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Der neue Iniesta. Spaniens Mittelfeld-As Isco.

© Reuters

Spaniens U 21 vor dem EM-Finale: Qualität ohne Ende

Spaniens U-21-Nationalmannschaft zeigt bei der Europameisterschaft in Israel, dass die große Zeit des spanischen Fußballs noch lange nicht vorbei sein muss. Heute im Finale warten die Italiener.

Vielleicht waren die Abgesänge doch ein wenig verfrüht. Sicher, Andres Iniesta und Xavi, die Strategen der spanischen Fußball-Nationalmannschaft, kommen allmählich in die Jahre, und auch der Angriff mit David Villa und dem ständig maladen Fernando Torres ist längst nicht mehr so furchteinflößend wie früher. Nur noch eine Frage der Zeit sei es, bis die Spanier endgültig vom Thron gestoßen würden. Und jetzt das. Spaniens U 21 dominiert die Europameisterschaft in Israel beinahe nach Belieben. Heute, im Finale (18 Uhr, live bei Sport 1), warten die Italiener, und deren Trainer Devis Mangia hat Probleme zu erklären, wie er den Spaniern begegnen will. Stattdessen flüchtet er sich in Bewunderung: „Sie machen einfach seit Jahren die beste Arbeit im Nachwuchsbereich. Das, was wir hier sehen, ist das Ergebnis davon. Und jedes Kompliment, das sie kriegen, das verdienen sie auch.“

Vier Spiele, vier Siege, 8:0-Tore – die Bilanz ist so makellos wie der Eindruck, den diese Mannschaft hinterlässt. Ihren Weg in Finale bahnte sie sich mit spielerischer Leichtigkeit. Im Halbfinale wehrte sich Norwegen ordentlich. Doch am Ende mussten die Skandinavier nach dem 0:3 die gleiche Erfahrung machen wie jeder Gegner zuvor: Es gab nichts zu holen. Die Deutschen waren mit dem 0:1 noch gut bedient, dabei war ihnen nicht mal ein Vorwurf zu machen, sie versuchten nicht alles. Schon zur Halbzeit waren sie fix und fertig, „fast am Ende mit den Kräften“, wie der Verteidiger Stefan Thesker stöhnte. Deutschlands U-21-Trainer Rainer Adrion fasste die Stärke der Spanier simpel zusammen: „Das ist eine so außergewöhnliche Qualität, dass man ihr Spiel nicht immer unterbinden kann.“

Und so bescherten die Spanier der Europameisterschaft ein paar zauberhafte Momente. Das 2:0 durch Isco gegen Norwegen war der schönste Treffer des gesamten Turniers: Über den Flügel stieß er vor, setzte sich auf engstem Raum durch und kickte mit dem Außenrist eine Bogenlampe in den Winkel. Solche Auftritte lassen bei Spaniens Anhang die Hoffnung keimen, dass sich hier ein Nachfolger des großen Andres Iniesta gefunden hat. Dank seiner Erfahrung, die Isco mit Malaga in der Champions League sammeln konnte, präsentiert sich der 21-Jährige schon erstaunlich abgeklärt. Vom Ball ist er kaum zu trennen, selbst unter großem Druck findet er noch eine Lösung.

Die Mannschaft steht den Qualitäten Iscos kaum nach. In Cristian Tello, Thiago Alcantara (beide Barcelona) und Reals Alvaro Morata hat sie ihre besten Kräfte. Vor allem Morata, der Joker, verblüfft. Mit vier Toren ist er bester Schütze des Turniers, seine Quote aus der U 19 (elf Tore in 13 Spielen) hat er sogar noch gesteigert. Bei Real Madrid kommt der junge Mann bisher allerdings noch nicht so zum Zuge, wie er sich es vorstellt – und hat deshalb vorsorglich schon einmal angekündigt, dass er nicht allein auf den Rekordmeister fixiert ist. Einzig Torhüter David De Gea von Manchester United hat bisher in Israel noch nicht glänzen können. Er leidet an chronischer Unterforderung, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass dies auch im Endspiel so bleiben wird: Italiens Antizipationskünstler verlegen sich vor allem aufs Konterspiel. Trotzdem ist ihr Trainer Devis Mangia von der Chance der Italiener überzeugt: „Wir treffen uns in einem Finale, und das Spiel beginnt 0:0.“

Stefan Osterhaus

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