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Maria Riesch

© dpa

Ski-WM: Nach Sturz von Riesch: "Erwartungen sind geschrumpft"

Der Trainingssturz von Maria Riesch nagt an der Psyche der 24-jährigen Skifahrerin. Einziger kleiner Lichtblick: Vielleicht vermindert sich nun die Erwartungshaltung an die deutsche WM-Hoffnung.

Maria Riesch fand einen Tag nach ihrem schweren Trainingssturz wieder Vertrauen in den verletzten Körper und die angeknackste Psyche. Mit Schmerzmitteln sowie einer Portion Angst fuhr die 24-jährige Partenkirchenerin einen Tag nach ihrem schweren Sturz auf der vieldiskutierten WM-Strecke in Val d'Isère im Donnerstags-Training sicher ins Ziel. Ein wenig Selbstvertrauen kehrte bei der Medaillen-Hoffnung zurück.

Die Physiotherapeuten müssen es richten

Um die Blessuren am Körper muss sich vor der Super-Kombination an diesem Freitag (11 und 14 Uhr in der ARD und auf Eurosport) die medizinische Abteilung des Deutschen Skiverbandes (DSV) kümmern. "Die Erwartungen sind schon ein bisserl geschrumpft. Ich hoffe, dass die Physiotherapeuten meinen Körper so weit hinkriegen, dass das halbwegs funktioniert", sagte die zehnmalige Weltcup-Siegerin am Donnerstag. "Vielleicht ist es auch gar nicht so schlecht, wenn die etwas niedrigere Erwartungshaltung ein bisschen den Druck nimmt."

Die Innenbandzerrung im Knie und die Wirbelprellung stören laut Riesch mehr beim Gehen als bei der Fahrt, aber die benötigte Sicherheit für die volle WM-Attacke ist noch lange nicht wieder da. "Das nagt schon ein bisschen an der Psyche, gerade an so einem schwierigen Hang", sagte die 24-Jährige. Bang schauten die Eltern während der neuerlichen Fahrt ihrer Tochter den Berg hinauf und waren ebenso wie diese selbst bei der Zieleinfahrt erleichtert. "Es ist nicht ganz so einfach, einen Sturz gleich wieder aus dem Kopf herauszukriegen. Dementsprechend bin ich auch ein bisschen vorsichtiger gefahren heute", gestand Riesch.

Das Gros ist mit der Strecke überfordert

"Es ist schon eine sehr schwierige Strecke", so Riesch weiter und wies gleichzeitig auf die mit einem Kreuzbandriss verletzte Schwedin Jessica Lindell-Vikarby hin. "Es ist die Frage, ob das gerade bei einer WM so sein muss. 70 Prozent der Leute sind überfordert."

Nach schweren Stürzen von Riesch und Andreas Strodl hatte auch der deutsche Alpindirektor Wolfgang Maier Kritik am Schwierigkeitsgrad und der Präparierung geübt. "Das, was sie hier ausgewählt haben, ist am obersten, obersten, obersten Limit. Und ich kann mich nicht erinnern, dass man - speziell bei den Männern - mal so eine brutale Form der Präparation gewählt hat." Trotz des Sturzes von Maria Riesch auf der schwierigen Strecke versuchte Maier schnellstmöglich zur Normalität überzugehen. "Flapsiger und easy", so der Alpindirektor, wolle man mit der Thematik umgehen. "Weg vom Crash und weg von der Erwartung", formulierte er die Devise.

Vonn ist die große Favoritin

Nach dem letzten Training vor der Kombi, vor der sich Maria Riesch noch einmal am frühen Freitagmorgen behandeln lassen wollte, bleibt die Slalom-Weltcup-Führende die große Medaillen-Hoffnung, denn nach einem Trainingsrückstand von 4,04 Sekunden ist von Gina Stechert (Oberstdorf) nichts zu erwarten. Im Abfahrtstraining war Riesch 2,65 Sekunden langsamer als die Schnellste, Lindsey Vonn. Die Amerikanerin ist nach dem Sieg im Super-G die große Favoritin auf den Titel beim Wettkampf am Freitag aus Abfahrt und Slalom.

Während Vonn sich durch die Trainingsbestleistung auch in die Favoritenrolle die Abfahrt am Sonntag schob, hatte der erste Herren-Übungslauf wegen eines eingebremsten Zielsprungs keine volle Aussagekraft. Die schnellste Zeit wurde bei schwierigen Sichtverhältnissen für den Österreicher Christoph Gruber gestoppt. Stephan Keppler aus Ebingen wurde mit einem Rückstand von 5,80 Sekunden als 21. geführt. Die WM-Entscheidung in der Königsdisziplin soll am Samstag stattfinden, aber eine prognostizierte Wetterverschlechterung könnte zu einer Verschiebung führen.

Riesch bleibt bei der WM weiter im Rennen, dafür heißt es für Andreas Strodl Kofferpacken. Der 21 Jahre alte Abfahrts-Junior muss nach seinem Sturz beim Super-G wegen einer Knieverletzung eine zehntägige Pause einlegen und vorzeitig abreisen.

Christian Kunz, Michael Becker[dpa]

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