zum Hauptinhalt
Ein Fall für Nürnberg. Thomas Sabo

© dapd

Spiel für Millionäre: Die Mäzene der DEL

In der DEL gibt es mehr solvente Mäzene denn je – Geld mit seinem Klub verdient kaum einer. Warum sich die mächtigen Männer sich ihre Leidenschaft trotzdem leisten.

Selbst wenn der kleine Mann mit den grauen Haaren vorbeischaut, läuft bei den Eisbären auf der Geschäftsstelle alles im Normalbetrieb. Philip Anschutz smalltalke zwar mit Mitarbeitern, die ihm über den Weg laufen amerikanisch-jovial, doch der Auftritt des Mäzens falle eher zurückhaltend aus, berichten Mitarbeiter. Auch was sein Berliner Eishockeyteam betrifft, ist Anschutz ein vorsichtiger Fan. Zweimal im Jahr schaut er sich ein Spiel an, bei einem Abendspiel ist der inzwischen 76 Jahre alte Milliardär aus Denver auch schon mal vor der Schlusssirene auf dem Heimweg. Der Unternehmer geht eben gern früh zu Bett.

Dabei gibt es keinen Mann, der für den Eishockeymeister so wichtig ist: Ohne Anschutz gäbe es die Eisbären kaum noch, der Mann steht per Patronatserklärung für Verbindlichkeiten gerade. Laut Bundesanzeiger weist die Gesellschaft zum 30. April 2011 einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in Höhe von 42 Millionen Euro auf. Erst in der vergangenen Saison kamen bei den Eisbären 1,8 Millionen auf der Sollseite dazu – was nicht heißt, dass Anschutz in Berlin Verluste schreibt. Denn als Eigner der Arena am Ostbahnhof sind die Eisbären auch seine Mieter, so macht Anschutz Umsätze durch die Spiele. Das Gesamtkonstrukt mache Sinn für den Hallen- und Klubeigner, sagt ein Insider. Finanziell Sinn macht ihr Engagement allerdings nicht bei allen Mäzenen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Weil es nicht wie im Fußball eine Beschränkung der Anteile an einer Gesellschaft gibt, ist die Liga zu einem Tummelplatz von Millionären geworden, die einen Klub mehr aus Leidenschaft als mit wirtschaftlicher Weitsicht führen.

Vorreiter dieser Fraktion ist Thomas Sabo. Einst verkaufte der Schmuckmogul seine Accessoires noch vor dem Nürnberger Hauptbahnhof, nun hat er ein riesiges Imperium und seit gut einem Jahr auch ein teures Hobby – die Nürnberg Ice Tigers, die seinen Namen vor dem Klubnamen tragen. Sabo hat, nachdem es vergangene Saison sportlich mau lief, kräftig in die Mannschaft investiert und etwas Spektakuläres initiiert: Am 5. Januar kommenden Jahres werden die Nürnberger gegen die Berliner Eisbären im Frankenstadion ein Spiel unter freien Himmel vor 50 000 Zuschauern austragen. Wie viel das Event abwerfen könnte, ist nicht überliefet, erst einmal kostet die Organisation des Spektakels 1,2 Millionen Euro.

Aber Thomas Sabo ist eben ein Fan mit Herzblut. Der Nürnberger Mäzen turnt bei Heimspielen aufgeregt durch seine Vip-Loge, und zu Auswärtspartien wie in Berlin fliegt es sich am bequemsten im Privatjet. Den haben sie bei den Adler Mannheim inzwischen abgeschafft, früher landete das Team aus Baden direkt am Flughafen neben der Halle. Inzwischen wird Linie geflogen. Womöglich auch, weil SAP–Gründer Dietmar Hopp seit Jahren viel in den Klub investiert hat, dessen größter Fan und Mitgesellschafter sein Sohn Daniel ist. In Mannheim allerdings scheinen Investition und Ertrag nicht so ganz übereinzustimmen.

Mannheim und Nürnberg sind allerdings keine Paradebeispiele für die DEL, in der solider gewirtschaftet wird als noch vor einem Jahrzehnt. Solvente Menschen tummeln sich in einigen Vip-Räumen, in Ingolstadt ist Media-Markt-Gründer Leopold Stiefel Beiratsvorsitzender der GmbH. Selbst ein Klub wie die Straubing Tigers wird von Wirtschaftsexperten mitgeführt, wie etwa dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Unternehmensgruppe Stofanel, Ludwig Stoffel. Geld verdienen werden sie allerdings wohl auch in Straubing nicht mit dem Eishockey – aber ein Hobby kostest eben und nicht jeder rechnet so wie Philip Anschutz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false