zum Hauptinhalt
Nur Zuschauer. Ronnie O’Sullivan wird seinen Titel in Berlin nicht verteidigen.

© picture alliance / dpa

Snooker ohne Ronnie O'Sullivan: Der Titelverteidiger fehlt im Tempodrom

Mit Ronnie O’Sullivan ist der Superstar des Snooker beim German Masters im Tempodrom nicht am Start – das Interesse der Fans an der Sportart ist dennoch ungebrochen.

Dem Weltmeister war langweilig. Und so mistete Ronnie O’Sullivan kürzlich auf einem Bauernhof in der Nähe von Essex ganz freiwillig Schweineställe aus, reparierte Zäune und versuchte sich als Handwerker. „Ich musste irgendetwas tun, um morgens aus dem Bett zu kommen. Also habe ich mich dazu entschieden“, berichtete der vormals beste Snookerspieler der Welt dem britischen Boulevardblatt „Sun“.

O’Sullivan hat die Zeit dafür, denn seinem Sport geht er derzeit nicht nach. Im Herbst sagte der 37-jährige Engländer für die komplette Saison ab, um persönliche Angelegenheiten zu regeln. Damit wird er auch beim German Masters im Tempodrom fehlen, das von heute an bis Sonntag ohne den Titelverteidiger stattfindet. O’Sullivan leidet seit Jahren an Depressionen, seine Stimmung wechselt binnen kürzester Zeit krankheitsbedingt zwischen Glückseligkeit und tiefer Traurigkeit.

Dem Sieg von 2012 beim einzigen deutschen Weltranglistenturnier ließ O’Sullivan wenige Monate später seinen vierten Weltmeistertitel folgen, bevor er die Snookerszene vor dem Start der neuen Saison mit seiner Auszeit verblüffte. „Ronnie ist ein großartiger Spieler und wir hoffen, dass er bald zurückkehrt. Aber wir respektieren die Gründe für seine Pause“, sagt Ivan Hirschowitz, der Pressechef des Weltsnookerverbandes.

Nach dem Rücktritt von Rekordweltmeister Stephen Hendry verlor der Snookersport damit binnen kürzester Zeit seine zwei wichtigsten Zugkräfte. Doch von einem nachlassenden Interesse ist nichts zu spüren. Die Einschaltquoten im britischen Fernsehen seien genauso stabil wie die Zahl der verkauften Tickets für die einzelnen Turniere, erklärt Hirschowitz. Erst kürzlich verlängerte die BBC ihren Fernsehvertrag und wird weiter Snooker übertragen.

Einen Start bei der WM im April lässt sich O'Sullivan noch offen

Auch das German Masters muss sich keine Sorgen um den Zuschauerzuspruch machen. „Die Absage von Ronnie O’Sullivan für diese Saison hat keinen wirklichen Einfluss auf den Vorverkauf“, sagt Thomas Cesal vom Veranstalter Snookerstars. Die Kartennachfrage sei bisher genauso hoch wie zum vergleichbaren Zeitpunkt des vergangenen Jahres. Cesal zufolge konnten bislang bereits 13 500 Tickets verkauft werden. Allerdings hätte es 2012 „einen spürbaren Run auf Karten an der Tageskasse gegeben, nachdem O’Sullivan wieder eine Runde überstanden hatte“.

Im Gegensatz zu anderen Sportarten, erfreut sich Snooker auch nach dem Abtritt des vermeintlich größten Stars anhaltender Beliebtheit beim deutschen Fernsehpublikum, wie Eurosport-Kommentator Rolf Kalb bestätigt: „Der Attraktivität des Programms hat das Fehlen von O’Sullivan keinen Abbruch getan. Unsere Einschaltquoten sind teilweise sogar besser als im Vorjahr.“ Allerdings gäbe es von Zuschauerseite immer wieder Fragen nach Ronnie O’Sullivan. Auch nach einem möglichen Comeback.

Tatsächlich nährte der die Spekulationen selbst durch einen Besuch des Masters-Turniers in London vor einigen Wochen. Möglicherweise ist eine Rückkehr noch in dieser Saison doch nicht völlig ausgeschlossen. Bis zum 28. Februar muss sich O’Sullivan entscheiden, ob er seinen Weltmeistertitel im April in Sheffield verteidigen will. So lange lässt ihm der Weltverband ein Hintertürchen offen. Und es ist auch nicht so, dass O’Sullivan sein Queue überhaupt nicht mehr in die Hand nehmen würde. „Ich spiele alle paar Wochen im Haus meiner Mutter ein wenig Snooker“, sagte er der „Sun“.

Seine Konkurrenten würden ein Comeback begrüßen. „Es wäre schade, wenn er als Titelverteidiger nicht bei der WM antreten würde“, sagt Mark Selby. Der ist als aktueller Weltranglistenerster nun Favorit – zunächst auf den Turniersieg in Berlin.

Zur Startseite