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Sport: Sparen statt aufsteigen

Wie Fußball-Oberligist Tennis Borussia wirtschaftet

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Den Spieler von der SG Falkensee/Finkenkrug hatten sie gewissenhaft ausgesucht. In der Winterpause wollte Fußball-Oberligist Tennis Borussia zugreifen. Also traf man sich zu Verhandlungen. Eine Übereinkunft kam aber nicht zustande. „Der hat 1500 Euro verlangt – netto, und zwar pro Monat, plus Prämien“, empört sich Peter Antony, der TeBe-Vorsitzende, und hebt das Problem auf die allgemeinere Ebene: „Was in der Oberliga derzeit abläuft, was die Spieler da an Geld fordern, das ist unvorstellbar. Da wird die Situation schamlos ausgenutzt, dass noch fünf Mannschaften um den Aufstieg spielen.“

TeBe will am großen Rad nicht mitdrehen, hat sich in der Winterpause – obwohl als Tabellendritter gar nicht mal aussichtslos im Aufstiegskampf – eher bescheiden verstärkt. Vom Oberliga-Rivalen Türkiyemspor kamen Ali-Emrah Özdemir, Ümit Tosun und Cemal Yildiz nach Eichkamp. Zum Vergleich: Konkurrent Babelsberg 03 schnappte sich einen René Tretschok, früher Hertha BSC. „Teure Spieler holen wir nicht mehr“, sagt Antony. Sparen statt aufsteigen?

Tennis Borussia setzt auf die Kraft der eigenen, in der Bundesliga spielenden A-Jugend. Und entdeckt nebenbei manches Talent in anderen Klubs. So stieß jüngst noch Stürmer Murat Tosun von Tasmania 73 zu den Lilaweißen. Tosun stand bereits auf dem Zettel von Bayern Münchens Amateurtrainer Hermann Gerland, er sollte dort zu einem Probetraining vorbeikommen. Pech gehabt: Murat Tosun brach sich kurz vorher die Hand.

Es ist noch nicht lange her, da musste TeBe ein Insolvenzverfahren durchmachen. Seit das halbwegs unbeschadet überstanden ist, wirtschaftet der Verein mit zugenähtem Geldbeutel. Peter Antony drückt es etwas anders aus: „Der Verein arbeitet solide, die Großkotzigkeit von einst ist weg.“ Gespart wird nicht nur bei der Auswahl der Verstärkungen, sondern auch im Kleinen. Gerade hat der TeB das private Unternehmen, das bei den Heimspielen im Mommsenstadion den Auf- und Abbau der Bandenwerbung durchführt, zu einer Kostensenkung überredet. Statt wie bisher 800 Euro sind nun 500 Euro pro Spiel zu zahlen. Kleine Erfolge, große Wirkung. Peter Antony sagt: „Unsere Konten sind ausgeglichen, die Saison ist finanziert, die nächsten zwei Jahre auch.“ Spieler, die 1500 Euro als Monatslohn fordern, müssen allerdings bei anderen Klubs ihr Glück suchen.

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