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Sport: Spiegel des Tages: Beschädigt schon vor dem Amtsantritt

Außerhalb des Saales gab es Beobachter, die sich einig waren: Clemens Prokop darf eigentlich nicht mehr als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) kandidieren. Nicht nach diesem Antrag, der die Wirkung einer verbalen Ohrfeige hatte.

Außerhalb des Saales gab es Beobachter, die sich einig waren: Clemens Prokop darf eigentlich nicht mehr als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) kandidieren. Nicht nach diesem Antrag, der die Wirkung einer verbalen Ohrfeige hatte. Prokop solle wegen seines Verhaltens im Fall Baumann zwei Jahre kein Amt im DLV ausüben dürfen, hatte der saarländische Verband gefordert. Natürlich wurde der Antrag abgelehnt, aber es geht um die öffentliche Wirkung. Noch nie wurde ein designierter DLV-Chef kurz vor seiner Wahl derart angegriffen. Dass dann fast alle Delegierten hinter Prokop standen, hat weniger mit der Wertschätzung des Kandidaten zu tun, sondern mehr damit, dass nicht das nächste Schlachtfeld eröffnet werden sollte.

Die Forderung nach zwei Jahren Amtsverbot war überzogen, doch Prokop bot enorme Angriffsflächen. Dass er als Verantwortlicher den Wortlaut eines Verbands-Antrages an das Bundesverfassungsgericht erst kannte, als das Papier bereits in Karlsruhe lag, ist ein Unding. Dass er von seinem Vorgänger Digel vor allen Delegierten quasi als Lügner hingestellt werden konnte, beschädigte sein Image noch vor seiner Wahl. Dass er ruhig zuhört, während Tanja Haug als ungeeignet für ihre neue Position als DLV-Justiziarin dargestellt wird, offenbart mangelhaftes Rückgrat. Prokop hatte Haug ausgesucht, verteidigte sie aber nicht.

Der DLV benötigt eine starke Führungsfigur - doch wie sich Prokop präsentierte, ist er alles andere. Er trat nur an, weil er nicht wirklich etwas verlieren konnte. Die Delegierten wollten Ruhe. Deshalb wählten sie Prokop. Dass diese Ruhe von Dauer ist, ist stark zu bezweifeln.

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