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Sport: Spaß schießt Tore

Warum die Berliner Eisbären zurzeit zu stark für die Konkurrenz sind

Berlin - Ron Kennedy hatte genug. Von den Eisbären, von seinen Spielern vom ERC Ingolstadt und vom Sportforum Hohenschönhausen. Nichts wie weg hier, sagten die müden Augen des Trainers eines Mitfavoriten um den Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Doch der Mitfavorit war am Donnerstag nicht mal Mitläufer, 10:3 bezwang der erschreckend überlegene Tabellenführer Eisbären den Achten. Das Ingolstädter Debakel war kaum vorbei, da bekam Kennedy schwarz auf weiß die Statistik zum Spiel gereicht und sagte genervt: „Ich brauche das nicht, das interessiert mich nicht.“

Später dann wollte Kennedy gar nicht mal schimpfen über seine Spieler: „Die Eisbären haben doch gemacht, was sie wollten.“ Das sah auch sein Berliner Kollege Don Jackson so: „Wir haben ein großes Spiel gemacht.“ Letztmalig hatten die Eisbären am 23. Dezember 1998 beim 10:2 gegen Rosenheim zehn Tore geschossen. Natürlich sind derartige Ergebnisse Ausreißer nach oben, die überzeugende Vorstellung vom Donnerstag hat aber auch Gründe: Die gute Stimmung im Team etwa, wie Stürmer Christoph Gawlik, beim 10:3 unter den Torschützen, findet: „Wir haben Spaß, das sieht man an den Ergebnissen.“ Doch die Ergebnisse sind auch einem anderen Faktor geschuldet: Noch nie zuvor hatten die Eisbären in ihrer DEL-Geschichte so viele starke deutsche Spieler in ihrem Team wie jetzt.

Sechs aktuelle und zwei ehemalige deutsche Nationalspieler standen bei den Berlinern am Donnerstag auf dem Eis. Auch beim Gegner aus Bayern spielten fünf Spieler aus der Auswahl mit, die bis zum Sonntag beim Deutschland-Cup im Einsatz waren. Doch während Jackson seine Nationalspieler am Dienstag im Pokalspiel schonte, kamen alle Ingolstädter an dem Tag zum Einsatz und waren in Berlin müde. „Wir können uns es eben nicht leisten, auf solche Spieler zu verzichten“, sagte Kennedy. Die Eisbären dagegen können sich viel leisten, bei einem Kader mit über 30 Spielern und vielen Talenten.

„Constantin Braun könnte unser nächster Nationalspieler sein“, sagt Jackson. Das Talent des 19 Jahre alten robusten Stürmers haben auch andere erkannt: Die Los Angeles Kings aus der National Hockey-League, sie haben sich die Rechte an ihm gesichert – und natürlich Pierre Pagé, Förderer der jungen deutschen Spieler in Berlin und Vorgänger von Jackson.

Das Erbe seines Freundes verwaltet Jackson nun mit viel Erfolg: Die Eisbären haben nach 20 Spieltagen mehr Punkte als zum gleichen Zeitpunkt in ihren Meisterjahren 2005 und 2006, und sie spielen in dieser Saison eher um den Titel als Ingolstadt, das hatte Ron Kennedy am Donnerstag einsehen müssen. Als Jackson seinem Kollegen aus Bayern zum Abschied noch „viel Glück im nächsten Spiel“ wünschte, sagte Kennedy: „Das brauche ich.“

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