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Sport: Spiel mit dem Tod

Experten warnen vor den Risiken des Gendopings

Berlin - Doping hat Nebenwirkungen, Gendoping kann tödlich sein. Experten warnen daher vor dem Einsatz genverändernder Substanzen zur Leistungssteigerung im Sport. „Solche Dinge ohne einen Arzt einzunehmen, wäre nicht nur gefährlich, sondern eine Dummheit. Ganz abgesehen davon, dass es gegen ethische Grundsätze verstoßen würde“, sagte Roland Augustin, der Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada). In einer E-Mail hatte der frühere Leichtathletiktrainer Thomas Springstein erstmals Gendoping in Form des Präparats Repoxygen erwähnt.

Bisher ist Repoxygen noch nicht als Medikament zugelassen. Die Risiken sind nicht absehbar. Wird Repoxygen in die Muskulatur gespritzt, verändert es die Genstruktur so, dass der Körper Erythropoetin (Epo) produziert und dadurch die Ausdauerleistung erhöht. Augustin sagt jedoch: „Anschalten kann ich die Epo-Produktion leicht, aber abschalten nicht. Ich weiß nicht, ob sich die Produktion nicht verselbständigt.“ Eine Überproduktion könnte Blutverdickung, Thrombosen und den Tod zur Folge haben.

Auch der Chefmediziner des Internationalen Skiverbandes, Bengt Saltin, ist besorgt. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte er: „Repoxygen wird ein sehr gutes Medikament für Nierenpatienten sein – und eine echte Bedrohung für den Sport. Aber noch beträgt das Risiko fast hundert Prozent. Wenn man es einsetzt, wird die Person sehr wahrscheinlich sterben.“

Saltin glaubt nicht daran, dass Repoxygen schon von Sportlern eingesetzt wird. Für die Olympischen Winterspiele in Turin befürchtet er eher, dass wie bisher mit extern zugeführtem Epo gedopt werde. „Die wirkliche Bedrohung ist, dass man eine geringe Menge Epo benutzt“, sagte Saltin. „Da der Urintest auf Epo nicht so empfindlich ist, kann man das. Wir sehen Anzeichen, aber wir können die Täter nicht kriegen.“

Die Anzeichen beziehen sich wohl auch auf das so genannte „Herandopen“. Athleten setzen Epo ein, bis sie den gerade noch zugelassenen Wert erreicht haben. Ihre Werte lassen sie regelmäßig von privaten Laboren kontrollieren, um nicht bei einer Dopingprobe positiv getestet zu werden.

Um die neuesten Entwicklungen des Gendopings zu erfahren, fordert Nada-Geschäftsführer Augustin eine Kooperation mit der Pharmaindustrie. „In der Forschung werden Substanzen zielgerichtet entwickelt“, sagte Augustin. „Davon müssen wir frühzeitig etwas mitbekommen.“

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