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Sport: Spiel, Boden und Vater kontrolliert

Von Benedikt Voigt Köln. Der Schiedsrichter wollte den Ball zum Einwurf an Mithat Demirel übergeben, als Marko Pesic eine Hand hob.

Von Benedikt Voigt

Köln. Der Schiedsrichter wollte den Ball zum Einwurf an Mithat Demirel übergeben, als Marko Pesic eine Hand hob. Stopp, sollte das heißen. Der Nationalspieler von Alba Berlin zeigte auf eine Stelle des Parkettbodens, wo zuvor ein Kölner Spieler hingefallen war und Schweißtropfen hinterlassen hatte. Dort muss gewischt werden, bedeutete er dem Schiedsrichter, der prompt das Spiel unterbrach. „Marko hat heute alles kontrolliert“, kommentierte Basketball-Bundestrainer Henrik Dettmann diese Szene, „das Spiel, den Boden.“ Und seinen Vater, warf ein Journalist ein.

Im Duell Pesic gegen Pesic ging die erste Runde an den jüngeren. „Marko hat ein reifes Spiel gezeigt“, lobte denn auch Vater Svetislav Pesic. Der Trainer von Rhein Energy Cologne hatte das erste Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft nicht zuletzt deshalb 68:82 verloren, weil sein Sohn Marko in den Reihen der Berliner eine starke Leistung bot. „Er hat das beste Spiel in dieser Saison gemacht, das ich gesehen habe“, sagte der Bundestrainer. Nicht wegen seiner 15 Punkte und zweier wichtiger Dreipunktewürfe im dritten Viertel, sondern weil er Alba anführte. „Marko Pesic und Dejan Koturovic haben das Spiel ganz gut übernommen, da konnte ich abwarten“, erklärte Wendell Alexis, der mit elf Punkten und sechs Rebounds unter seinen Verhältnissen blieb. Sohn Pesic wollte so viel Lob gar nicht annehmen. „Ich habe gut gespielt, aber nicht überragend."

Wenn der Vater gegen den Sohn spielte, war das bisher meist eine klare Angelegenheit für den Älteren. Weil Svetislav auch die jugoslawische Nationalmannschaft trainiert und Marko für das deutsche Team antritt, war das Spiel am Samstag innerhalb von zehn Monaten bereits die sechste Begegnung gegeneinander. Viermal gewann Svetislav. Besonders ärgerlich war für Marko Pesic die Niederlage in der Vorrunde der Basketball-EM gegen Jugoslawien, weil er eine schwache Partie geboten hatte. „Ich hatte vorher viel mit Journalisten über meinen Vater gesprochen, das war ich nicht gewohnt“, erinnert sich Marko Pesic, „davon habe ich mich ablenken lassen.“

Doch der 25-Jährige hat daraus gelernt. Vor dem ersten Finale beschränkte er die Kontakte zu Journalisten auf das Nötigste. „Ich habe mir vorgenommen, mich auf Basketball zu konzentrieren, und das hat heute geklappt." Neben Centerspieler Dejan Koturovic, der auf 19 Punkte und elf Rebounds kam, gehörte Pesic zu den Matchwinnern. Eigentlich aber gebührt der harten Verteidigung der gesamten Berliner Mannschaft das Verdienst, die Kölner zu einer Wurfquote von 39 Prozent gezwungen zu haben. „Wir haben sehr viel Druck gegen den Ball gemacht“, sagte Albas Trainer Emir Mutapcic, „dadurch waren die Systeme von Köln kaputt.“ Genau das ist die Spielweise, die der ehemalige Berliner Trainer Svetislav Pesic den Spielern von Alba beigebracht hatte und die unter Mutapcic fortgeführt wird. „Es freut mich, dass Alba so gespielt hat, wie ich das der Mannschaft gezeigt habe“, sagte Svetislav Pesic, „ich weiß nicht, ob wir gewonnen hätten, wenn wir besser gespielt hätten.“ Im Grunde hat der 52-Jährige gegen sich selber gespielt - und verloren. Marko Pesic personifiziert das alles.

Allerdings möchte der Berliner den Erfolg vom Samstag nicht überbewerten. 1:0 führt Alba in der „Best of five"-Finalserie, drei Siege sind nötig, um Deutscher Meister zu werden. „Das nächste Spiel wird das wichtigste“, sagt der Aufbauspieler. „Wenn man nur ein Drittel vom Gehalt bekommt, ist man auch nicht zufrieden.“

Am Mittwoch in der Max-Schmeling-Halle im zweiten Finalspiel (20.15 Uhr, live im DSF) möchte er sich das nächste Drittel abholen.

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