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Olympia im Blick. Dieser Zuschauer bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen dürfte nicht zu den Gegnern der Münchner Bewerbung gehören.

© dpa

Ski-WM: Gut organisierte Begeisterung

Die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen war vor allem ein gelungenes Fest für Fans und Sportler, die Olympiagegner blieben ruhig. Ob das für den Zuschlag für München 2018 reicht, ist jetzt die Frage.

Neulich ist es in Garmisch-Partenkirchen doch noch zu einer Begegnung mit Olympiagegnern gekommen. Gian-Franco Kasper ist sie passiert, der Präsident des Weltskiverbandes Fis traf auf einer Straße eine ältere Dame, die ihn vor lauter Begeisterung beinahe umarmt hätte. „Sie hat gesagt: Ich gratuliere, eine wunderbare Weltmeisterschaft“, berichtete Kasper später der „Süddeutschen Zeitung“, „aber tun’s mir einen Gefallen – keine Olympischen Spiele.“

Solche Aussagen waren jedoch die absolute Ausnahme bei der alpinen Ski-Weltmeisterschaft. Die Olympiagegner haben sich in den vergangenen zwei Wochen auffallend zurückgehalten, haben keine Proteste oder Widerstandsaktionen inszeniert. Für die Befürworter hingegen war diese WM ein weiteres Argument dafür, die Olympischen Winterspiele 2018 am 6. Juli in Durban unbedingt nach München und Garmisch-Partenkirchen zu vergeben. Wenn die Mitglieder der Evaluierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am 27. Februar nach München kommen, werden sie viele bunte Bilder von der WM vorgesetzt gekommen.

„Wir müssen jetzt nicht irgendetwas zeigen, was wir angeblich machen wollen“, sagt Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), „sondern wir können beweisen: So groß ist die Begeisterung hier, und deshalb fühlen sich die Athleten hier ganz besonders wohl.“ Tatsächlich erntete die WM viel Lob, mit rund 130000 Zuschauern war auch der Zuspruch gut. Es hätten sogar noch weit mehr Karten verkauft werden können, aber seit der Katastrophe von Duisburg, als es bei der Love-Parade mehr als 20 Tote gab, wurde das Sicherheitskonzept verschärft. So durften erheblich weniger Fans in die Skistadien als ursprünglich geplant. „Dieses modifizierte Konzept hat uns an Einnahmen rund 1,2 Millionen Euro gekostet“, sagte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Skiverbands (DSV). Hörmann saß am Samstagabend in der noblen Lounge des DSV-Hauptsponsors, auf der Bühne angestrahlt von grellem Scheinwerferlicht, und sagte trotzdem zufrieden: „Wenn es mit der Olympiabewerbung nicht klappen sollte, also dann lag es bestimmt nicht an der Ski-WM.“

Angela Merkel kam nur wegen der laufenden Olympiabewerbung

Dass viele Geschäftsleute trotzdem jammerten, dafür kann Hörmann nichts: Der Umsatz blieb weit unter den Erwartungen, die Fans starrten zwar in die Schaufenster, aber kauften wenig. Auch in einem anderen, durchaus bedeutsamen Punkt erwies sich die Realität anders als die Prognosen. Ein Verkehrskollaps werde Garmisch-Partenkirchen lahmlegen, hatten Kritiker erklärt. Das Gegenteil trat ein: Staus waren selten. Allerdings ist es schwer, dieses Bild auch auf Olympische Spiele hochzurechnen. Bei Olympia würden fünf mal mehr Entscheidungen in Garmisch-Partenkirchen fallen als bei der Ski-WM.

Die Medaillenzeremonien im Kurpark, die von Feuerwerken und Konzerten von Culcha Candela bis Christina Stürmer vor bis zu 50 000 Zuschauern eingerahmt wurden, hatten schon olympische Dimensionen. Aber das war ja ohnehin der Hintergrund dieser Ski-WM. Von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die bei der Eröffnungsfeier sprach, über Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bis zum DOSB-Präsidenten gaben Politik und Sportpolitik der WM eine Unterstützung, die sie ohne die zurzeit laufende Münchner Olympiabewerbung wohl nie erhalten hätte.

Die Kandahar-Strecke und der Slalomhang sind schon jetzt olympiatauglich. Weil sich die Verantwortlichen sechs Wochen vor dem Start mit einem Grundstückbesitzer, der einen Abschnitt im Zielbereich der Kandahar-Strecke besitzt, einigen konnten, dient die WM den Befürwortern auch als Beispiel dafür, wie der Streit mit den rund 50 Grundstücksbesitzern gelöst werden kann, die ihre Grundstücke für Olympia nicht zur Verfügung stellen wollen. „Ich bin zuversichtlich, dass das geklärt wird“, sagte der Bundesinnenminister, „die bayerische Staatsregierung hat nicht die Absicht, zu einer Enteignung zu kommen.“

Südkorea macht im Rennen um Olympia große Fortschritte

Da sind die Gegner allerdings anderer Meinung, und diese wollen sie der IOC-Evaluierungkomission auch mitteilen. Bach, der dieser Komission auch einmal angehört hat, findet das sogar richtig. „Ich hätte auch die Olympiagegner eingeladen und angehört, ich würde das im Sinne einer demokratischen Auseinandersetzung begrüßen“, sagte er.

Für die IOC-Mitglieder, die nach Annecy, Frankreich, gerade ihre Inspektion der Bewerberstadt Pyeongchang beendet haben, wird das eine neue Erfahrung. In Südkorea stießen sie auf ungeteilte Begeisterung. „Im Vergleich zu den beiden vorausgegangenen Bewerbungen haben wir großen Fortschritt gesehen“, sagt die Vorsitzende der Komission, Gunilla Lindberg. Die elf IOC-Mitglieder trafen zudem auf den südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-Bak und Premierminister Kim Hwang-Sik  und setzten damit München unter Zugzwang. „Wir erhalten auch eine große politische Unterstützung“, sagte Bach, „das sehen sie auch an den Garantien, die vom Bundestag beschlossen worden sind, und wir sehen es am Einsatz der Bundeskanzlerin.“

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