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Sport: Spaßfaktor Erfolg

Was den ERC Ingolstadt mit den Eisbären verbindet

Berlin - Andy McDonald, Jamie Langenbrunner, Aaron Ward und natürlich Marco Sturm – das sind Namen, die im Eishockey einen guten Klang haben. Schließlich gehören diese vier Spieler seit Jahren zum Stammpersonal in der National Hockey League (NHL). Als in der nordamerikanischen Profiliga allerdings in der vergangenen Saison wegen eines Tarifstreits nicht gespielt wurde, überbrückten die vier Profis die NHL-Pause in der bayrischen Provinz. Und beim ERC Ingolstadt war selbst dem Manager der „Rummel zu groß“, wie Stefan Wagner sagte. Natürlich, die NHL-Stars brachten den dank des Engagements der Media Markt/Saturn-Gruppe zwar gut betuchten, aber trotzdem kleinen Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in den öffentlichen Fokus. So sehr, dass Wagner schon mal stöhnte: „Machen wir uns nichts vor, eigentlich gehört ein Marco Sturm nicht nach Ingolstadt.“

Inzwischen gehört der zurzeit beste deutsche Stürmer auch nach Boston, zu den Bruins, und die bayrische Beschaulichkeit hat den ERC wieder. Trotzdem: Sturm ist gegangen, der Erfolg ist geblieben. Souverän führen die Bayern vor dem heutigen Spitzenspiel in der DEL bei den Eisbären (18.30 Uhr, Sportforum Hohenschönhausen) die Tabelle an. Sie rangieren sieben Punkte vor den Berlinern, haben allerdings mit 45 Spielen zwei Partien mehr absolviert als der Tabellenzweite. Sollte Ingolstadt auch heute in Berlin triumphieren – die Bayern haben von drei Spielen gegen die Eisbären diese Saison nur eines im Penaltyschießen verloren – dann ist der erste Platz vor den Play-offs wohl vergeben. Das wäre dann ein Beleg dafür „dass wir nichts falsch gemacht haben“, sagt Florian Keller. Der Stürmer ist im April mit den Eisbären Deutscher Meister geworden und dann nach Ingolstadt gewechselt. Die Gründe für den Erfolg seines neuen Arbeitgebers sind für ihn einfach. „Wir sind auf hohem Niveau ausgeglichen“, sagt Keller. „Bei uns kann jede Reihe Tore schießen, spielt jeder Powerplay.“ Ein Blick auf die Ingolstädter Statistik verrät, dass mehrere Spieler für den Erfolg verantwortlich sind. Zehn Profis haben 20 und mehr Scorerpunkte auf ihrem Konto. Sicher, „ein paar Ausnahmekönner“ wie Stürmer Doug Ast, Verteidiger Jakub Ficenec und Torwart Jimmy Waite, sagt Keller, hätten großen Anteil am Erfolg der Oberbayern.

Viele seiner Spieler hätten sich in der vergangenen Saison im Schatten der Stars weiterentwickelt, sagt Trainer Ron Kennedy. Für Stürmer Keller ist zudem der Spaßfaktor in Ingolstadt groß. „Das passt hier alles, in der Mannschaft und mit dem Trainer, deshalb läuft es so gut.“ Auch bei Keller: Acht Tore hat er schon in 40 Spielen erzielt, mehr als ihm in zwei Jahren in Berlin in einer Saison gelangen.

Ausgeglichenheit auf hohem Niveau und Schnelligkeit auf dem Eis haben die Eisbären mit Ingolstadt gemeinsam. Und noch etwas eint die Kontrahenten. „Wir wollen nämlich auch vor den Play-offs auf den ersten Tabellenplatz“, sagt Berlins Stürmer Stefan Ustorf. Vor der Olympia-Pause in der DEL dürfte dies den Eisbären aber kaum gelingen. Nach den Spielen in Turin könnte das dann aber anders aussehen, sagt Ustorf. „Dann ist unser Stürmer Kelly Fairchild wieder fit. Unser Verteidiger Drake Berehowsky, für den die Saison erst im Dezember mit dem Wechsel nach Berlin begonnen hat, wird viel trainiert haben und auf einem höheren Niveau spielen.“

Mit Florian Busch, dessen Einsatz heute wegen einer Grippe fraglich ist, Sven Felski, Rob Leask und Ustorf sind allerdings bis zu vier Berliner in Turin. Diesem Quartett könnte im Endspurt der Hauptrunde die nötige Frische fehlen. Ein Problem, das es beim ERC Ingolstadt nicht geben wird: Im Team der Bayern ist kein aktueller Nationalspieler. Dass die nicht nötig sind, um in der DEL einen Spitzenplatz zu belegen, beweisen sie in dieser Saison. Dass sie in den Play-offs aber zu mehr fähig sind als zum Erreichen des Halbfinales müssen sie noch zeigen. Denn da scheiterten sie zuletzt zweimal – einmal auch mit Marco Sturm und seinen Kollegen.

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