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Sport und Politik: Ein Kreuz für Kahn

Sven Goldmann über Politkarrieren bekannter Sportler

Ottfried Fischer hat einmal gesagt, sein guter Freund Franz Beckenbauer sei so populär, dass er für die PDS ein Direktmandat in Bayern holen könnte. Daran mögen die politikfrustrierten Bürger des Schwarzwaldstädtchens Hornberg gedacht haben, als sie die ehemaligen Fußballspieler Oliver Kahn und Jürgen Klopp für die Bürgermeisterwahl ungefragt ins Spiel brachten. Das klingt seltsam, ist aber ohne Weiteres möglich in Baden-Württemberg, wo sie bekanntlich alles können außer Hochdeutsch.

Die Verquickung von Sport und Politik ist so neu nicht. Auf der ganzen Welt definiert sich Staatskunst immer weniger über Konzepte, sondern über bekannte Gesichter, und das sind eben eher selten Rechtsanwälte, Lehrer und Diplomverwaltungswirte. Den Anfang machten wie so oft die USA, wo schon mal ein Cowboy Präsident wurde, ein Bodybuilder dem Bundesstaat Kalifornien vorsteht und Muhammad Ali wahrscheinlich eine ernsthafte Konkurrenz für Barack Obama gewesen wäre, wenn er denn nur gewollt hätte. In Brasilien war Pelé mal Sportminister, in der Ukraine Witali Klitschko fast Bürgermeister von Kiew.

Und in Deutschland? Schachern sich noch immer Rechtsanwälte, Lehrer und Diplomverwaltungwirte die Mandate zu. Manchmal findet sich für verdiente Athleten wie den Turner Eberhard Gienger oder die Speerwerferin Ruth Fuchs ein warmes Plätzchen auf den Hinterbänken des Bundestages. Die mit politischen Talenten eher spärlich gesegnete Berliner CDU hätte sich gern Herthas Torwart Christian Fiedler geangelt, aber der wehrte reaktionsschnell ab. Auch Franz Beckenbauer zögert immer noch, zu Recht wie das Beispiel Klopp/Kahn zeigt. Beide kamen sie in Hornberg trotz andauernder Fernsehpräsenz nur auf je eine Stimme. Keine Gefahr für den wiedergewählten Siegfried Scheffold, von Beruf übrigens Verwaltungswirt.

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