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Das wird spannend. Münchens Trainer Niko Kovac (l) und Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann.

© Uwe Anspach/dpa

Spitzenspiel in der Fußball-Bundesliga: Wie RB Leipzig dem FC Bayern Konkurrenz macht

RB Leipzig kommt dem FC Bayern immer näher. Aber können die Sachsen dem Meister schon in dieser Saison gefährlich werden? Eine Analyse.

Vor seinem Amtsantritt in Leipzig Anfang Juli hat Julian Nagelsmann auf dem Sachsenring vorbeigeschaut. Beim MotoGP hielt es der Fußballtrainer mit Marcel Schrötter, Moto2-Pilot aus Bayern. Der ist ein Freund des Trainers und wird – Überraschung – nicht von Red Bull unterstützt. Allerdings steckte in der Veranstaltung auf der Rennstrecke viel Geld vom österreichischen Getränkehersteller drin. Red Bull wirbt ja viel im Motorsport. Da war der Besuch des neuen Leipziger Trainers beim Motorradrennen auch eine Werbetour im Sinne des Unternehmens.

Der erst 32 Jahre alte Nagelsmann selbst steht beim Leipziger Fußball-Bundesligisten Rasenballsport für Aufbruch, Jugend und Dynamik – Attribute, die von Red Bull auf verschiedenen Werbekanälen immer propagiert werden. Es passt, dass sich der neue Trainer auch für Motorradrennen interessiert. Der junge Coach soll Leipzig den Erfolg bringen, den sich der Eigner aus Österreich wünscht und zum Start in der Liga sieht es auch gut aus: Mit neun Punkten sind die Sachsen in die Saison gerauscht, besser geht es nach drei Spieltagen nicht.

Aber noch besser geht es am 4. Spieltag: Am Sonnabend (18.30 Uhr) kommt der Meister zum Spitzenspiel nach Leipzig. Mit einem Sieg gegen die zwei Punkte hinter ihnen liegenden Bayern würden die Leipziger ihre Ambitionen unterstreichen, dass sie nun nach drei guten Jahren in der Bundesliga auch um die Meisterschaft mitspielen wollen, was sich Markus Krösche wünscht. Ziel sei es, Titel zu holen. „Sonst wären Julian und ich ja nicht hier. Die Voraussetzungen und Potenziale sind absolut vorhanden“, sagt der Leipziger Manager.

Nagelsmann hat mit der TSG Hoffenheim schon zwei Mal gegen die Bayern gewonnen. Dagegen steht Nico Kovac, der ist als Bayern-Trainer gegen Leipzig nach bisher drei Spielen ohne Niederlage und Gegentor. Tatsächlich ist der Abstand zu den Bayern geschrumpft, aber ist er wohl noch nicht so klein, dass die Leipziger den Bayern davonlaufen könnten.

Angesichts der Länderspielpause prahlten sie bei RB Leipzig damit, dass 18 Spieler bei diversen Nationalmannschaften waren. 15 davon spielten, drei bei der deutschen Nationalmannschaft (Timo Werner, Marcel Halstenberg, Lukas Klostermann). Halstenberg traf sogar zum 1:0 gegen Nordirland im EM-Qualifikationsspiel. 15 Bayern-Profis waren international unterwegs, darunter vier bei Deutschland (Goretzka musste verletzt abreisen) und vier bei Weltmeister Frankreich. Diese Zahlen belegen, dass die Leipziger beim Personal aufgeholt haben.

Leipzig hat erst ein Pflichtspiel gegen die Bayern gewonnen

In Liga und Pokal gab es bisher acht Begegnungen zwischen Leipzig und Bayern, die Leipziger gewannen nur einmal – in der Saison 2017/2018, als die Bayern praktisch schon Meister waren. Ansonsten siegten die Bayern vier Mal, einmal gab es ein Unentschieden. Im Pokal war es einmal knapp, 2018 in Runde zwei (4:5 aus Leipziger Sicht im Elfmeterschießen). Im Pokalfinale im Mai diesen Jahres gab es ein humorloses 3:0 der Bayern. Auch andere Zahlen sprechen für München: Im direkten Vergleich gab es pro Spiel im Schnitt 17 Torschüsse für die Bayern und nur neun für Leipzig. Im Ballbesitz lag der Meister mit 65 Prozent vorn.

Nun hat sich die Leipziger Mannschaft nicht so erheblich verändert vor dieser Saison. Sie ist vielleicht etwas schneller geworden und mit dem Altersschnitt von 22,1 Jahren auch jünger als die der Bayern (24,5 Jahre im Schnitt). Mit Siegen gegen Union, Frankfurt und Mönchengladbach gehen die Leipziger in das Duell mit dem Meister. Sie sind an den ersten drei Spieltagen mehr gelaufen als die Bayern (117 zu 112 Kilometer im Schnitt) und hatten eine bessere Zweikampfqoute (53 zu 51) – allerdings haben sie weniger Tore als die Bayern geschossen (9:11), hatten weniger Torschüsse und deutlich weniger Ballbesitz (53:68).

Letzteres überrascht etwas, da Nagelsmann in Leipzig mehr auf Ballbesitz setzt als Vorgänger Ralf Rangnick, dessen Fußball von gegnerischen Ballbesitz und Balleroberung und Gegenangriff lebte. Ballbesitz heißt für den neuen Trainer, „eine höhere Wahrscheinlichkeit für Torabschlüsse“. Zudem bringe Ballbesitz ein besseres personelles Verhältnis für das Gegenpressing.

Vor dem Spiel gegen die Bayern hat Julian Nagelsmann gesagt, es gehe darum, sich weiterzuentwickeln. Er sei sich sicher, das Leipzig eine gute Saison spielen werde. Ob das reiche, um einen Titel zu gewinnen, wisse er aber nicht. „Jürgen Klopp brauchte mit Dortmund und Liverpool dafür ja auch drei Jahre.“

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