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Sport: Spiel gegen die Demokratie

Die Partie Barcelona gegen Real Madrid ist wie ein Privatduell um den Titel

Der Fußball schadet der Demokratie. Zumindest in Katalonien. Dort fanden am Sonntag Regionalwahlen statt. Doch groß war die Wahlbeteiligung nicht. Die meisten Katalanen waren in Gedanken wohl schon bei einem viel wichtigeren Ereignis. Heute findet im Camp Nou in Barcelona der Clásico statt, das wohl spektakulärste Vereinsduell der Welt. FC Barcelona gegen Real Madrid – das ist Krieg ohne Waffen, Spanien gegen Katalonien, Cristiano Ronaldo gegen Lionel Messi. Das Duell wurde extra auf den Montag verschoben, um nicht gleichzeitig mit den Wahlen stattzufinden. Niemand hätte wählen wollen, wenn die beiden Klubs sich duellieren. Es wird ein „denkwürdiges Spiel“, verspricht Barcelonas Verteidiger Gerard Piqué. Die Fans sehen’s ähnlich. Für eine Eintrittskarte wurden 3000 Euro auf dem Schwarzmarkt geboten.

Nicht nur in Spanien bringt das Spiel der Spiele Fußballfans um den Verstand. Bis zu 400 Millionen Menschen dürften das Match verfolgen, das live in 200 Ländern übertragen wird und in Deutschland legal im Internet unter www.laola1.tv zu sehen ist. Alle wollen die Partie sehen, an der 13 Weltmeister teilnehmen.

„Dieses Mal könnte sogar das – sonst in übertriebener Weise gebrauchte – Etikett des Jahrhundertspiels gerechtfertigt sein“, schreibt die Zeitung „El Periódico de Catalunya“. Es ist zumindest das Privatduell um den Titel. „Dieses Spiel kann die Liga entscheiden“, sagt Reals Torhüter Iker Casillas. „Im vergangenen Jahr haben wir beide Clásicos verloren und waren am Ende drei Punkte hinter Barça. Diesmal werden wir im Camp Nou gewinnen.“ Tatsächlich kommen die Madrilenen in beeindruckender Form nach Barcelona. Noch nie zuvor hat Real in den ersten zwölf Spielen 32 Punkte erspielt. Der Tabellenführer hat noch kein einziges Spiel verloren, Cristiano Ronaldo ist mit 15 Toren bester Schütze der Liga. Doch vor allem müsse man auf Mesut Özil achten, warnt Barças Star Lionel Messi. Der ehemalige Bremer wird wie sein Landsmann Sami Khedira, der seine Muskelbeschwerden überwunden hat, seinen ersten Clásico wohl von Beginn an erleben. Doch in Spanien ist schon spekuliert worden, Mourinho könne Özil für eine defensivere Ausrichtung opfern.

Es dürfte ein ausgeglichenes Duell werden, denn Barça befindet sich ebenfalls in Höchstform. Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola liegt nur einen Punkt hinter Madrid. Vor einer Woche feierte sie mit einem 8:0 in Almeria den höchsten Auswärtssieg in der spanischen Liga seit 51 Jahren. Am Schluss entscheiden wohl die Nerven – und die Motivation. An dieser dürfte den Madrilenen nicht mangeln, die die vergangenen vier Clásicos verloren haben. Zudem haben sie seit dieser Saison José Mourinho als Trainer. Wie kein Zweiter weiß der Portugiese Spieler zu motivieren. Madrid fühle sich so stark wie seit Zidanes Zeiten nicht mehr, schwärmt Iker Casillas. Ob das auf Dauer so bleibt, entscheidet sich heute Abend.

Manuel Meyer[Barcelona]

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