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Sport: Sommerspiele 2004: Schnecken in Athen

"Was wir ganz sicher nicht im Überfluss haben, ist Zeit", sagt Jacques Rogge. Der Koordinator des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für die Sommerspiele 2004, der sich in Athen ein Bild über den Stand der Olympia-Vorbereitungen zu machen versuchte, will seine griechischen Gastgeber öffentlich nicht zu sehr in Verlegenheit bringen.

"Was wir ganz sicher nicht im Überfluss haben, ist Zeit", sagt Jacques Rogge. Der Koordinator des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für die Sommerspiele 2004, der sich in Athen ein Bild über den Stand der Olympia-Vorbereitungen zu machen versuchte, will seine griechischen Gastgeber öffentlich nicht zu sehr in Verlegenheit bringen. Doch die Botschaft ist klar: Die Griechen müssen sich sputen. "In den nächsten zwei Wochen müssen wichtige Entscheidungen fallen, es muss endlich gebaut werden", drängt Rogge.

Mehr als dreieinhalb Jahre sind bereits vergangen, seit Athen den Zuschlag für die Spiele bekam, aber immer noch kommen die Organisatoren nur im Schneckentempo voran. Für das Olympische Dorf, das längst im Bau sein sollte, wurden bisher nicht mal die Aufträge vergeben. Für die Unterkünfte der Journalisten und das Pressezentrum gibt es bisher nicht mal detaillierte Pläne. Über eine Möglichkeit, das Olympiastadion ans Athener U-Bahnnetz anzuschließen, beginnt man erst jetzt nachzudenken - vier Jahre nach der Bewerbung. Drei neue Sporthallen werden nicht, wie dem IOC versprochen, im ersten Quartal 2003 fertig werden, sondern wahrscheinlich erst sechs Monate später.

"Weitere Verzögerungen darf es nun nicht mehr geben", mahnt Rogge. Das hat er auch dem Ministerpräsidenten Kostas Simitis mitgeteilt. Auf das Konto seiner Minister und der verkrusteten griechischen Bürokratie gehen die meisten Verzögerungen. Kompetenzwirrwarr und Koordinierungsprobleme lähmen die Olympia-Vorbereitungen. Zudem blockieren zahlreiche Einsprüche vor Gericht mehrere Projekte. So schweben Fragezeichen über dem Bau der Ruder- und Kanu-Regattastrecken in der Ebene von Marathon. Naturschützer wollen das Projekt zu Fall bringen, weil es angeblich ein Feuchtgebiet gefährdet. Das IOC verweist darauf, das mit solchen Verzögerungen zu rechnen war und stellt die Frage, warum die Genehmigungsverfahren nicht früh genug in Gang gesetzt wurden.

Reibungen gibt es auch zwischen der Regierung und dem Organisationskomitee Athen 2004, dessen Führung der Ministerpräsident bereits dreimal austauschte. Seit dem Mai vergangenen Jahres wird es von der ehrgeizigen Millionärsgattin Gianna Angelopoulos-Daskalaki geführt, die schon als Vorsitzende des Bewerbungskomitees fungierte. Sie drängte in der vergangene Woche in einer Sitzung mit Simitis und den zuständigen Ressortchefs darauf, der Bau der Sportstätten müsse endlich beschleunigt werden. Der Premier, so kolportierte die griechische Presse, habe Angelopoulos-Daskalaki daraufhin verärgert vorgehalten, sie selbst habe noch mal ihren versprochenen Masterplan vorgelegt. Zwei Tage später ließ es sich die OK-Chefin nicht nehmen, auf einer Pressekonferenz drei dicke Wälzer zu schwenken: "Hier ist unser Masterplan!"

Aber neuer Streit ist das letzte, was sich Regierung und Olympia-Organisatoren jetzt leisten können. "Die nächsten sechs Monate werden kritisch und entscheident sein", mahnte IOC-Koordinator Rogge vor seiner Abreise aus Athen. Wörtlich die gleiche Mahnung hatte er bereits im Mai 2000 ausgesprochen. Dass er sie nun wiederholen musste, spricht für sich selbst. Für Anfang Mai hat sich Jacques Rogge zur nächsten Inspektion in Athen angesagt.

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