal ein Prozent müsste neu gebaut werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein anderer Bewerber solche Zahlen präsentieren kann.

Die Bewerbungen Oslos und wohl Östersunds dürften Ihnen mehr Sorgen bereiten.
Oslo oder Östersund sind ohne Zweifel sehr starke und ernstzunehmende Konkurrenten und sicher auch im Sinne der Nachhaltigkeit gute Bewerber.

Doch bevor München erneut ins Rennen gehen kann, muss erst die heimische Bevölkerung gewonnen werden. Wie stehen die Chancen, dass am Sonntag bei den Bürgerentscheiden viermal Ja rauskommt?
Die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass die Grundstimmung eine deutlich positive ist. Die entscheidende Frage ist: Wie viele Befürworter oder Gegner gehen tatsächlich zur Wahlurne?

Sie haben das Bewerbungskonzept nochmal in Richtung Nachhaltigkeit verbessert. Wundern Sie sich, dass sich trotzdem noch so viel Widerstand gegen Olympia regt?
Die Themen Flächenverbrauch und Nachhaltigkeit werden nur noch von einer ganz kleinen Gruppe negativ bewertet. Weil man erkennt, dass das Konzept in diesem Punkt kaum noch angreifbar ist. Nun werden von den Olympia-Gegnern neue Felder bestellt: Plötzlich rücken der berühmte IOC-Vertrag und die Grundsatzfrage, ob Großsportveranstaltungen überhaupt noch sinnvoll sind, in den Vordergrund. Bestimmte Kreise werden sich wohl niemals überzeugen lassen – auch nicht mit den besten Argumenten.

Was antworten Sie den Kritikern, die die Knebelverträge des IOC kritisieren?
Die Verträge sind vollkommen transparent und ausgewogen. Wir sollten nicht vergessen, dass das IOC einige Millionen für die Durchführung bereitstellt. Ich bin überzeugt: Mit einer gewissenhaften und verantwortungsbewussten Planung und Organisation lässt sich mit Olympischen Spielen auch Geld verdienen.

Wie soll das denn funktionieren?
Ich darf nur an die alpine Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen erinnern, bei der wir einen schönen Gewinn erzielen konnten, weil wir die Dinge professionell umgesetzt haben. Und bei der Biathlon-WM in Ruhpolding war es nicht anders. Ich sehe keinerlei Fragezeichen, dass uns das nicht auch bei Olympia gelingen sollte. Die Floskel, man sehe an Sotschi wie die Kosten bei Olympia explodieren, lasse ich nicht gelten. Es liegt in der Hand der Verantwortlichen, die Dinge eben nicht explodieren zu lassen.

Wann haben denn zuletzt Olympische Spiele Geld verdient?
Nach meinem Kenntnisstand gab es beim Durchführungsbudget in Vancouver und Turin gute Ergebnisse. Dass die Investitionen in die klassische Infrastruktur am Ende mehr Geld kosten, ist klar. Oft aber werden beide Budgets vermischt.

Ein Nein am Sonntag wäre auch das Aus für Winterspiele in München. Die Sommersportverbände würde einen dritten Anlauf nicht mehr unterstützen.
Ich weiß nicht, woher Sie diese Aussagen nehmen. Es gibt keine Beschlusslage, wie es nach einem ablehnenden Entscheid weitergeht.

Das Gespräch führte Benedikt Voigt.

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