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Sport: Spiel um die Zukunft

Der Handball bangt um seinen Hauptsponsor.

Berlin - Die Verhandlungen waren zäh, das hat Oliver Lücke nicht vergessen. „Wir mussten viele lange Gespräche führen, ehe wir die Vereine überzeugt hatten“, sagt der Sprecher der Handball-Bundesliga (HBL) im Rückblick auf den Sommer 2007. Damals wurde zum ersten Mal öffentlich und durchaus kontrovers über einen Verkauf der Liga-Namensrechte nachgedacht. Heute, knapp viereinhalb Jahre später, ist die anfangs skeptische Haltung der Klubs verflogen. Längst haben sich Vereinsvertreter und Fans damit abgefunden, dass ihre Klubs offiziell in der „Toyota-Handball-Bundesliga“ spielen. Schließlich haben die Bundesligisten nicht zuletzt wirtschaftlich von der Kooperation profitiert. Gut zwei Millionen Euro überweist der Automobilkonzern jährlich an den Liga-Dachverband.

Ob die Japaner die Zusammenarbeit mit der HBL auch in den nächsten Jahren fortsetzen, ist allerdings unklar. Der Kontrakt endet am Saisonende im Juni 2012. Über einen Verlust des Hauptsponsors will man bei der HBL nicht nachdenken. „Das ist rein spekulativ. Falls es so kommen sollte, wäre es jedoch keine schöne Angelegenheit“, sagt Lücke. Dann drohen nämlich erhebliche Einnahmeverluste. Das Geld würde wohl in der Jugendarbeit fehlen. Die Liga versichert, die Einnahmen an die Klubs auszuschütten mit der Auflage, sie in die Nachwuchsleistungszentren zu investieren. Zudem müsste die Liga nach einem neuen Geldgeber suchen, der wohl nicht so einfach zu bekommen ist wie im Handball-Boomjahr 2007 und nicht so kurzfristig. Eine Entscheidung soll spätestens im Februar fallen.

Da der aktuelle Namenssponsor auch mit dem Deutschen Handball-Bund (DHB) wirbt, spielt bei einer Verlängerung vermutlich auch ein erfolgreiches Abschneiden der Nationalmannschaft bei der EM in Serbien (15. bis 29. Januar 2012) eine wichtige Rolle. Marcus van Marwick, Leiter für Handelsmarketing bei den Japanern, sagt zwar: „Wir machen die Vertragsverlängerung nicht vom Abschneiden der Nationalmannschaft bei WM oder EM abhängig.“ Das Unternehmen würde sich der Sportart – unabhängig vom Erfolg der deutschen Mannschaft – ganzheitlich annehmen. Doch so ganz will man diesen Aussagen keinen Glauben schenken. Das weiß auch HBL-Chef Frank Bohmann. „Eine starke Nationalmannschaft ist auch für die Bundesliga von erheblicher Bedeutung“, sagt er.

Sprecher Oliver Lücke kann diese Vorausahnung mit einer Geschichte aus dem Jahr 2007 illustrieren. „Damals“, erinnert er sich an die berauschende Handball-WM in Deutschland, „liefen die Verhandlungen mit Toyota bereits“. Nach dem Finalsieg der Deutschen über Polen, „haben sie aber erst richtig Fahrt aufgenommen und waren schließlich erfolgreich“.

Basierend auf dieser Erfahrung macht es nun den Anschein, als würde die DHB-Auswahl bei der EM im Januar um mehr als nur ein Ticket für das Olympia-Qualifikationsturnier spielen. Sondern auch um die Zukunft.

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