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Sport: Souveräner Verfolger

Dank zweier Tore von Kuranyi gewinnt Schalke das Revierderby in Dortmund mit 2:1 und hält Anschluss an die Bayern

Was hatten sie bei Borussia Dortmund gejubelt, als ihnen vor drei Monaten nach sieben Jahren endlich mal wieder ein Sieg im Revierderby gegen Schalke 04 gelungen war. So groß war die Freude, dass sich die Trikots mit dem Datum 14.05.2005 im schwarz-gelben Lager zum Verkaufsschlager entwickelten. Ein Umstand, der laut Klub-Präsident Reinhard Rauball „der Kasse des BVB gut getan hat“. Wenn die Dortmunder einen ähnlichen Merchandising-Coup vorgehabt haben sollten, können sie die präparierten Trikots mit dem Datum 13.08.2005 in die Mottenkiste packen: Schalke gewann vor 81 264 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion die 126. Auflage des Spiels der Spiele im Ruhrgebiet 2:1 (1:1).

Bei Dortmund fehlte die Durchschlagskraft, und dann brachte sich die Mannschaft von Trainer Bert van Marwijk mit groben Schnitzern immer wieder in arge Bedrängnis. An Nuri Sahin lag es nicht. Der 16-jährige Deutsch-Türke, jüngster Spieler der Bundesliga-Geschichte, konnte auflaufen, obwohl sich am Dienstag eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte, und löste seine Aufgabe im defensiven Mittelfeld souverän und abgeklärt. Für Dortmund lief es in den ersten 20 Minuten auch noch recht günstig. Borussia ging sogar durch Ebi Smolarek in Führung. Ein geschenktes Tor, denn weder Schiedsrichter Herbert Fandel noch seine Assistenten bemerkten, dass der Pole den Ball zuvor mit der Hand gespielt hatte. „Ich glaube, beim Volleyball nennt man das baggern“, bemerkte Schalkes Trainer Ralf Rangnick nach dem Schlusspfiff.

Fachlich war das sauber analysiert, und auch sonst lag der Schwabe in seiner Deutung der Partie richtig: „Wir haben Schritt für Schritt ins Spiel reingefunden.“ Wobei den Schalkern allerdings auch der Umstand entgegenkam, dass ihnen früh der Ausgleich gelang: In der 23. Minute köpfte Nationalstürmer Kevin Kuranyi den Ball nach einem Eckball von Fabian Ernst unbedrängt ein. „Da gibt es doch eine klare Zuteilung“, schimpfte Dortmunds Manndecker Christian Wörns. Der Adressat der kritischen Worte war Zugang Phillip Degen, der sich durch einen simplen Zwischenschritt Kuranyis verladen ließ.

Auch beim Siegtreffer Kuranyis verhielten sich die Dortmunder Defensivexperten stümperhaft: Christoph Metzelder köpfte den Ball direkt vor die Füße Kuranyis, der ihn aus 20 Metern Entfernung im langen Eck versenkte. In dieser Situation fehlte nach Metzelders Auskunft ebenfalls die Umsetzung von Absprachen: „Ich kann den Ball nicht durchlassen, wenn ich von hinten kein Kommando bekomme. Und 50 Meter wegköpfen kann ich ihn auch nicht.“

Die Anhäufung von Unzulänglichkeiten war frustrierend für die Dortmunder, denn überragend spielte Schalke gestern nun wirklich nicht. Van Marwijk räumte aber ein, „dass die Schalker verdient gewonnen haben, weil sie weniger Fehler als wir gemacht haben“.

Dagegen können die Schalker für sich in Anspruch nehmen, in den zwei Spielen ohne Spielmacher Lincoln, der sich durch seine Spuckattacke im Ligapokal gegen den Stuttgarter Thomas Hitzlsperger vorerst selbst aus dem Spiel genommen hat, die Optimalausbeute von sechs Punkten erkämpft zu haben. „Aus den Möglichkeiten ohne ihn haben wir viel gemacht“, sagte Ralf Rangnick und lobte die Einstellung seiner Mannschaft. „Schließlich haben wir heute nach dem 2:1 gegen Kaiserslautern schon zum zweiten Mal in dieser Saison einen Rückstand umgebogen.“

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