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Basketballspieler Stephen Curry beleidigte den Präsidenten öffentlich.

© AFP

Sport und Politik: US-Präsident Donald Trump im Spiel

Die Sportler in den USA streiten darüber, wie sie mit Donald Trump umgehen sollen. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander.

Erst eine Woche nach dem Super-Bowl-Sieg der New England Patriots ist das Foto hinaus in die Welt gegangen. Zu sehen sind 53 Spieler sowie mehr als 20 Trainer und Betreuer, streng positioniert nach Rang und Verdienst, in fünf Reihen, kaum einer hat weniger als 100 Kilogramm auf den Rippen, der Großteil sogar deutlich mehr. Stiernacken unter sich. Es dürfte also eng werden, wenn der amtierende Meister der National Football League (NFL) demnächst im Weißen Haus vorbeischaut. In den USA ist es gute Tradition, dass der US-Präsident Sportler nach großen Siegen wie dem im Super Bowl in Washington empfängt, der Brauch hat sogar Eingang in die Popkultur gefunden. Unvergessen, wie Allzweckwaffe und Running Back Forrest Gump im gleichnamigen Oscar-Film 15 Cola beim Besuch im Oval Office in sich hineinschüttet, ehe er dem Präsidenten die Hand schüttelt.

Im Moment sieht es allerdings so aus, als würde in diesem Jahr etwas mehr Platz bleiben. Konkret ist das Treffen zwar noch nicht terminiert, aber fünf Patriots-Spieler haben bereits angekündigt, nicht daran teilnehmen zu werden. Martellus Bennett, Devin McCourty, LeGarrette Blount und Chris Long erklärten ihre Absage mit ihrer Abneigung gegen Präsident Donald Trump. Verteidiger Dont'a Hightower sagte auf Nachfrage mit der originellen Begründung ab: „Kenne ich schon.“

Die fünf Football-Profis sind nur die jüngsten Beispiele, vor ihnen haben sich schon viele Prominente aus der Sportwelt kritisch gegen Trump geäußert, auch und gerade in den USA: Den Anfang machten direkt nach der Wahl Steve Kerr und Gregg Popovich, zwei NBA-Trainer von hoher Popularität, Großbritanniens Olympiasieger Mo Farah meldete sich ebenfalls zu Wort, genau wie der Kapitän des US-Fußball-Nationalteams, Michael Bradley. Basketballer Enes Kanter, gebürtiger Schweizer mit türkischen Eltern, forderte nach dem Einreiseverbot Trumps gegen sieben muslimische Länder bei Twitter: „Make America kind again.“

In den USA tobt die Debatte darüber, ob sich Sportler in gesamtgesellschaftliche Belange einmischen sollen

Der Fall aus New England enthält allerdings eine besondere Tücke für die Verweigerer. Die drei großen Gesichter und Entscheider des Bostoner Klubs – Besitzer Robert Kraft, Trainer Bill Belichick und Quarterback Tom Brady – sind nämlich allesamt erklärte Trump-Freunde, die ihn im Wahlkampf öffentlich unterstützt haben. Kraft soll am Vergabetag der neuen Kabinettsposten sogar höchstselbst im Trump Tower in New York vorstellig geworden sein, in der Hoffnung, ein hohes politisches Amt abzugreifen. Offenbar ohne Erfolg. Teamintern seien die politischen Differenzen allerdings kein Problem, sagt Martellus Bennett. „Ich mache mir keine Sorgen darüber, was der Besitzer denkt“, sagte er. Bennett hatte schon vor dem Super Bowl mitgeteilt: „Ich unterstütze den Typen im Weißen Haus nicht.“

NFL-Star Tom Brady gilt als großer Anhänger Trumps.
NFL-Star Tom Brady gilt als großer Anhänger Trumps.

© AFP

In den USA tobt die Debatte darüber, ob – und wenn ja: wie – sich Sportler in gesamtgesellschaftliche Belange einmischen sollen, seit Donald Trump im Amt ist. Dazu hat vor allem einer der bekanntesten Spieler aus der National Basketball Association (NBA), Stephen Curry von den Golden State Warriors, beigetragen – und zwar äußerst wortstark, man könnte auch sagen: beleidigend. Vorausgegangen war ein Interview mit Kevin Plank, dem Chef von Currys Sponsor, einem großen Sportartikel-Ausrüster, der Trump in seinen ersten Amtswochen wortwörtlich als „real asset“ wahrgenommen hat – als echte Bereicherung also. Darauf angesprochen, sagte NBA-Star Curry, der im Wahlkampf öffentlich Hillary Clinton unterstützt hatte, er könne dem uneingeschränkt zustimmen, sofern man das „et“ in asset entferne. Müßig, die entsprechende Übersetzung mitzuliefern.

Bei seinem Hauptsponsor sorgte der Fall für mittelschwere Eruptionen. Einen Tag nach Currys Wortmeldung ruderte Firmenchef Plank sodann eilig zurück und betonte, seine Einschätzung beziehe sich lediglich auf Trumps Wirtschaftspolitik, nicht auf dessen soziale Ansichten. Offensichtlich wollte das Unternehmen nicht riskieren, einen Streit mit seiner wichtigsten PR-Figur vom Stapel zu brechen, zumal der 28-Jährige angedeutet hatte, den bis 2024 laufenden und hochdotierten Vertrag gegebenenfalls frühzeitig zu kündigen. „Es gibt keinen Geldbetrag, und es gibt keine Plattform, die ich nicht verlassen würde, wenn sie nicht die Richtlinien vertritt, für die ich stehe“, sagte Curry.

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