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Hoch die Faust: Raphael Hartkopf und Thies Prinz können sich auf das EM-Finale freuen.

© Gregor Fischer/dpa

Starke Auftritte bei der Hockey-EM: Deutsche Männer nach „geiler Belastungsprobe“ im Finale

Die junge Hockey-Nationalmannschaft überzeugt bei der EM in Berlin. Am Sonntag wartet nun im Finale Österreich.

Matthias Killing war um seinen Job als Hallensprecher wirklich nicht zu beneiden. Nicht nur, dass er am ersten Tag der Hockey-Europameisterschaft im Berliner Horst-Korber-Sportzentrum unerwartet oft seine Stimme bemühen musste, weil die Deutschen Tor um Tor erzielten. Auch der übliche Dialog mit den Fans gestaltete sich schwierig. Wenn Killing den Vornamen des jeweiligen Torschützen ins Mikrofon rief, kam von den Rängen: fast nichts.

Es ist den Zuschauern nicht zwingend vorzuwerfen, dass sie Spieler wie Hannes Müller, Jan Schiffer oder Raphael Hartkopf noch nicht besonders gut kennen. Aber das dürfte sich über kurz oder lang ändern. Immerhin haben Müller, Schiffer und Hartkopf am Sonntag (14.30 Uhr) die Chance, sich den EM-Titel zu sichern.

Im Finale kommt es zur Revanche

Am Samstagabend setzten sie sich in einem einseitigen Halbfinale durch Tore von Jan Schiffer, Raphael Hartkopf, Paul Dösch (zwei) und Thies Prinz (zwei) mit 6:1 (3:0) gegen Russland durch. So kommt es im Endspiel zur Revanche für das vor zwei Jahren, ebenfalls in Berlin, verlorene WM-Finale gegen Österreich.

Das Halbfinale in der mit 3500 Zuschauern ausverkauften Halle war von Anfang an eine recht klare Angelegenheit, deutlich spannender war es am Vormittag gegen Holland gewesen, als sich das Team von Trainer Valentin Altenburg durch ein 7:6 (3:4) gegen Holland den Gruppensieg gesichert hatte. Das Duell war ein weiterer Beleg für die Stärke des deutschen Kaders, denn anders als bei den beiden Kantersiegen am Tag zuvor musste die Mannschaft gegen die Holländer einige Widerstände überwinden.

Auch diese Herausforderung meisterte sie glänzend. Mitte des zweiten Viertels gerieten die Deutschen erstmals in diesem Turnier in Rückstand, zwischenzeitlich lagen sie sogar mit zwei Toren zurück. Doch fast mit der Schlusssirene traf Raphael Hartkopf zum Sieg. „Das war eine geile Belastungsprobe“, sagt Olympiasieger Jan Philipp Rabente, mit 32 Jahren der einzige Routinier im deutschen Team.

Die Perspektive stimmt

Die Perspektiven der EM-Finalisten gelten schon jetzt als herausragend. Heino Knuf, der Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bundes (DHB), bezeichnet die nachkommende Generation als „hoch relevant“ für die Zeit nach Olympia in Tokio. Den Auftritt in Berlin empfindet er als „sehr beeindruckend“, nicht zuletzt die Konstanz und die Lernfähigkeit des Teams. „Das kennen wir so nicht“, sagt Knuf.

Im Kern besteht der EM-Kader für die Halle aus der U 21 des vergangenen Sommers, die erstmals seit 20 Jahren wieder eine Europameisterschaft auf dem Feld gewonnen hat. Acht Spieler sind auch in Berlin dabei, sechs weitere gehören bereits dem erweiterten Olympiakader für Tokio an.

Glänzt mit spielerischer Leichtigkeit. Hannes Müller (r.) hat allen Grund zum Jubeln.
Glänzt mit spielerischer Leichtigkeit. Hannes Müller (r.) hat allen Grund zum Jubeln.

© Gregor Fischer/dpa

„Diese Generation hat super viel Talent. Es fehlt eigentlich an gar nichts“, sagt Rabente, der seit seinem Länderspieldebüt vor knapp 15 Jahren einige Generationen miterlebt hat. „Wenn die Jungs dran bleiben, spricht nichts gegen eine große Zukunft.“

Kapitän Paul Dösch vom Berliner HC ist schon mit 21 ein natürlicher Anführer. Hannes Müller, 19, verfügt über eine spielerische Leichtigkeit, die man schwer lernen kann. Jan Schiffer, 21, verbindet einen ausgeprägten Torinstinkt mit technischer Raffinesse, und selbst die beiden Torhüter Luis Beckmann, 22, und Anton Brinckmann, 19, strahlen eine Ruhe aus, die für ihr Alter ungewöhnlich ist. Brinckmann parierte im Halbfinale zwei Siebenmeter der Russen. „Jeder hier hat Potenzial“, sagt Rabente.

Potenzial ist das eine. Es zur Entfaltung zu bringen das andere. Auch in dieser Hinsicht klingen sie beim DHB zuversichtlich. „Was ich sehr interessant finde, sind die Persönlichkeiten“, sagt Sportdirektor Knuf. Mittelfristig traut er den Spielern aus dem Hallenaufgebot durchaus zu, auch im A-Kader Führungsaufgaben zu übernehmen. „Da freue ich mich sehr drauf.“

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