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Englands Stürmer Harry Kane.

© AFP/Nicolas Asfouri

Spiel gegen Tunesien: Englands große Hoffnung Harry Kane sorgt für den glücklichen Sieg

Der Tottenham-Star rettet die gute Stimmung rund um das Team. Denn auf der Insel sind sie mal wieder sehr optimistisch, was auch am Trainer liegt.

In der BBC lief am Freitagabend ein Dokumentarfilm namens "Managing England". Nationaltrainer Englands zu sein, das sei "die unmögliche Aufgabe", behaupteten die Filmemacher, als sie eine Reihe ehemaliger Amtsinhaber interviewten. Schließlich scheitert jeder England-Trainer an etwas anderem.

Da war Sven Göran Eriksson, der schicke Schwede, der harte Entscheidungen scheute. Da war der andere Ausländer, Fabio Capello, der wiederum zu streng mit der Mannschaft war, und die Sprache nicht lernte. Da war Steve McLaren, der - wie viele andere - an zu hohen Erwartungen gescheitert ist. Da gab es Roy Hodgson, dessen Ansprüche am Ende zu niedrig waren. Schließlich noch Sam Allardyce, der ein einziges Spiel im Amt überlebte, bevor er wegen eines Korruptionsskandals entlassen wurde.

Nun ist es also Gareth Southgate. Ihm steht bei der WM in Russland eine unmögliche Aufgabe bevor, denn die Stimmung um das englische Team ist in diesem Sommer so gut wie lange nicht mehr. Die gute Stimmung rettete Harry Kane mit seinem Siegtor in der Nachspielzeit beim ersten WM-Spiel gegen Tunesien. England gewann 2:1 (1:1). Kane hatte auch das erste Tor geschossen, Ferjani Sassi glich mit einem umstrittenen Foulelfmeter aus.

Vor zwei Jahren lagen die Three Lions am Abgrund. Ein paar Tage nach dem Brexit-Referendum gab es den zweiten Exit des Sommers. Ausgerechnet gegen die Fußballkleinmacht Island verabschiedete sich das große England von der EM in Frankreich. Hodgson trat zurück und wurde durch Allardyce ersetzt. Englands einstiger Kapitän Alan Shearer fand klare Worte, er beschrieb den englischen Fußball als "internationale Lachnummer".

Unter Southgate ist alles anders. Am Anfang haben viele die Entscheidung für ihn als einfallslos kritisiert. Er sei nur ein Jasager des Verbands, hieß es. In den zwei Jahren danach erwies sich der Jasager als gerade das, was England brauchte. Seit 2011 ist er in verschiedenen Funktionen in der FA tätig, erst als Entwicklungschef und später als Trainer der U21-Mannschaft. Er verkörpert mehr als jeder andere die Sehnsucht der FA, aus dem neuen nationalen Leistungszentrum St. Georges Park heraus eine neue Ära ins Leben zu rufen. Nach den Traditionalisten Hodgson und Allardyce setzt Southgate voll und ganz auf die optimistische Wucht der jungen Generation.

Kane will Cristiano Ronaldo nacheifern

2017 durften elf junge Engländer ihr Debüt feiern, von denen Harry Maguire und Kieran Trippier zum Auftaktspiel gegen Tunesien in der Startelf standen. Mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren verfügt Southgate über den drittjüngsten Kader dieser WM. Die Umstellung auf ein 3-4-3-System sowie die Entscheidung, Kapitän und Rekordtorschütze Wayne Rooney aus dem Kader zu streichen, haben auch ein progressives Zeichen gesetzt. "Als der Trainer Wayne Rooney vom Kader strich, bemerkten wir alle, dass er es ernst meint", sagte Verteidiger Danny Rose am Wochenende. Aber wer Harry Kane hat, braucht eben keinen Rooney. Der Tottenham-Stürmer hat nicht nur die Torjägerrolle, sondern auch die Kapitänsbinde von Rooney übernommen.

Während Rooney immer mehr unter seinem Sonderstatus zu leiden schien, hat Kane eine unglaublich positive Ausstrahlung. Am Sonntag sagte er, dass er gegen Tunesien einen Dreierpack schießen wolle, um Ronaldo in der Torjägerliste gleichzukommen. Undenkbar scheint das nicht. In der Premier League hat Kane schließlich 59 Tore in den letzten zwei Jahren geschossen. "We Kane do it!" lautete die Überschrift in der "Sun" am Morgen des Tunesien-Spiels.

Optimismus allein ist allerdings keine Erfolgsgarantie. Gerade die Engländer wissen das mittlerweile allzu gut. Auch Sven Göran Eriksson, Glenn Hoddle und Fabio Capello haben dies erlebt; wie schnell die Feelgood-Blase bei einem Turnier platzen kann. Southgate hat es erst einmal geschafft, eine kleine Revolution ins Rollen zu bringen, und seine Mannschaft sehr gut auf das Turnier vorzubereiten. Jetzt muss er nur noch das Unmögliche schaffen: Den zweiten WM-Titel nach 1966 gewinnen zum Beispiel.

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