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Hertha BSC Berlin - Schalke 04

© dpa

Stadiondiskussion: Herthas Auszugspläne

Der Bundesligist prüft, ob er das Olympiastadion verlassen und eine reine Fußballarena bauen soll, um neue Zuschauerschichten zu gewinnen. Dafür bekommt Hertha Kritik aus dem Senat.

Berlin - Manche Ansichten ändern sich auch im Laufe eines langen Berufslebens nicht. Dieter Hoeneß zum Beispiel denkt als Manager in manchen Angelegenheiten immer noch so wie als Spieler. In seiner Zeit als Stoßstürmer bei Bayern München hat Hoeneß einmal erzählt, dass er am liebsten auf dem Bökelberg in Mönchengladbach spiele, in diesem engen Stadion mit den steilen Rängen, wo die Zuschauer bis fast an die Seitenlinie stehen. Reine Fußballstadien sind Hoeneß auch als Manager von Hertha BSC immer noch die liebsten. In Berlin aber wird seine Vorliebe nicht bedient. Noch nicht. Der Fußball-Bundesligist denkt zumindest darüber nach, ein neues, reines Fußballstadion zu bauen. In Kürze will Hertha eine Studie in Auftrag geben, um prüfen zu lassen, ob ein solches Projekt machbar ist. Das Ergebnis soll in spätestens einem Jahr vorliegen.

Sportsenator Körting schließt eine finanzielle Hilfe des Landes aus

„Der Stadionneubau ist kein akutes Thema“, sagt Hoeneß. „Und konkrete Pläne haben wir schon mal gar nicht.“ Doch allein die Tatsache, dass Hertha über einen Auszug aus dem Olympiastadion nachdenkt, hat beim Berliner Senat schon Verwunderung ausgelöst. Innen- und Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) verteidigt das Olympiastadion als „eines der schönsten Stadien der Welt“ und erinnert daran, dass Land und Bund sich erst vor kurzem entschieden haben, es als ein Mehrzweckstadion zu erhalten und zu modernisieren. „Ich meine, dass das Berliner Olympiastadion mit seinem Flair mit modernen Fußballstadien konkurrieren kann.“ 242 Millionen Euro hat die öffentliche Hand für die Renovierung des Stadions ausgegeben. Auch deshalb schloss Körting genauso wie Senatssprecher Richard Meng aus, dass es für einen eventuellen Neubau finanzielle Hilfe des Landes geben könnte.

Das Problem: Das Olympiastadion ist kein reines Fußballstadion

Dieter Hoeneß bestreitet nicht, dass das Olympiastadion „ein wunderschönes Stadion“ ist, allerdings ist es eben kein reines Fußballstadion. Beispiele aus anderen Städten wie Gelsenkirchen, Frankfurt oder Hamburg zeigen, dass sich mit modernen Arenen, unabhängig von der sportlichen Situation, neue Zuschauerschichten erschließen lassen. „Andere Vereine mit reinen Fußballstadien haben einen Wettbewerbsvorteil“, sagt Hoeneß. Der Nachteil für Hertha hat sich erst in dieser Woche wieder gezeigt. Gerade 13 000 Zuschauer wollten am Dienstag das Uefa-Cup-Spiel gegen St. Patrick’s Athletic aus Dublin sehen, und bei den ersten beiden Bundesliga-Heimspielen dieser Saison war das Olympiastadion zu gerade 50 Prozent ausgelastet. Bei keinem anderen Bundesligisten ist die Quote schlechter. „Mit dem Thema beschäftigen wir uns seit Jahren“, sagt Hoeneß.

Der Mietvertrag im Olympiastadion läuft bis 2017 und soll erfüllt werden

Herthas früherer Präsident Bernd Schiphorst, inzwischen Aufsichtsratsvorsitzender des Klubs, hat im Interview mit dem Tagesspiegel schon im Januar bezweifelt, dass der Klub dauerhaft im Olympiastadion bleiben werde: „Ob Hertha im Jahr, sagen wir, 2020 noch im Olympiastadion spielen wird – dahinter setze ich mal ein großes Fragezeichen.“ Bis 2017 läuft der aktuelle Mietvertrag, pro Jahr bezahlen die Berliner rund 4,5 Millionen Euro für ihre Spielstätte. „Es ist nicht unsere Absicht, an diesem Vertrag zu rütteln“, sagt Hoeneß. Auch das Verhältnis zum Senat sei gut, intakt und sehr konstruktiv. Allein mit der Betreibergesellschaft und deren Chef Peter von Löbbecke hat es zuletzt einige Probleme gegeben, zum Beispiel in der Frage, welches Bier im Stadion ausgeschenkt wird. Die von Hertha geplante Machbarkeitsstudie soll klären, ob ein Neubau überhaupt sinnvoll wäre. Erst wenn sie zu einem positiven Ergebnis käme, stellen sich laut Hoeneß die weiteren Fragen: Wo könnte es gebaut werden? Wie groß soll das Stadion werden? Wie teuer? Und wie ist es für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten Verein zu refinanzieren? Meldungen über mögliche Kosten und Standorte wie das Flughafengelände Tempelhof oder am Stadtrand in Dreilinden seien reine Spekulation, sagt Herthas Manager. Allerdings sei angesichts der Anforderungen klar, dass nur drei, vier oder fünf Orte in der Stadt oder am Stadtrand in Frage kämen: Es muss genügend Platz, auch für Parkplätze, vorhanden sein und eine vernünftige Verkehrsanbindung bestehen.

Auf sieben bis acht Jahre beziffert Hoeneß den Vorlauf, um ein solches Projekt zu realisieren. In neun Jahren läuft der Mietvertrag für das Olympiastadion aus. Auf diesen Fall will Hertha sich früh genug vorbereiten. „Die Geschäftsführung hat meine volle Rückendeckung“, sagt Präsident Werner Gegenbauer. Man müsse jetzt die Möglichkeiten ausloten, um im Fall der Fälle nicht ohne Alternative dazustehen. „Sonst kann der Senat in den Verhandlungen seine Konditionen durchdrücken“, sagt Gegenbauer. „Und wer will das schon?“

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