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In die Lücke geflogen. Nach dem Sturz von Richard Freitag nutzte Andreas Wellinger seine Chance und wurde bei der Vierschanzentournee Zweiter.

© Daniel Karmann/dpa

Skispringen: Gemeinsam zu Medaillen

Das deutsche Skisprung-Team ist in Topform. Nach Platz zwei von Andreas Wellinger bei der Vierschanzentournee soll es bei der WM und Olympia noch weiter gehen.

Andreas Wellinger zog seine Mütze vor Grand-Slam-Sieger Kamil Stoch, dann genoss er mit dem Überflieger die beiden Siegerehrungen auf dem Podest von Bischofshofen. „Ich bin einfach ein geiler Typ“, sagte Wellinger mit einem dicken Grinsen: „Unfassbar. Ich hätte nie gedacht, dass es so ausgeht. Das ist auch für Richie und das ganze Team.“ Mit einem dritten Platz beim Finalspringen der 66. Vierschanzentournee sicherte Team-Olympiasieger Wellinger überraschend Platz zwei in der Gesamtwertung hinter dem alles überragenden Stoch. Der Pole gewann als zweiter Flieger der Tournee-Geschichte nach Sven Hannawald alle vier Springen.

Obwohl sich die Hoffnung auf den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit Hannawalds Triumph vor 16 Jahren nicht erfüllte, herrschte im deutschen Team allgemeine Zufriedenheit über das Resultat. Schließlich musste der große Hoffnungsträger Richard Freitag nach seinem Sturz von Innsbruck vorzeitig abreisen und der am Knie verletzte Vorflieger Severin Freund war gar nicht erst angetreten. Ohne zwei Top-Leistungsträger gelang trotzdem eines der besten Tournee-Resultate in diesem Jahrtausend. „Diese schwierige Tournee ist am Ende eine gute Geschichte mit Happyend für uns“, sagte Bundestrainer Werner Schuster.

Auch ohne Freitag flogen fünf deutsche Springer in die Top 18 der Gesamtwertung. Vier davon – Wellinger (2.), Markus Eisenbichler (7.), Karl Geiger (11.) und Constantin Schmid (18.) – schafften das beste Tournee-Resultat ihrer Karriere. Eine echte Ansage mit Blick auf den Teamwettbewerb bei den Olympischen Spielen im Februar. Dazu stand bei jedem der vier Springen ein deutscher Flieger auf dem Podest: Richard Freitag belegte Platz zwei in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen, Wellinger wurde in Innsbruck und Bischofshofen Dritter. „Andreas Wellinger ist immer dann da, wenn er gebraucht wird. Er wächst an seinen Aufgaben“, sagte Schuster.

In Oberstdorf findet die Skiflug-WM statt

Schon im vorigen Winter war er nach der Knieverletzung von Severin Freund ganz selbstverständlich in die Führungsrolle im deutschen Team geschlüpft. Bei der Weltmeisterschaft führte er die Mannschaft zum Mixed-Titel und gewann zweimal Einzel-Silber. Diesmal vertrat Wellinger seinen Teamkollegen Richard Freitag bei den beiden Tourneespringen in Österreich als Führungsfigur. „Ich bin in seine Rolle geschlüpft. Es ist so bitter für Richie, er war in so einer geilen Form und hätte sich bis zum Ende ein Duell mit Kamil geliefert“, sagte Wellinger. „Ich hoffe, dass ich bald schon mit Richie zusammen auf dem Podest stehe.“

Richard Freitag kuriert in seiner Wahlheimat Oberstdorf die schmerzhafte Hüftprellung aus, die er sich bei seinem Sturz in Innsbruck zugezogen hat. Anfang der Woche wird sich nach weiteren MRT-Untersuchungen entscheiden, ob er schon am Wochenende beim Skifliegen am Kulm sein Comeback feiern wird. „Ich hoffe, dass Richie bald zurückkommt und wir zusammen die Polen ärgern können“, sagte Markus Eisenbichler.

Schließlich steht die Skiflug-Heim-Weltmeisterschaft im heimischen Oberstdorf (18. bis 21. Januar) als nächstes Highlight vor der Tür. Dort hält Andreas Wellinger mit 238 Metern den Schanzenrekord. „Andreas nähert sich immer weiter seiner Topform. Mit ihm wird zu rechnen sein. Und Richard Freitag wird uns hoffentlich auch wieder verstärken“, sagt Chefcoach Schuster. Zwei Deutsche wollen die Revanche gegen den nicht gerade als Skiflug-Experten geltenden Stoch.

Lars Becker

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