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© dpa

Ski-Star Maier: Rücktritt? Welcher Rücktritt, bitte?

Österreichs Ski-Star Maier fährt nicht mehr – Fans, Verband und Sponsoren ignorieren das einfach.

Die guten Nachrichten kamen gegen Ende der Woche beinahe im Stundentakt. In Sölden hat es geschneit, meldete der österreichische Staatssender ORF am Donnerstag. In Sölden hat es noch mehr geschneit, hieß es am Freitag, die ersten Rennen des alpinen Ski-Weltcups könnten am nächsten Wochenende also problemlos ausgetragen werden. Zwischendurch versandte der Österreichische Skiverband (ÖSV) laufend Meldungen von der Einkleidung seiner Nationalmannschaft. Die Frauen und Männer würden formidabel ausgestattet in den Olympiawinter gehen, hieß es, und na klar, topfit seien sie auch.

Die ganze PR-Maschinerie hatte wohl nur einen Grund – sie sollte überdecken, dass am Dienstag dem Österreichischen Skiverband der mediale Superstar abhanden gekommen ist. Hermann Maier, der erfolgreichste österreichische Skirennfahrer aller Zeiten, hatte seinen Rücktritt erklärt. Im Olympiawinter fehlt dem Verband plötzlich eine Identifikationsfigur.

Diese Rolle war gerade in den vergangenen Jahren die wichtigste Aufgabe von Hermann Maier. Seit seinem Comeback nach dem schweren Motorradunfall 2001 war er nämlich gar nicht mehr der dominante Siegläufer von zuvor: Er gewann zwar immer noch hin und wieder Weltcuprennen, aber bei weitem nicht mehr im Stil seiner frühen Jahre. Vor allem im Riesenslalom, in dem sich die Weltelite in den vergangenen Jahren am stärksten entwickelt hat, fuhr Maier oft hinterher und war von Siegen oder Podestplätzen weit entfernt.

Doch bloß um Siege ging es bei Maier zumindest in der Wahrnehmung der Österreicher schon länger nicht mehr. Bei Maier war alles spannend, ob es nun eine gerade eben überstandene Erkältung war, sein Ausrüsterwechsel oder auch nur seine Probleme mit den neuen Skischuhen: Die Person Maier interessierte, und das Image, das vor allem der ÖSV und ein Werbepartner um ihn aufgebaut hatten, führte dazu, dass zumindest für die Österreicher es sogar spannend war, ob sich Maier bei einem Rennen unter den Top 20 einreihte oder eben nicht. Für Maier persönlich ist das durchaus positiv, da es ihm wohl auch nach seiner aktiven Laufbahn eine Karriere als Werbefigur ermöglicht. Der Marketingchef seines Werbepartners verkündete schon kurz nach Maiers Rücktritt, dass der Star auch weiter für seine Bank werben werde, weil er „eine Marke darstellt“.

Doch für den ÖSV, dessen Erfolge für Österreich fast noch wichtiger sind als Erfolge der Fußball-Nationalmannschaft, ist das bitter. 13 Mitglieder hat die Männer-Nationalmannschaft nach dem Rücktritt von Maier in diesem Olympiawinter. Jeder davon hat das Zeug zum Siegläufer, schließlich gehören zum Kader Stars wie Michael Walchhofer, Mario Matt oder Manfred Pranger. Und natürlich ist auch Benjamin Raich weiter im Kader, der erfolgreichste ÖSV-Läufer dieses Jahrzehnts, ein Allrounder, der von Slalom bis Abfahrt in jedem Wettbewerb gewinnen kann – sofern er nicht, wie so oft, ausscheidet.

Aber allen fehlt eben das Starpotenzial, das Maier hatte. Mit Ausnahme des Slalomläufers Rainer Schönfelder, der zumindest mit absurden Haarschnitten, halbpeinlichen Interviews und ganz peinlichen Aktionen (er trat im Vorjahr nackt zu einem Trainingslauf an) auffallen will, ist die neue Generation der österreichischen Skifahrer unglaublich zurückhaltend und geschmeidig. Das macht sie für Fans und Sponsoren unattraktiv.

Und deshalb wird es in Sölden für Österreichs Medien wohl doch nur ein Thema geben: Hermann Maier.

Markus Huber[Wien]

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