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Morgenstern

© dpa

Skispringen: Morgenstern schwebt über allen

Thomas Morgenstern startet als großer Favorit in die Vierschanzentournee. Der Österreicher jagt Sven Hannawalds Rekord.

So einen Auftritt hatte noch kein Skispringer im Haus Oberstdorf. Hier präsentieren sich die Athleten mit Skioverall und Sponsorenmütze, nach einem Wettbewerb erscheinen sie sogar im ausgebeulten Sprunganzug im Kurhaus. Am Freitagabend aber lief Thomas Morgenstern in einem dunkelbraunen Sakko, schwarzem Hemd und Krawatte durch die Reihen. Dass er mit den österreichischen Springern, die sich ähnlich herausgeputzt hatten, verspätet zur Eröffnungspressekonferenz erschienen war, verstärkte noch den ungewöhnlichen Auftritt. „Wir wollten mal etwas anderes machen“, sagte Thomas Morgenstern und grinste. Besser lässt sich Selbstbewusstsein nicht ausdrücken.

Man brauchte nach diesem Auftritt eigentlich gar nicht auf das Gesamtklassement blicken, um zu wissen, wer mit welcher Nation den Weltcup im Skispringen anführt. Thomas Morgenstern liegt einsam in Front, dahinter folgen noch drei weitere Österreicher. Der 21-jährige Doppelolympiasieger ist auch der große Favorit für die Vierschanzentournee, die heute in Oberstdorf (16.30 Uhr, live im ZDF), beginnt. Von sieben Weltcupspringen in dieser Saison hat Morgenstern sechs gewonnen, erst beim letzten Springen in Engelberg konnten ihn der Schweitzer Andreas Küttel und der Österreicher Gregor Schlierenzauer auf den dritten Platz verweisen. Der extrovertierte Morgenstern kann auch diesem Punkt etwas Positives abgewinnen: „Es war gut, dass die Serie gerissen ist, jetzt muss ich mich auf die Spekulationen auf einen Vierfachsieg bei der Vierschanzentournee einlassen.“

Insgeheim hofft er allerdings durchaus darauf, den bisher einmaligen Rekord von Sven Hannawald aus dem Jahr 2002 zu wiederholen. „Ich weiß, dass ich gut drauf bin“, sagt Thomas Morgenstern, „die vier Schanzen liegen mir auch.“ Er hofft auf einen guten Start heute, „dann ist einiges drin“. Doch im Skispringen ist Erfolg nicht unbedingt planbar, zu abhängig sind die Athleten von äußeren Bedingungen wie einer Windböe oder Schnee in der Spur. „Das Wetter muss natürlich mitspielen“, sagt Thomas Morgenstern, „der Sven Hannawald ist damals bei super Verhältnissen gesprungen.“ Seinen Gesamtsieg scheint er gar nicht so richtig in Frage zu stellen.

Dabei ist es bereits neun Jahr her, seit Andreas Widhölzl als letzter Österreicher die Vierschanzentournee gewinnen konnte. Doch falls Morgenstern nicht gewinnt, dürfte wohl einer seiner Landsleute ganz vorn sein. Gregor Schlierenzauer, Wolfgang Loitzl und Andreas Kofler sind die nächstfolgenden in der Weltcupwertung. „Ich hoffe, dass wir uns gegenseitig beflügeln“, sagt Thomas Morgenstern. Am ehesten dürften noch der Schweizer Andreas Küttel, der Routinier Janne Ahonen oder einer der norwegischen Springer der starken österreichischen Mannschaft Konkurrenz machen. Ein deutscher Springer scheint aufgrund der schwachen Ergebnisse im Weltcup nicht dazu im Stande.

Seine aktuellen Erfolge kann Thomas Morgenstern einfach erklären. „Ich habe einfach keine Probleme gehabt im Sommer“, sagt er, „ich konnte mich einfach auf meinen Sport konzentrieren.“ Zu seiner Unbekümmertheit kommt auch das Talent, das er bereits bei seinem Olympiasiegen in Turin von der Großschanze und mit der Mannschaft demonstriert hat. Unter Erfolgsdruck fühlt er sich trotz seiner Siegesserie nicht. „Den größten Druck mache ich mir schon selber“, sagt er, „am Ende bin ich immer ganz allein da oben.“ Doch womöglich ist auch sein Selbstbewusstsein zu erschüttern. Sein Outfit vom Freitagabend jedenfalls erinnerte eher an einen Teenager vom Lande, der sich für den Besuch der Dorfdiskothek herausgeputzt hat. Auch Morgenstern schien sich seines Stils nicht ganz sicher. „Sieht doch ganz gut aus, oder?“, fragte er ins Publikum. Eine Antwort blieb aus.

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