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Trainerin Susann Müller will mit dem Spreefüxxen in der neuen Saison einen weiteren Angriff auf die Bundesliga starten.

© Kaefe/Imago

Spreefüxxe Berlin bleiben zweitklassig: „Dass wir andere Pläne hatten, ist kein Geheimnis“

Die Handballerinnen der Spreefüxxe Berlin haben erneut den Aufstieg in die Bundesliga verpasst. Trainerin Susann Müller hält trotzdem am großen Ziel fest.

Die Ernüchterung war schon länger da. Natürlich, rein rechnerisch hatte bis zum Mittwochabend noch eine minimale Chance auf die Relegation bestanden, doch viel Zuversicht hatten die Handballerinnen der Spreefüxxe Berlin da schon nicht mehr. Bereits vor dem letzten Saisonspiel steht nun fest, dass es beim dritten Platz bleiben wird und das Team von Trainerin Susann Müller erneut den Aufstieg in die Erste Liga verpasst hat.

„Dass wir andere Pläne hatten, ist kein Geheimnis. Da ist jetzt etwas der Druck raus, aber wir wollen das noch ordentlich zu Ende bringen. Das haben die Fans und die Sponsoren auch verdient“, sagt Müller vor dem Heimspiel gegen Herrenberg am Samstag (18 Uhr/Sporth alle Charlottenburg).

Ihr Fazit zur Spielzeit fällt gemischt aus. Angefangen von den unerwarteten Abgängen von Leona Svirakova und Sofie Svarrer Hansen, die das Team verkraften musste und damit nicht nur wichtige Leistungsträgerinnen, sondern ebenso Lautsprecherinnen in der Mannschaft verlor, hin zu einer gewissen Unerfahrenheit der zum Großteil jungen Spielerinnen, die erst lernen mussten, mehr Verantwortung zu übernehmen, verlief der Start schwieriger als erhofft. Die Spreefüxxe brauchten ihre Zeit, um sich neu zusammen zu finden.

„Das war nicht einfach. Die Verarbeitung des letzten Jahres, als wir den Aufstieg knapp verpasst haben, hat bei manchen einfach zu lange gedauert“, erklärt die 33 Jahre alte Müller. „Das möchte man gerne als Mannschaft lösen, doch letztlich muss da jeden in seinem eigenen Kopf klarkommen.“ Zwei der fünf Niederlagen sowie das Unentschieden gegen Bremen seien ihrer Meinung nach vermeidbar gewesen. Aber – und da ist Müller realistisch – es kommt eben nur weiter, wer seine Leistung über die gesamte Saison konstant abruft und daran müssen die Spreefüxxe weiter arbeiten.

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„Leider hatte kaum eine die Sicherheit dafür. Manchmal konnte man da würfeln, wie es läuft“, sagt Müller. Was im Training noch bestens funktioniert hat, konnte im Spiel nicht immer umgesetzt werden. Besonders, in engen Situationen. Da fehlten die Anführerinnen, da fehlte die Erfahrung. Zumindest bis zur Rückrunde. Denn nach und nach fügten sich die Puzzlestücke immer besser zusammen, fand jede Spielerin besser in die ihr eigene Rolle. Resultat war, dass die letzten sieben Spiele gewonnen werden konnten, darunter die Begegnung beim stark aufspielenden Erstliga-Absteiger Göppingen. „Da hat man gesehen, zu was die Mannschaft in der Lage ist“, sagt Müller, die solche Auftritte ihrer Frauen gerne öfter sehen würde.

Hier liegt auch der Ansatz für das kommende Jahr. Die Trainerin möchte weiter an der mentalen Stärke ihrer Mannschaft arbeiten und dafür noch mehr als bisher auf einen Mentalcoach zurückgreifen. „Wir werden genauso die Zielsetzung punktuell anders angehen“, sagt Müller. „Vielleicht hilft es den Mädels, wenn wir uns mehrere Teilziele setzen und nicht gleich draufhauen und all-in gehen.“

Die Zweite Liga ist für hochkarätige Neuzugänge nicht interessant genug

Rein aus sportlicher Sicht wurde der Kader weiter angepasst. Linnea Aula, Simona Kolosove und Bo Dekker werden den Verein verlassen, während Chantal Pagel mit erst 25 Jahren ihre Karriere beendet. Dem stehen fünf Neuverpflichtungen und vier Vertragsverlängerungen entgegen, sodass das Grundgerüst für die nächste Saison bereits aufgebaut ist. Interessant wird es dabei auf der Rückraummitte, wo die erst 17-Jährige Leonie Baßiner noch mehr Verantwortung übernehmen soll. Zusammen mit der nur drei Jahre älteren Lara Sophie Fichtner, die vom Thüringer HC kommt, setzen die Spreefüxxe damit auf ein sehr junges Duo auf der zentralen Position.

„Wir haben viel darüber gesprochen, wo unser Weg als Verein hingehen soll. Und ich glaube, dass es eine spannende Aufgabe ist, auf junge deutsche Spielerinnen zu setzen, die Bock haben, sich über die Zeit etwas aufzubauen“, sagt Müller. Selbstredend hätte sie auch nichts gegen eine erfahrenere Spielerin gehabt. Doch geht eben alles nur im Rahmen der eigenen Mittel. Und da steht nun einmal fest, dass die großen Kaliber nicht unbedingt in der Zweiten Liga spielen wollen, einmal ganz davon abgesehen, dass die finanziellen Forderungen ganz andere sind. Ein Zweitliga-Verein, bei dem weniger Geld verdient und nebenher noch gearbeitet werden muss, ist nur für wenige interessant.

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„Es ist leider so in Deutschland, dass da so schnell keine Gleichheit mit dem Männersport hergestellt werden wird“, sagt Müller. „Aber ich finde, daran kann man auch wachsen. Und es ist besser, in der zweiten Liga zu spielen, als irgendwo nur auf der Bank zu sitzen.“ Den gerade verabschieden Grundlagenvertrag der Handball Bundesliga Frauen (HBF), der ab 2024/25 in Kraft tritt, sieht sie derweil ambivalent.

Durch die Verschlankung der ersten Liga auf zwölf Teams und einen geforderten Mindestetat von 500.000 Euro wird zwar auf der einen Seite die Basis für mehr Professionalität gelegt, andererseits werden jedoch viele Klubs den neuen Anforderungen nicht gerecht werden können und dadurch weniger prominent als bisher auf der Handballkarte auftreten. Einmal ganz davon abgesehen, dass die Zweite Liga mit dann 16 Klubs zwar sportlich interessanter werden könnte, aber dadurch für Sponsoren noch immer nicht wesentlich reizvoller erscheint. „Das Gute ist, dass wir jetzt schon wissen, was auf uns zukommt und welche Grundlagen wir schaffen müssten“, sagt Müller, die den Aufstieg auch im dritten Anlauf nicht aus den Augen verloren hat. Der Blick geht weiter voraus – nicht nur auf den Saisonabschluss, sondern vor allem auf das, was danach kommt.

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