zum Hauptinhalt

Sport: Sonnenuntergang

Der 1.FC Kaiserslautern entlässt überraschend seinen Trainer Erik Gerets

Kaiserslautern . Erik Gerets wollte nichts mehr sagen. Er klang bei den dürren Worten, die er dennoch aussprach, verbittert und enttäuscht. „Kein Kommentar“, sagte der Belgier, „ich möchte keinen Kommentar abgeben.“ Der Vorstandsvorsitzende des 1.FCKaiserslautern, René Charles Jäggi, hatte vorsichtshalber sein Mobiltelefon ganz ausgeschaltet. So war es still an diesem Montagabend, an dem der Fußball-Bundesligist überraschend seinen Cheftrainer entließ. Pressesprecher Michael Novak musste Überstunden machen, doch auch er war nicht besonders auskunftsfreudig. Novak verwies lediglich auf eine trockene Pressemitteilung des Abstiegskandidaten, in der gemeldet wird: „Der 1. FC Kaiserslautern hat sich am Montag mit sofortiger Wirkung von Chef-Coach Erik Gerets getrennt, gleichzeitig wurde Kotrainer Reinhard Stumpf beurlaubt."

Damit hatte nach nur einem Spiel in der Rückrunde keiner gerechnet. Die Eindrücke der 1:2-Niederlage zum Rückrunden-Auftakt am Samstag bei 1860 München hätten beim Tabellensechszehnten zu der Meinung geführt, dass schnellstmöglich eine personelle Veränderung notwendig sei, heißt es in der Meldung. Klubchef Jäggi wird zitiert: „Wir waren nicht mehr überzeugt davon, dass der Kampf um den Klassenerhalt in dieser Konstellation erfolgreich gestaltet werden könnte.“

Bis zum wichtigen Duell am Samstag gegen den rheinischen Abstiegskandidaten 1. FC Köln wollen die Pfälzer nun einen Nachfolger präsentieren. Friedhelm Funkel oder Ewald Lienen werden als mögliche Kandidaten gehandelt.

Der 49 Jahre alte Gerets hatte am 4. September 2002 die Verantwortung als Trainer übernommen und den Verein in der Saison 2002/2003 trotz aussichtsloser Lage vor dem Abstieg gerettet. Mit giftigen Kommentaren hatte Jäggi Gerets immer wieder verteidigt, obwohl dessen Einkaufspolitik in dieser Saison zu einer besorgniserregenden sportlichen Talfahrt führte. Gemeinsam mit dem Belgier wollte Jäggi die Mannschaft umbauen. Keiner der Neuzugänge aber erfüllte die Erwartungen. Vielmehr zerfiel der Kader in Grüppchen.

Gegenseitige Schuldzuweisungen waren die Folge. Auf dem Spielfeld präsentierte sich der Klub als chancenloser Konkurrent. Zuletzt hatten Jäggi und Gerets versucht, die Profis zu disziplinieren und warfen mit Thomas Hengen, Markus Anfang und Steffen Freund gleich drei Akteure raus. Jäggi hatte, als er über die Mannschaft sprach, schon mal von einem „Sauhaufen“ gesprochen. Vor allem die Verpflichtung von Freund, der nach seinem Rauswurf bei Tottenham Hotspurs bei einem Benefizspiel verpflichtet wurde, hatte für Verwirrung gesorgt.

Jäggi hatte zuletzt aber betont, er werde die Sache mit Gerets ohne Wenn und Aber durchziehen. Zur Not werde er das mit nur 15 Spielern machen. Und er werde notfalls mit Gerets gemeinsam gehen. Für Gerets mag es deshalb wie Hohn klingen, dass Jäggi in der Vereinsmitteilung schreiben ließ, Gerets habe den Klub vergangene Saison vor dem Abstieg gerettet. „Dadurch wird Erik Gerets den Fans und der gesamten Region sehr positiv in Erinnerung bleiben, und diese schwierige, aber auch sehr schöne gemeinsame Zeit macht den jetzt vollzogenen Schritt nicht leichter.“

Zur Startseite