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Sport: Springen, lächeln, springen

"Hoffentlich werden wir nicht erleben müssen, dass die hübschen jungen Mädchen mehr übers Eis stolpern denn laufen." Die Befürchtungen von Uwe Prieser, Pressesprecher der Deutschen Eislauf-Union (DEU), kommen nicht von ungefähr.

"Hoffentlich werden wir nicht erleben müssen, dass die hübschen jungen Mädchen mehr übers Eis stolpern denn laufen." Die Befürchtungen von Uwe Prieser, Pressesprecher der Deutschen Eislauf-Union (DEU), kommen nicht von ungefähr. Denn die Damen der DEU springen dem internationalen Niveau hinterher. Was bei den 100. Deutschen Meisterschaften im Erika-Hess-Stadion (heute ab 10 Uhr Kür der Herren / ab 18 Uhr Kurzprogramm der Damen) wieder deutlich werden könnte.

Caroline Gülke ist eine Läuferin, die den Gegenbeweis antreten und ihr Programm "möglichst sauber" präsentieren möchte. Gelingt der 19-Jährigen vom SC Berlin dies, dann könnte sie das Eis am Sonntag nach der Kür (11 Uhr) als Deutsche Meisterin verlassen. Sie wolle "alles versuchen", um das zu erreichen, sagt sie. Weil das auch die Möglichkeit eröffnen würde, über die EM zu den Olympischen Winterspielen in Salt Lake City zu gelangen.

Gut durchkommen bedeutet für den Schützling von Trainerin Viola Striegler vor allem, bei den Sprüngen keinen Boden gegenüber einer Hand voll Konkurrentinnen im Titelkampf zu verlieren. In punkto Eleganz und Ausdruck rangiert sie ohnehin ganz vorn. Dritte Meisterschaftsränge sowie Platz zwei im Vorjahr belegen dies. Alles hängt nun davon ab, ob die Abiturientin ihre Sprünge ohne Patzer vorführen kann. Das sind Dreifachdrehungen beim Toe-Loop, Salchow, Rittberger und Flip sowie die Dreifach-Kombination beim Toe-Loop.

Einen Verzicht auf ihre Dreifachsprünge kann sich Caroline Gülke kaum erlauben. So wie einst ihr großes Idol Katarina Witt. Die zweimalige Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin brachte in den neunziger Jahren "mit ihrer tollen, einmaligen Ausstrahlung" (Gülke) die Kampfrichter dazu, höchste Noten zu ziehen. Obwohl sie sich meist auf zwei Dreifachsprünge beschränkte. Ihre Rivalinnen wie das japanische Sprungwunder Midori Ito vermochten auch mit fünf oder mehr Dreifachrotationen kaum an ihr vorbei zu springen.

"Heute muss man allerdings fünf verschiedene Dreifachsprünge draufhaben, wenn man international unter die ersten Zehn kommen will", sagt Gabriele Seyfert. Die Tochter der Chemnitzer Trainerin Jutta Müller, die auch den Weltstar Witt formte, steht für den Beginn einer neuen Eislauf-Ära. Die in Berlin lebende Seyfert zeigte als erste Läuferin der Welt 1968 einen Dreifachsprung (Rittberger). Erst damit konnte sie die Preisrichter auf ihre Seite ziehen, die ihr Können danach mit zwei WM-Erfolgen und vier EM-Siegen honorierten. Die Kritik am Trend zu komplizierteren Sprüngen, wie von Norbert Schramm, Europameister 1982/83, geäußert, teilt Seyfert nicht: "Die besten Damen meistern die hohen physischen Anforderungen an Dreifachsprünge und laufen dennoch wunderbar ausdrucksvoll." Springen, lächeln, springen heißt das Motto am Wochenende.

Ernst Podeswa

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