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Sport: Späte Erlösung

Deutschlands Eishockey-Team siegt 4:2 beim WM-Auftakt

Prag. Die Stimmung in der Sazka-Arena war gerade auf ihrem Tiefpunkt. Schließlich saßen gestern auf den blauen Polstersitzen in der riesigen Arena von Prag überwiegend deutsche Eishockey-Fans. Durch die Lautsprecher war sogar schon „Spiel mir das Lied vom Tod“ geschallt. Doch dann wurde es plötzlich ganz laut, erlösender Jubel auf den Rängen. Sechs Minuten vor der Schlusssirene hatte Andreas Morczienietz für den Stimmungsumschwung gesorgt: Der Stürmer von den Kölner Haien hatte zum 3:2 für Deutschland gegen Kasachstan getroffen und damit für die Vorentscheidung gesorgt. Die deutsche Nationalmannschaft kam schließlich in ihrem ersten Gruppenspiel in der Vorrunde der Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien gegen Außenseiter Kasachstan zu einem 4:2 (0:0, 2:1, 2:1)-Erfolg.

Am Ende waren die vielen deutschen Anhänger natürlich zufrieden, standen johlend und klatschend auf den Sitzen. Dabei hatte der Abend für sie unerfreulich und vor allem nass begonnen. Schnell ging es an den Eingängen der Sazka-Arena nicht: Die übertrieben gründlich erscheinenden Einlasskontrollen an der neu errichteten Halle waren schuld daran. Als die Anhänger dann dem Regen vor der Arena entkommen und endlich drin waren, machten sie zwar viel Lärm, doch irgendwie wollte das nicht zu der anfangs ein wenig verkrampft erscheinenden Vorstellung der deutschen Nationalmannschaft passen. Peter Abstreiter (Kassel) überraschte den Gegner zwar schon früh mit einem gewaltigen Schuss an die Latte, doch was danach an Pucks auf das Tor der Kasachen flog, war kaum der Rede wert.

Die Deutschen waren zwar überlegen, doch fiel ihnen vor dem Tor des Gegners zu wenig ein. Besonders Jochen Hecht hatte zwar ein paar schöne Szenen, doch ein passabler Torschuss wollte dem für die Buffalo Sabres in der nordamerikanischen Profiliga NHL aktiven Stürmer auch nicht gelingen. Dafür hatten die harmlosen Kasachen kurz vor der ersten Pausensirene noch eine gute Chance, doch Deutschlands Torhüter Olaf Kölzig (Washington) hielt den Schuss eines vor ihm plötzlich mutterseelenallein auftauchenden Gegenspielers. Anfangs des zweiten Abschnitts hatte Kölzig dann aber auch ein wenig Glück, als Artyom Argokow nur den Pfosten traf.

Eduard Lewandowksi machte es besser als Argokow und sorgte nach 25 Minuten für den ersten Höhepunkt eines ansonsten faden Spiels. Nach einem Alleingang schoss er durch die Beine seines Gegenspielers auf das Tor der Kasachen. Deren Keeper Witali Jeremejew sah den Schuss vor Lewandowski nicht, und der Puck landete im Tor. Wer nun aber glaubte, dass der Führungstreffer die Nerven der Deutschen beruhigen würde, der sah sich getäuscht. Die Fehlerquote beim Team von Bundestrainer Hans Zach war erstaunlich. Besonders in der eigenen Zone schlugen die deutschen Spieler viel zu oft in ungefährlich erscheinenden Situationen am Puck vorbei, und die Pässe kamen nicht an. Der Außenseiter sah sich dadurch offensichtlich ermutigt, Kasachstan wurde stärker und nutzte prompt die beste Torchance im Mittelabschnitt durch Jewgeni Koreschkow zum Ausgleich. Kölzig hatte den verdeckten Distanzschuss nicht gesehen, der Puck landete rechts unten im deutschen Tor. Allerdings konnte Hecht nur wenig später die Dinge wieder geraderücken: Aus Nahdistanz schoss der gebürtige Mannheimer Kasachstans Torwart aus spitzem Winkel geschickt an, sodass der Puck ins Tor prallte.

Mit der 2:1-Führung gingen die Deutschen ins letzte Drittel. Da dominierten sie dann zwar wieder, doch zunächst lieferten sie weiter eindrucksvoll den Beweis, dass sie es mit dem Toreschießen gestern lange nicht so hatten. Das sollte sich als nachteilig erweisen, denn als der Kölner Tino Boos auf der Strafbank saß, gelang Kasachstan das 2:2 durch Alexej Troschinksky.

Doch Andreas Morzcienietz von den Kölner Haien schoss dann schließlich sechs Minuten vor dem Ende das 3:2 für Deutschland, Jan Benda traf dann sogar noch zum 4:2. Ein erkämpfter, aber nicht minder wichtiger Erfolg für die Deutschen. „Nur wenn wir konzentriert spielen und in den Zweikämpfen stark sind, dann haben wir eine gute Chance das Spiel zu gewinnen“, hatte Hans Zach vor dem Spiel gesagt. Besonders konzentriert und zweikampfstark wirkten die Deutschen allerdings nur phasenweise. Belohnt wurden sie trotzdem: Der Weg in die Zwischenrunde ist nun nicht mehr weit.

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