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© AFP

Springreiten: Finale mit Fehlern

Schlappe Aufholjagd, keine Medaille - stattdessen ein Debakel: Die deutschen Springreiter haben in der finalen Runde des olympischen Mannschafts-Wettbewerbs erneut bitter enttäuscht und sind nach Platz fünf erstmals seit 1992 in Barcelona ohne Medaille geblieben.

Gleich nach ihren Ritten waren Meredith-Michaels Beerbaum und ihr Schwager Ludger Beerbaum nicht mehr zu finden. Enttäuscht über das schlechte Abschneiden ihrer Mannschaft hatten sich die beiden Springreiter schnell in die Ställe verzogen. Keiner der vier Deutschen ritt am Montag fehlerfrei durch den Parcours in Hongkong.

Die Goldmedaillen im Springreiten gewannen die Reiter aus den USA, Silber ging an Kanada. Da beide Teams nach zwei Umläufen mit 20 Punkten gleichauf gezogen waren, musste zuletzt um den Sieg noch gestochen werden. Die Bronzemedaille ging überraschend an die Reiter aus Norwegen, die hier als Außenseiter angetreten waren. Erst bei der Europameisterschaft in Mannheim 2007 konnten sie sich qualifizieren. Die deutsche Mannschaft landete gemeinsam mit den Niederländern auf dem fünften Platz. Seit 1992 ist dies das schlechteste Ergebnis für die deutschen Springreiter.

Zu wenig Wettkampfpraxis

Die hochfavorisierten Deutschen, amtierende Europameister und Sieger beim CHIO in Aachen vor sechs Wochen, hatten mit der Entscheidung um Medaillen schnell nichts mehr zu tun. Immerhin konnten sie sich mit insgesamt 34 Fehlern noch vom achten auf den fünften Platz verbessern.

Sogar der erfahrene Olympionike Beerbaum kassierte im ersten Umlauf zwei Abwürfe. Im zweiten blieben zwar alle Stangen liegen, dafür verweigerte sein Pferd All Inclusive einen Sprung. „Es war nicht unser Turnier“, sagte Christian Ahlmann, der erste Reiter des deutschen Teams. „Unsere Pferde hatten in den letzten Wochen zu wenig Wettkampfpraxis, so ein Trainingsspringen motiviert ein erfahrenes Turnierpferd nicht genügend.“
 
Einzelfinale am Donnerstag

Mit knapper Mühe konnten sich Ludger Beerbaum auf All Inclusive (33.) und Christian Ahlmann mit Cöster (31.) noch für das Einzelfinale am Donnerstagabend qualifizieren. Dort sind die 35 besten Reiter aus den bisherigen Springen startberechtigt. Meredith Michaels-Beerbaum ist auf Platz 16 zur Zeit beste Deutsche. Nicht mehr dabei ist Marco Kutscher auf dem augenscheinlich überforderten Hengst Cornet Obolensky. Glück für die deutschen Reiter, dass am Donnerstagabend zur Einzelentscheidung die Wertung wieder bei Null beginnt.

Bevor jedoch die Springreiter die schlechte Mannschaftsleistung im Einzel wieder wettmachen können, treten am Dienstag in Hongkong die beiden derzeit erfolgreichsten Dressurreiterinnen gegeneinander an. Minimal ist der Punktevorsprung, den die Deutsche Isabell Werth, fünffache Olympiasiegerin, vor ihrer Dauerkonkurrentin Anky van Grunsven aus den Niederlanden hat. Am Samstag ritten beide nicht ganz fehlerfrei durch die erste Qualifikationsprüfung – ein anspruchsvolles Grand Prix Special. Heute, mit der Wertung in der Musikkür, entscheidet sich, welche der beiden die Goldmedaille gewinnen kann. In Athen 2004 ging sie an Anky van Grunsven, Isabell Werth wird sie sich nun zurückholen wollen. Für Pferde und Reiterinnen bedeutet dies: Nervenkitzel. Den Zuschauern jedoch liefern sie Dressursport auf höchstem Niveau.

Nikolaus Schmidt[Hongkong]

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