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SÖREN MACKEBEN, Wasserballer: Die orangenen Bademäntel bleiben im Schrank

Die Idee mit den orangefarbenen Bademänteln hatte ich irgendwann im März, glaube ich. Vom Konflikt in Tibet war zu dieser Zeit ja überall zu lesen.

Die Idee mit den orangefarbenen Bademänteln hatte ich irgendwann im März, glaube ich. Vom Konflikt in Tibet war zu dieser Zeit ja überall zu lesen. Die Bademäntel sollten dann als Symbol wirken, als Solidaritätserklärung im Farbton der tibetischen Mönche. In der Nationalmannschaft wurde schon gewitzelt: Wir könnten uns vor den womöglich aufgebrachten Chinesen ja damit erklären, dass wir Fans der holländischen Nationalmannschaft sind. Oder, dass uns die Berliner Stadtreinigung sponsert. Aber so weit wird es nicht kommen. Die Bademäntel bleiben im Schrank.

Und das habe ich mir reiflich überlegt. Nachdem ich meine Idee öffentlich gemacht hatte, wollten die Interview-Anfragen gar nicht mehr aufhören. Ich war also gezwungen, mich mit dem Thema intensiver auseinander zu setzen. Und dabei habe ich schnell gemerkt, dass ich eigentlich überhaupt nichts darüber wusste. Ich hatte die Komplexität der Sache total unterschätzt. Zudem kannte ich die geschichtlichen Hintergründe überhaupt nicht. Schließlich bin ich auf ein Interview im Tagesspiegel mit dem chinesischen Botschafter Ma Canrong gestoßen. Ich habe ihn um ein Gespräch gebeten und er hat sich tatsächlich eine Stunde Zeit für meine Fragen genommen. Danach bin ich nicht aus dem Raum gegangen und habe alles, was in China passiert, für gut befunden. Aber für mich war endgültig klar: Es gibt nicht nur schwarz oder weiß, damit machen wir es uns viel zu einfach.

Genau deshalb wären die Bademäntel das falsche Signal gewesen. Eine schlichte Provokation, die Chinesen hätten danach sicher nicht offen mit uns geredet – sie wären verbittert gewesen. Der Sport aber sollte Brücken bauen, anstatt diese einzureißen. Natürlich bin ich für die Einhaltung der Menschenrechte und natürlich bin ich für Meinungsfreiheit. Aber wir müssen uns differenziert damit auseinander setzen und unsere Vorstellungen kommunizieren, anstatt die Leute vor den Kopf zu stoßen. Deshalb unterstütze ich auch weiterhin Initiativen, die sich mit Argumenten für die Menschenrechte in China einsetzen. Wir sollten uns aber auch mit der Situation in anderen Regionen beschäftigen. Was passiert zum Beispiel in Darfur? Dafür interessiert sich leider kaum jemand. Dort finden halt keine Olympischen Spiele statt.

Sören Mackeben, 29, spielt für Spandau 04 und erreichte mit der Nationalmannschaft 2004 in Athen den fünften Platz.

Aufgezeichnet von Ingo Schmidt-Tychsen.

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