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Skispringen - Werner Schuster

© dpa

Skispringen: Die Deutschen sind wieder wer

Bundestrainer Werner Schuster weckt bei den deutschen Skispringern den Glauben an bessere Zeiten. Nach der Vierschanzentournee trauen sie sich auch eine Medaille bei der WM im Februar in Liberec zu.

Es muss an den beiden österreichischen Bekannten gelegen haben, dass Werner Schuster plötzlich etwas offener redete. „Und“, hatten sie den deutschen Bundestrainer mit österreichischem Pass in der Turnhalle der Pädagogischen Hochschule Innsbruck gefragt, „wie ist es in Deutschland?“ Er spüre Vertrauen, antwortete Werner Schuster, „aber ich bin noch recht frisch, wenn du ein Toni Innauer oder ein Mika Kojonkoski bist, hast du vom Namen her mehr Spielraum.“

Schuster steht für eine Trendwende

Seit der Vierschanzentournee besitzt auch der Name „Werner Schuster“ in Deutschland einen größeren Spielraum. Er steht für eine Trendwende im deutschen Skispringen, und der Skisprungtrainer, der in Innsbruck Sport und Psychologie studiert hat, weiß das auch. „Diese Ergebnisse helfen enorm“, sagte Werner Schuster, „du brauchst das Vertrauen der Stützpunkte, Vereinstrainer, von Skiverband und Medien, die müssen alle das Gefühl haben, dass es etwas werden könnte.“

Unter Rohwein waren die Ergebnisse nicht schlechter - aber die Stimmung

Dass Außenwelt und Springer dieses Gefühl wieder haben, ist vielleicht die größte Leistung der vergangenen zwei Wochen. „Wir sind mehr als zufrieden, die Mannschaft hat sich toll präsentiert“, sagte DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. Verglichen mit den großen Zeiten des deutschen Skispringens im Jahr 2002 fallen die Leistungen der letzten zwei Wochen allerdings klar ab. Kein deutscher Springer hat die Tournee gewonnen, kein deutscher Springer hat einen Wettbewerb gewonnen, beste Platzierung war ein dritter Platz von Martin Schmitt. Ein Rang, den Michael Neumayer in der Gesamtwertung des vergangenen Jahres auch belegt hatte. Blickt man nur auf die besten zehn, war das Tourneegesamtergebnis im letzten Jahr sogar etwas besser. Damals belegten Michael Neumayer und Martin Schmitt die Ränge drei und acht, in dieser Saison sind es die Plätze zehn und vier. Widrige Bedingungen hatten dieses Klassement begünstigt – und, was schlimmer war, unter Bundestrainer Peter Rohwein war das Gefühl, dass es etwas werden könnte, abhandengekommen. Weshalb Werner Schuster ihn im März ablöste.

Er installierte ein neues Nachwuchssystem und leitete den Stimmungsumschwung ein. Eine erste Bewährungsprobe erlebte er in Garmisch-Partenkirchen, als Martin Schmitt nicht wie erhofft auf das Podest geflogen war und Michael Neumayer vor den Kameras seine Wut über seine Leistung ausließ. „Da waren Führungqualitäten gefragt“, sagte Werner Schuster. Es folgten längere Gespräche, anschließend sprang Martin Schmitt auf Platz drei.

Mit den Erfolgen wächst der Druck

Inzwischen ist wieder die Rede von Medaillen bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Liberec im Februar. In den letzten Jahren hatte das deutsche Team auf Ausrutscher der Gegner im Teamwettbewerb hoffen müssen. „Jetzt ist eine WM-Medaille absolut in Sichtweite“, sagte Werner Schuster. In Liberec gibt es nun einige Möglichkeiten, zum Glück zu fliegen: Martin Schmitt kann bei der Vergabe der Einzelmedaillen ein Wort mitreden, zudem besitzt das Team in beiden Mannschaftswettbewerben Chancen.

Mit den Erfolgen wächst auch der Druck. Bisher hatte das Trainerteam, das der neue Sportliche Leiter des Deutschen Skiverbandes, Horst Hüttel, installiert hat, Aufbauarbeit erledigt. In Ruhe würde Werner Schuster gerne weiterarbeiten, doch das könnte schwieriger werden. Nun, da das Skispringen wieder mehr im Blickpunkt steht. Werner Schuster weiß das auch, er sagt: „In letzter Konsequenz kann man die Geister nicht verscheuchen, die man gerufen hat.“

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