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Sport: Solide wie ein Passat

Wolfsburg versucht es mit mehr Realitätssinn

Was ist neu?

Ja, was eigentlich? Die Wolfsburger haben auch in diesem Jahr ihre Firmen-Connection nach Südamerika spielen lassen und zwei Argentinier verpflichtet. Der VfL hat wie im Vorjahr (D’Alessandro) einen prominenten Mann fürs Offensivspiel (Thomas Brdaric) präsentiert. Und bis auf Fernando Baiano, der Rio de Janeiro dem Mittellandkanal vorzog, hat kein wichtiger Spieler den Klub verlassen. Alles beim Alten also? Nicht ganz.

Der VfL hat gelernt und tritt bescheidener auf. Der smarte, aber erfolglose Trainer Jürgen Röber wurde in der Rückrunde der vergangenen Saison gegen den langweilig wirkenden Mann im Trainingsanzug, Erik Gerets, eingetauscht. Von Champions League redet nun niemand mehr, sogar Manager Peter Pander formuliert die Ziele vorsichtig und rechnet mit „Platz fünf bis acht“.

Schon die Transfers zeigen, dass der VfL in diesem Jahr weniger nach der großen Publicity trachtet und stattdessen erst einmal die Schwächen der Mannschaft beheben will. Und die liegen im Defensivbereich. Mit Kevin Hofland (PSV Eindhoven) hat der VfL einen guten Mann für die unsichere Innenverteidigung verpflichten können. Mit Facundo Quiroga (26) und Oscar Ahumada (21) kommen zwei argentinische Defensivspieler hinzu. Die kennt zwar keiner, ihnen wird aber Können nachgesagt. Mit André Lenz (1860 München) hat der VfL nun auch einen zweiten Torhüter verpflichtet, der Simon Jentzsch ohne Sorgen vertreten kann. Alle Transfers waren notwendig angesichts von 61 Gegentoren in der vergangenen Saison. Im Spielaufbau kann Marian Hristow (Kaiserslautern) D’Alessandro entlasten. Kurzum: Einiges ist neu – nur nicht mehr so pompös.

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Wer ist der Star?

Eigentlich Andres D’Alessandro. Doch der fällt im August aus, weil er mit Argentinien bei Olympia antritt. Trainer Gerets hat gemault: „Ich weiß nicht, was das für Cowboys sind da drüben! Die Spieler verdienen bei uns ein Vermögen, und dann sind sie sieben Wochen nicht zu sehen.“ Argentiniens Fußballverband hat das herzlich wenig interessiert. Wenn nun D’Alessandro nicht da ist, wer ist der Star? Deutsche taugen nach der EM nicht zu Stars, deshalb fällt der Kandidat Brdaric raus. Bleibt Kevin Hofland. An dem Niederländer waren vor zwei Jahren Manchester United und AC Mailand interessiert. Doch dann zog er sich einen Sehnenriss im Knöchel zu und fiel lange aus. Gerets hat ihn in Eindhoven einst zum Nationalspieler gemacht und will ihm erneut behilflich sein. Der 25-Jährige könnte ein interessanter Mann für die Liga werden.

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Was ist möglich?

Der Kader ist ausgeglichen, der Trainer erfahren, das Management ruhig. So unaufgeregt dürfte sich der VfL auch durch die Saison kicken. Ein gutes Beruhigungsmittel für alle VW-Angestellten, die wegen Hartz IV und Golf V schon Zweifel hatten, ob in Wolfsburg noch etwas Schönes produziert wird. Der VfL ist so solide wie ein Volkswagen Passat.

André Görke

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