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Bei Union wird - wie in diesem Archivbild - wieder gebuddelt.

© dpa

Stadionfinanzierung: Union verzichtet auf öffentliche Zuschüsse

Der 1. FC Union verzichtet bei der Finanzierung seiner Haupttribüne auf öffentliche Zuschüsse. Ursprünglich hatten die Verantwortlichen der Köpenicker das eigentlich anders geplant.

Berlin - Lärm und Staub dringen von der Alten Försterei in die Köpenicker Innenstadt. Zuerst ganz dezent, dann immer heftiger, je näher man dem Stadion des 1. FC Union kommt. Es ächzt und kracht, es kracht und ächzt.

Bei dem Berliner Fußball-Zweitligisten wird wieder gebaut, seit einigen Wochen rollen Bagger und anderes schweres Gerät über das Gelände. Auch gut 200 freiwillige Helfer waren schon da und haben mit angepackt. Dort, wo bis Ende April noch die Haupttribüne stand, türmen sich jetzt Berge von Schutt und Sand. Bis zum Beginn der Saison 2013/14 soll eine neue Haupttribüne entstehen. Für das Projekt sind Kosten von fünfzehn Millionen Euro veranschlagt, die Umbauarbeiten sollen die komplette kommende Spielzeit dauern. Stand jetzt würde ein Derby zwischen Union und Hertha BSC auf einer Baustelle stattfinden.

So weit will Dirk Zingler aber noch nicht denken. Vielmehr ist dem Präsidenten des 1. FC Union daran gelegen, das Bauvorhaben zu präsentieren. Dazu gehört auch der Finanzierungsplan. Und der birgt eine Überraschung. Union will alle Kosten privat stemmen, auf öffentliche Mittel soll komplett verzichtet werden.

Der neue Finanzierungsplan lautet wie folgt: Zwei Millionen Euro steuert der 1. FC Union bei, drei Millionen kommen von der Stadionbetriebs AG. Das sind zum größten Teil die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung, als der Verein Teile des Stadions An der Alten Försterei in Form von Aktien an seine Anhänger veräußert hatte. Weitere drei Millionen Euro gibt Unions Partner Ufa Sports dazu. Der Rest, also sieben Millionen Euro, werden über ein Darlehen finanziert.

Im November, bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung, gestaltete sich der Plan noch etwas anders. Damals verkündete Zingler, dass drei Millionen Euro vom Land Berlin mit einfließen sollen. „Die Summe kommt aus dem Vereinsinvestitionsprogramm des Landes und wird aus Lottogeldern finanziert“, sagte Zingler. Inzwischen ist Union von diesem Vorhaben abgerückt. „Wir haben uns vor einigen Monaten mit der Senatsverwaltung des Landes Berlin zusammengesetzt und entschieden, den Antrag zurückzuziehen“, sagt Zingler. „Obwohl die Zusage ja da war und auch heute noch da ist.“

Hintergrund für den Sinneswandel dürfte sein, dass eine Vergabe der Lottogelder durch den Senat wohl keineswegs unkompliziert vonstatten gegangen wäre. Das Vereinsinvestitionsprogramm des Berliner Senats dient den Berliner Sportvereinen als finanzielle Unterstützung für ihre Vereinsbaumaßnahmen. Profivereine werden in diesem Programm aber nicht berücksichtigt. Unions Vorhaben hätte vom Senat als Sonderprojekt behandelt werden müssen. Nach Tagesspiegel-Informationen lag den Vereinsbossen im November lediglich eine Absichtserklärung zur Unterstützung des Bauvorhabens vor, keine Zusage.

Nun also das Umdenken. „Wir haben die Entscheidung relativ zeitnah nach der Mitgliederversammlung getroffen“, sagt Zingler. Offiziell, um „flexibler zu sein“. „Wenn die öffentliche Hand mitfinanziert, will sie auch mitreden. Etwa bei zeitlichen Abläufen“, sagt Zingler.

Gänzlich auf Zuschüsse verzichten will der 1. FC Union aber nicht – zumindest bei einem anderen Projekt. „Wir werden den Antrag mit Hinblick auf unser Nachwuchszentrum neu stellen“, sagt Zingler. Union plant, in naher Zukunft ein neues Nachwuchsleistungszentrum in Köpenick fernab der Alten Försterei zu errichten.

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