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Sport: Sportler ohne Stütze

Berliner Basketball- und Eishockey-Klubs wehren sich gegen den Vorwurf der Abzockerei

Sportler als Sozialschmarotzer – das ist ein großes Thema. Die Diskussion über die Fußballprofis von Borussia Dortmund, die für ihre Arbeit steuerfreie Sonntags- und Nachtzuschläge bekommen, schwappt nun auf andere Sportarten über. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und in der Basketball-Bundesliga soll der Großteil der Sportler in der spielfreien Zeit Arbeitslosengeld kassieren. Das wird von den Verantwortlichen bestritten. Klaus Sturm, Anwalt des Eishockey-Vereins EHC Eisbären Berlin, sagte: „Der Vorwurf der Abzockerei beim Arbeitslosengeld ist für unseren Klub unhaltbar.“ Auch Marco Baldi, Vizepräsident von Basketball-Bundesligist Alba Berlin, wies die Vorwürfe zurück. „Solche Praktiken sind mir im Basketball nicht bekannt“, sagte er. „Das gilt sowohl für Alba als auch für die anderen Vereine.“

Bei den Klubs in der DEL ist es üblich, dass Verträge nur über eine Saison abgeschlossen werden und dabei eine Laufzeit von neun Monaten haben. „Im Sommer haben wir für die Spieler ja keine Beschäftigung“, sagt Eisbären-Manager Peter John Lee. Dass sich aber ein ausländischer Profi nach Ablauf seines neunmonatigen Vertrags im Sommer beim Arbeitsamt meldet, sei entweder nicht möglich oder unwahrscheinlich, meint Sturm, Anwalt für Arbeits- und Sportrecht. „Wer nicht zwölf Monate am Stück in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt hat, hat keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld“, sagt der Anwalt. „Ein Ausländer, der immer nur Verträge über neun Monate hat, muss mindestens drei Jahre Arbeitslosenversicherung zahlen, erst dann hat er Anspruch auf Arbeitslosengeld.“

Die „Berliner Zeitung“ hatte in ihrer Samstagsausgabe geschrieben: „Für die Klubs lohnt sich der Deal mit der Arbeitslosigkeit.“ Bei „rund 340 Spielern in der DEL“ käme ein „erkleckliches Sümmchen zusammen“. Sturm hält dies für unhaltbar, „allein die Zahl ist irreal“. Bei den Eisbären sind zwölf ausländische Profis unter Vertrag, nur einer von ihnen ist seit mehr als drei Jahren in der DEL beschäftigt, hätte also bei Arbeitslosigkeit Anspruch auf staatliche Unterstützung. „Doch das wäre eine so geringe Summe, für die würde kein ausländischer Profi auf seinen Sommerurlaub in der Heimat verzichten“, sagt Sturm. Meldet sich ein ausländischer Spieler dennoch arbeitslos, muss er den Sommer an seinem deutschen Wohnort bleiben und sich wöchentlich beim Arbeitsamt melden. „Das Arbeitsamt könnte ihn für Tätigkeiten, etwa als Bauhelfer, verpflichten“, sagt Sturm. „Zu oft ablehnen darf das der arbeitslose Profi nicht, sonst erlischt sein Anspruch auf Arbeitslosengeld.“

Bei Basketball-Bundesligist Alba würden ohnehin nur ganzjährige Verträge abgeschlossen, sagt Vizepräsident Baldi. Also käme der Gang zum Arbeitsamt für die Spieler nicht in Frage. Bei den Eisbären haben Spieler mit Vertragslaufzeiten von mehr als einer Saison laut Sturm mitunter auch durchlaufende Verträge. Und was steuerliche Erleichterungen für Sonntags- und Nachtarbeit betrifft, sind die Klubs auf der legalen Seite: Alba und die Eisbären haben dafür eine Genehmigung vom Finanzamt. Allerdings, sagt Anwalt Sturm, seien die Ersparnisse nicht mit denen von Borussia Dortmund vergleichbar und würden keine große Rolle im Vereinsetat spielen.

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