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Sportförderung: Bayer setzt alles auf Fußball

Die Bayer AG wird die Sportförderung in Zukunft radikal umstrukturieren. Von Sommer 2008 an will sich der Konzern im Profisport ausschließlich auf den Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen konzentrieren.

Leverkusen - Aus der Sportwerbung für Basketball, Handball, Volleyball und Leichtathletik wird sich der Konzern zurückziehen. "Die Ausgabe von Werbegeldern für den Profisport dient dem Ziel, den Bekanntheitsgrad unseres Unternehmens und seiner Produkte zu erhöhen", erklärte Michael Schade, Leiter Unternehmenspolitik und Presse bei Bayer, "und der größte Imagegewinn wird am besten mit dem Fußball erzielt."

Die Förderung des Breiten-, Jugend- und Behindertensports soll aber weiterhin zu den Schwerpunkten des sozialen Engagements gehören. Deshalb werden die Aktivitäten der 27 Werksvereine mit mehr als 50.000 Mitgliedern wie bisher mit rund 14 Millionen Euro jährlich unterstützt werden. Damit zählt die Bayer AG zu den größten Sportförderern in Deutschland.

Die durch den Rückzug aus den Profisportarten eingesparten Gelder sollen stattdessen in die Bildung junger Menschen investiert werden. Dazu wird eine bereits gegründete "Bayer-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Bildung" mit zusätzlich 10 Millionen Euro ausgestattet. Aus deren Erlösen sollen Schulen bei der Finanzierung von Projekten unterstützt werden.

Sprachlosigkeit und Enttäuschung

Wirbel und Enttäuschung löste die Umstrukturierungs-Ankündigung bei den professionellen Bayer-Vereinen aus. "Mit dem Rückzug von Bayer geht eine unglaubliche Erfolgsgeschichte zu Ende, die den Basketball in Deutschland geprägt hat", sagte Otto Reintjes, Abteilungsleiter beim Bundesligisten Bayer Giants Leverkusen, der 14 Mal deutscher Meister wurde und zuletzt rund zwei Millionen an Sponsorengeld vom Konzern erhielt. "Natürlich sind wir enttäuscht. Wir stecken den Kopf aber nicht in den Sand und werden alles tun, dass es diesen Basketball-Standort auch über 2008 hinaus noch gibt."

Fast sprachlos war Renate Wolf, die als Trainerin mit den Handball-Frauen von Bayer 04 am Wochenende gerade deutscher Vizemeister geworden war: "Ich bin nicht im Stande eine Stellungnahme abzugeben. Erst muss ich diese Nachricht verarbeiten." Unerwartet kam der Bayer-Entschluss auch für die Profi-Volleyballer. "Ich habe die Neuigkeit heute erst erfahren und bin überrascht", sagte Abteilungsleiter Egon Baumgarten. Dass die Bayer AG zu diesem Zeitpunkt ihre Sport-Pläne öffentlich machte, begründet Schade so: "Wir steigen aus, weil jetzt gerade der Erfolg da ist. Hätten wir uns zurückgezogen, wenn eine Mannschaft abgestiegen wäre, würde dies als Undankbarkeit ausgelegt."

"Olympia-Medaille kann so glänzen kann wie ein Uefa-Cup-Platz"

Während die Ballsportarten sich nach der Saison 2007/08 neue Trikotsponsoren suchen müssen, erhalten die Leichtathleten - zu denen auch die Speerwurf-Europameisterin Steffi Nerius zählt - noch bis 2009 unverändert ihre Förderung. "Sie erhalten die Sonderzuwendungen noch zwei Jahre, damit sie sich auf die Olympischen Spiele 2008 in Peking und die Weltmeisterschaft 2009 in Berlin konzentrieren können", erklärte Schade. Leichtathletik-Abteilungsleiter Joachim Strauß begrüßt diese "längere Auslaufzeit" und hofft neue Werbepartner zu finden: "Wir müssen die Sponsoren überzeugen, dass eine olympische Medaille so glänzen kann wie ein Uefa-Cup-Platz im Fußball."

Die Bayer AG wird bei der Imagewerbung im Sport zukünftig alles auf die Karte Fußball setzen. Untersuchungen hätten eindeutig belegt, dass der Werbewert des Bayer-Teams weitaus größer sei, als die jährlichen Aufwendungen in Höhe von rund 25 Millionen Euro. Die Elf von Trainer Michael Skibbe qualifizierte sich für den Uefa-Cup und nimmt damit zum 15. Mal in 20 Jahren an einem europäischen Wettbewerb teil. Beschlossen wurde Ende Mai zudem, die "BayArena" für rund 56 Millionen Euro zu modernisieren und auf 30.000 Sitzplätze auszubauen. "Durch den Ausbau des Stadions haben wir ein klares Signal gegeben, den Erfolgsweg fortzusetzen", sagte Schade. (Von Andreas Schirmer, dpa)

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