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Rettung in drittletzter Minute: Als St. Pauli sich schon als Derbysieger wähnte, traf Mladen Petric zum 1:1-Ausgleich.

© dapd

St. Pauli - HSV 1:1: Petric bändigt St. Pauli

Bis kurz vor Schluss hofft der Kiez-Klub auf die Sensation, den Sieg über den großen Stadtrivalen. Doch dann zerschießt Mladen Petric die Hoffnungen aller Paulianer und rettet seine Mannschaft vor der ersten Saisonniederlage.

Spät entwickelte sich ein Klassespiel im Stadtderby, spät fielen die Tore. Als der FC St. Pauli dachte, er hätte nach Bolls Treffer zu Beginn der Schlussviertelstunde schon gewonnen, erzielte Petric drei Minuten vor dem Abpfiff für den HSV ein Traumtor zum 1:1-Endstand. Wenn man bedenkt, dass der HSV in der vergangenen Saison noch im Halbfinale der Europa League stand und St. Pauli in der Zweiten Liga spielte, muss man dem Aufsteiger vom Millerntor ein Lob aussprechen für die Leistung. Einen Unterschied zwischen dem großen und dem kleineren Hamburger Verein gab es vor 24 000 Zuschauern in der ausverkauften Stadtteil-Arena nicht zu sehen. Großen Fußball leider auch nicht: Der HSV kam mit seinem Spiel nie durch, weil St. Pauli hochkonzentriert blieb und die HSV-Offensivkräfte nicht zur Entfaltung kommen ließ. Als Bonbon für die Anhänger des FC wurde Mitte der zweiten Halbzeit Gerald Asamoah eingewechselt. Es war der erste Einsatz des ehemaligen Nationalspielers für St. Pauli.

Vor dem Spiel liefen noch einmal alte Bilder über die Anzeigetafel – Dokumente vom ersten und einzigen Sieg des FC St. Pauli in der Bundesliga gegen den HSV, ausgerechnet im damaligen Volksparkstadion gewann der FC im September 1977 mit 2:0. Eifrig bejubelt wurden die alten Tore von den St. Pauli-Fans, während es aus dem prall gefüllten HSV-Block Pfiffe gab. 1000 Polizisten waren im Einsatz, Hubschrauber kreisten schon den ganzen Tag über den Kiez – das Spiel war als Risikopartie eingestuft worden, und auch wenn sich alle Verantwortlichen in den Wochen zuvor um Befriedung bemüht hatten, war doch zu sehen und zu hören, wie wenig sich die Anhänger beider Lager mögen.

Eine angespannte Stimmung lag über dem Stadtteil, die sich auf der Reeperbahn vor dem Spiel in kleineren Krawallen entlud. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Hooligans zu trennen. Später unterboten sich beide Parteien in Niveaulosigkeit. Aus dem Block der 2100 HSV-Fans stieg kurz vor dem Anpfiff blauer Nebel auf – zwar in den Vereinsfarben, aber trotzdem verboten. Die Anhänger des FC begrüßten den Gegner aus dem Stadtteil Stellingen: „Welcome to the hell of St. Pauli.“ Dann wurde endlich Fußball gespielt, beim ersten Bundesliga-Derby am Millerntor. Etwas verspätet, denn Papierschlangen, Konfetti und Luftballons übersäten das Feld. Eine Optik wie bei einem Spiel im Süden Europas.

Endlich Chancengleichheit bei einem Heimspiel, jubelte der Stadionsprecher, denn die letzten Partien hatten ja in der Arena am Volkspark stattgefunden. Und zuhause, in ihrem Kiez, zeigte die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski eine gute erste Halbzeit. Diszipliniert, laufstark und bissig in den Zweikämpfen erarbeitete sich St. Pauli Feldüberlegenheit, während der HSV erstaunlich zurückhaltend begann und wohl nicht wollte, dass ein frühes St.-Pauli-Tor das Stadion zum Kochen bringt.

Doch es fehlten die Chancen. FC-Verteidiger Thorandt kümmerte sich nur um van Nistelrooy, vor der Abwehr stopften Boll und Lehmann eifrig Löcher. Beim HSV stand die Dreierkette hinter van Nistelrooy dieses Mal nicht für Kreativität. Hennings Kopfball für den FC, Rost lenkte ihn über die Latte, und Rincons Schuss für den HSV waren die besten Chancen der ersten Halbzeit. Überrascht wirkte der HSV, wie schwer St. Pauli ihm das Leben machte. Beide Außenverteidiger der Kiezkicker rückten ständig auf und störten schon beim Spielaufbau. In der Innenverteidigung ergänzten sich Thorandt und Zambrano sehr gut. Die Frage war, wie lange St. Pauli diese kräftezehrende Spielweise würde durchhalten können.

Rosts schwerste Aufgabe war lange Zeit, sein Tor von Papierschlangen freizuräumen. Bälle abwehren musste der Veteran in seinem 400. Bundesligaspiel nicht. Armin Veh, Trainer des HSV, sah sich die Einfallslosigkeit seines Teams 63 Minuten an, dann brachte er Petric für Guerrero als Mann im Zentrum der offensiven Dreierkette. Aber dem HSV-Spiel fehlte weiterhin die Präzision, und St. Pauli blieb konzentriert im Bemühen, bloß keinen Fehler zu machen. Auf dem Weg nach vorn wäre Verteidiger Rothenbach beinahe der Siegtreffer gelungen, doch sein Schuss ging knapp am Tor vorbei. Kurz darauf machte Boll es besser, bevor Petric die St.Pauli-Fans zum Schweigen brachte.

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