zum Hauptinhalt
Augen zu und durch. Über Mark Selby sprechen selbst die Konkurrenten voller Ehrfurcht. Ab heute geht es für die besten Snookerprofis in Sheffield um den WM-Titel.

© Anna Gowthorpe/dpa

Snooker-WM in Sheffield: Mark Selby ist plötzlich wieder Favorit

Zu Saisonbeginn brach sich Mark Selby bei einem Haushaltsunfall den Zeh. Jetzt ist der englische Titelverteidiger rechtzeitig vor der WM in Sheffield wieder in Form.

Am Anfang waren die Schmerzen. Vor dem Beginn der Snooker-Saison 2017/18 krachte Mark Selby beim Training im eigenen Haus ein schwerer Glasschmuck auf seinen Fuß. Selbys große Zehe war gebrochen und der Weltmeister musste die ersten Wochen in der neuen Spielzeit verletzt pausieren. Dabei hatte er noch Glück im Unglück, wie er selbst erzählte: „Der Arzt sagte zu mir, dass ich den Zeh auch hätte verlieren können.“ Als Selby wieder spielen konnte, fand er allerdings nie so recht zu seiner Form. In Berlin beispielsweise war beim German Masters im Tempodrom schon nach der ersten Runde Schluss. Kurz vor der Weltmeisterschaft, in die er am Samstag in Sheffield gegen seinen englischen Landsmann Joe Perry startet, ist Selby aber wieder bester Laune. Bei den China Open, dem letzten Turnier vor dem Saisonhöhepunkt, gewann er den Titel und ist nun wieder WM-Favorit.

Drei der letzten vier Weltmeisterschaften hat der mittlerweile 34-Jährige gewinnen können. Ronnie O'Sullivan bescheinigt seinem Rivalen das beste Nervenkostüm aller Profis. „Er gewinnt Spiele und Turniere, selbst wenn er nicht in Topform ist“, sagte er der BBC. Dabei ist Selby am Snookertisch längst nicht so genial wie der exzentrische O'Sullivan, aber das Spiel mit den 15 roten und sechs farbigen Kugeln wird nun mal zu einem Großteil auch im Kopf entschieden. Erst recht in Sheffield, wo die Topspieler bis zu zweieinhalb Wochen mental enorm gefordert werden.

Schon in der ersten Runde sind für das Weiterkommen zehn gewonnene Frames nötig, im Finale am 6. und 7. Mai sind es sogar 18. Selby gewann das Endspiel im Vorjahr 18:15 gegen Altmeister John Higgins. Der gilt selbst als einer der besten Taktiker unter den Profis, scheiterte 2017 aber an Selbys anderer großer Stärke: „Sein Sicherheitsspiel ist aus Granit. Selbst wenn du ihn in eine schwierige Lage bringt, kann er sich trotzdem immer irgendwie befreien.“

Die Fans träumen vom Finale Selby gegen O'Sullivan

Higgins und Selby könnten bei der WM 2018 im Viertelfinale aufeinandertreffen, O'Sullivan und Selby allerdings erst im Finale. Es wäre das Traum-Endspiel, auf das viele hoffen. Hier der fünfmalige Weltmeister, dort der Titelverteidiger mit drei Siegen. O'Sullivan war in dieser Saison mit fünf Erfolgen bei Ranglistenturnieren der stärkste Spieler. In der Weltrangliste ist er von Platz 14 wieder auf Position zwei geklettert, mit der UK Championship hat er das zweitwichtigste Turnier des Jahres für sich entscheiden können. „Diese Saison habe ich mich sehr auf mein Spiel konzentriert, und die Ergebnisse haben mir recht gegeben“, sagte er im Vorfeld der WM.

Sein Erstrundenmatch in Sheffield hat es allerdings in sich. Mit Steven Maguire aus Schottland trifft er auf einen gefährlichen Gegner, der ihm gleich alles abverlangen wird und bereits drei Qualifikationsmatches hinter sich hat. Einst standen sich beide beim German Masters 2012 im Finale gegenüber, damals gewann O'Sullivan knapp.

Der aktuelle Champion des bedeutendsten deutschen Turniers wird ebenfalls häufiger als einer der Favoriten genannt: Mark Williams. Dieser verblüffte sich in der Saison mit seinen Leistungen selbst. Noch vor ein paar Monaten hatte der Waliser über ein Karriereende nachgedacht. Nun könnte er seinen bisher zwei WM-Titeln vielleicht sogar einen dritten hinzufügen, zumindest stehen seine Chancen so gut wie lange nicht mehr. In Berlin sprach er nach seinem Titelgewinn davon, dass es „unfassbar“ sei, dass er bei der WM in diesem Jahr nicht einfach nur dabei sein wird, sondern mit dem Glauben in das Turnier geht, es auch gewinnen zu können. Sogar gegen Mark Selby, denn Williams ist als ehemaliger Amateurboxer zumindest mal genauso schmerzerprobt.

Zur Startseite