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Sport: Spielen und helfen

Nach der Flutkatastrophe in Asien plant der deutsche Sport langfristige Benefizprojekte

Berlin - Die dringendsten Fragen hat Burkhard Wildermuth im Kopf: Wie viele Kinder haben keine Eltern mehr? Wie kann man ihnen kurzfristig ein neues Dach über den Kopf geben? Und wie langfristig ein neues Zuhause?

In einigen Tagen will Wildermuth, der lange als Basketball-Funktionär tätig war und nun Entwicklungsprojekte in Asien betreut, nach Thailand fliegen, um nach Antworten zu suchen. Und nach Wegen, den von der Flutwelle in Südasien betroffenen Menschen zu helfen. „Wir möchten in Pattaya ein Kinderdorf für Waisen bauen“, berichtet Wildermuth. Pattaya liegt 150 Kilometer südlich von der Hauptstadt Bangkok entfernt. Für das Hilfsprojekt hat Wildermuth bereits Kontakte zu lokalen Unternehmen geknüpft, Finanzzusagen gibt es vom Deutschen Basketball-Bund und der Sportjugend.

Nach der Naturkatastrophe versucht die ganze Welt, den Menschen in Asien zu helfen. Der Sport will sich davon nicht ausnehmen. „Natürlich können wir keine erste Hilfe leisten“, sagt Klaus Steinbach, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, auf Nachfrage. „Aber wir können langfristig etwas tun, wenn die größte Not gelindert ist.“ Neben Spenden will der Sport seine soziale Kompetenz einbringen. „Die Vereine haben schon oft gezeigt, dass sie bei Krisen weltweit Solidarität üben“, sagt Manfred von Richthofen, der Chef des Deutschen Sportbundes. Inzwischen haben sich viele Sportvereine gemeldet, die sich an Spendenaktionen beteiligen wollen. Schon nach dem Erdbeben im iranischen Bam vor einem Jahr gab es vielfältige Aktionen, etwa ein Benefizspiel der Fußball-Nationalmannschaft in Teheran (siehe Kasten). „Auch diesmal ist der Fußball in der Pflicht, etwas zu tun“, sagt Ligachef Werner Hackmann, der mit der Nationalmannschaft kürzlich erst in Thailand zu Gast war. Am 25. Januar wird in der Arena Auf Schalke ein Benefizspiel der Nationalelf gegen eine internationale Bundesliga-Auswahl stattfinden.

Eine langfristige Benefizaktion plant der FC Bayern München. Der Fußballverein will für Kinder, die durch die Flut ihre Eltern verloren haben, in Sri Lanka oder Indonesien eine Schule bauen und die Kinder mindestens zehn Jahre lang unterstützen. Auch andere Sportler wollen den Betroffenen in Südasien helfen. Michael Schumacher kündigte am Dienstagabend im ZDF eine Spende in Höhe von zehn Millionen US-Dollar an.

Die Politik unterstützt die Hilfe. „Der Sport kann in Krisengebieten neuen Zusammenhalt schaffen“, sagt der Sportexperte der Grünen, Winfried Hermann. Bei der Betreuung haben das Auswärtige Amt und das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Unterstützung zugesagt. „Wir fördern den Behindertenfußball in Südostasien“, sagt eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. „Vielleicht können wir in der Region verstärkt helfen.“

Sportliche Entwicklungshilfe hat Tradition. In den Sechzigerjahren gab Fußballtrainer Rudi Gutendorf in Tunesien seine Erfahrungen weiter. Inzwischen sind Trainerausbildung und Sportstättenbau als Mittel der internationalen Hilfe anerkannt. Viele Funktionäre und Sportpolitiker beklagen allerdings, dass es aus dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit kaum noch Geld dafür gibt.

Eingestellt wurde die Arbeit aber nicht. Das Auswärtige Amt unterstützte 2004 mit drei Millionen Euro unter anderem Sportprojekte in Afrika. Aus Mitteln von Bund und Verbänden wurde der Entwicklungshelfer Holger Obermann, der in Afghanistan den Fußball wieder aufbaute, bezahlt. „Künftig wollen wir Straßenfußball in Nordafghanistan etablieren“, sagt Obermann. „In Krisenregionen ist gerade Breitensport für die Menschen wichtig.“ Der Berliner Verein streetfootballworld, der von Bundestrainer Jürgen Klinsmann unterstützt wird, will sich an der Aktion beteiligen.

Zusätzliche Mittel werden im Rahmen des von der Uno ausgerufenen Jahres des Sports ausgegeben, 700 000 Euro stehen im Innenministerium dafür bereit. Weitere Hilfe für Afghanistan ist angedacht.

Manche Projekte finanziert der Sport selbst. So hat die Sportjugend in Uganda Werkstätten errichtet, in denen Einheimische Solartöpfe herstellen, die sie verkaufen können. „Hier leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Sportjugend-Chef Ingo Weiss. „Das wollen wir später auch in Asien tun.“ Zum Beispiel in Thailand.

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