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Skispringen: Katerstimmung im deutschen Team

Mit langen Gesichtern traten die deutschen Skispringer nach der Vierschanzentournee die Heimreise an. Statt des erhofften Befreiungsschlages gab es beim ersten Saison-Höhepunkt Nackenschläge.

Bischofshofen - Knapp sieben Wochen vor den Weltmeisterschaften in Sapporo haben die Ergebnisse der deutschen Springer für Katerstimmung im Team von Bundestrainer Peter Rohwein gesorgt. Kein Podestplatz und die Gesamtränge 9, 14 und 24 bedeuteten das schwächste Abschneiden seit 1991/92. "Ich verstehe die Kritik, weil die Situation entsprechend ist. Wir dürfen jetzt aber nicht den Fehler machen, dem Podestplatz mit Macht hinterherzurennen", sagte Rohwein.

Obwohl der erhoffte Durchbruch bei der 55. Tournee-Auflage ausblieb, halten der Coach und die Athleten beinahe trotzig an dem vor Saisonbeginn ausgegebenen WM-Ziel fest. "Wir wollen dort vorne dabei sein und um eine Mannschafts-Medaille mitspringen. Michael Uhrmann ist immer noch ein Anwärter auf Podestplätze, Martin Schmitt kann Ergebnisse um Platz zehn erreichen", urteilte Rohwein und redete die Situation damit schön.

Meilenweit hinter der Weltspitze

Nicht ganz so rosig schätzte Schmitt die Lage ein. "Ich springe unter meinen Möglichkeiten, mir fehlt das Selbstvertrauen. Mein Niveau reicht aus, ich muss es aber auch im Wettkampf abrufen. Ich muss Geduld haben und werde jetzt nicht in Panik verfallen", sagte der Schwarzwälder.

Wie Schmitt hinken alle DSV-Springer der Weltspitze meilenweit hinterher, die Tournee-Überflieger Anders Jacobsen und Gregor Schlierenzauer scheinen gar Lichtjahre entfernt. Zudem fehlt im Hinblick auf die Team-Entscheidung bei der WM ein vierter Mann. "Ich rechne immer noch mit Georg Späth. Er ist ein Joker", sagte Rohwein. Da Späth seit dem Sommer im Formtief versunken ist und auch Christian Ulmer derzeit keine Alternative darstellt, hält der in Not geratene Bundestrainer dem erst 16-jährigen Felix Schoft die WM-Tür offen. "Wenn er bei der Junioren-WM vorne dabei ist, nehme ich ihn vielleicht mit", erklärte Rohwein.

"Wir haben die Entwicklung von Talenten verschlafen"

Etwas neidisch schielt er auf den Nachbarn Österreich, der beim Finale in Bischofshofen mit 14 Springern vertreten war und momentan die mit Abstand beste Mannschaft stellt. "Die haben eine ganz andere Basis. Wir haben die Entwicklung von Talenten verschlafen, dafür müssen wir jetzt büßen. Der DSV tut seit dem Frühjahr zwar alles, aber man kann nicht erwarten, dass dies innerhalb eines Jahres Früchte trägt", erklärte Rohwein.

Bereits am Mittwoch fährt er mit seinem dreiköpfigen Mini-Team zum Skiflug-Weltcup nach Vikersund, wo die heiße Vorbereitung auf die WM beginnt. "Jeder hat Druck, mehr machen zu müssen, weil wir nur noch zu dritt da stehen", sagte Uhrmann, der die Titelkämpfe trotz seiner durchwachsenen Saison-Leistungen noch nicht abgeschrieben hat. "Ich springe derzeit nicht besonders gut, dennoch schaffe ich Top-Ten- Platzierungen. Bei der WM zählen nur Medaillen, das ist mein Ziel. Im Team-Wettbewerb müssen wir allerdings einiges zulegen", erklärte der 28 Jahre alte Bayer. (Von Eric Dobias, dpa)

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