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Sport: Stadion ohne Fußball

Friedhard Teuffel über verlassene Sportstätten in den neuen Ländern Manche Dinge funktionieren einfach nur im Westen. Zum Beispiel: Man baut eine Veranstaltungshalle, eine riesengroße in der es nach Popcorn duftet.

Friedhard Teuffel über verlassene Sportstätten in den neuen Ländern

Manche Dinge funktionieren einfach nur im Westen. Zum Beispiel: Man baut eine Veranstaltungshalle, eine riesengroße in der es nach Popcorn duftet. Kurze Zeit später stehen die Leute an und reißen den Damen und Herren in den Kassenhäuschen die Karten aus den Händen. So ist es tatsächlich gelaufen in Köln und in Hamburg. Erst stand die Kölnarena, dann spielte auf einmal Rheinenergie Köln Basketball darin, mit den Kölner Haien hatten die Betreiber der Halle ohnehin gerechnet. In Hamburg ließ die Reederei Color Line eine Arena bauen, die ihr nun die Freezers beim Eishockey voll machen.

Warum funktioniert das im Osten nicht? Der Osten hat es probiert und zwei große Sportstätten gebaut, aber die werden noch lange darauf warten müssen, dass sich regelmäßig Zuschauer an ihren Kassenhäuschen anstellen. Allein das Land Brandenburg gab 130 Millionen Euro für den Lausitzring aus. Doch die Formel 1 hat die Rennstrecke nur als Druckmittel benutzt, um den Nürburgring und den Hockenheimring zur Modernisierung zu zwingen.

Leipzig hat bald ein Stadion, in dem 2006 fünf Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden werden und sogar Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen 2012 stattfinden sollen, in dem aber kein hochklassiger Klub zu Hause ist. Viele Hoffnungen lagen auf dem VfB Leipzig, weil der Klub 1903 erster Deutscher Fußballmeister geworden ist und Tradition im Fußball eigentlich heilig ist. Doch seit gestern kann eine Rückkehr in den Profifußball wohl ausgeschlossen werden. Der Oberligaklub hat zum zweiten Mal nach 1999 Insolvenz angemeldet. Wird das Insolvenzverfahren eröffnet, steigt der VfB in die Landesliga ab. Jetzt bleibt noch Sachsen Leipzig als möglicher Stadionbewohner übrig, aber der Klub kämpft gerade in der Regionalliga gegen den Abstieg.

Hat der Osten kein Glück? Der Unterschied ist eher, dass hinter der Kölnarena und der Color-Line-Arena private Investoren stecken, die ihren Plan dreimal durchgerechnet haben. Das Leipziger Zentralstadion dagegen wäre ohne Geld vom Bund nie saniert, der Lausitzring ohne Geld vom Land nie gebaut worden. Für sportliche Träume ist im Osten kaum privates Geld zu haben.

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