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Allein gegen alle. Taiwo Awoniyi (links) bereitete der Münchner Defensive um David Alaba (rechts) und Manuel Neuer einige Probleme.

© imago images/Contrast

Starke Leistung gegen den FC Bayern: Der 1. FC Union ist auch für Topteams eine echte Hürde

Gegen den Serienmeister bestätigen die Berliner ihre spielerischen Fortschritte – auch ohne Max Kruse und gegen eine absolute Spitzenmannschaft.

Wenige Stunden nach dem Abpfiff hatte Taiwo Awoniyi das 1:1 gegen den FC Bayern noch nicht ganz verarbeitet. Bei Instagram postete der nigerianische Stürmer in Diensten des 1. FC Union drei Fotos vom Spiel gegen die Münchner Spitzenmannschaft. „Manchmal hofft man einfach auf ein bisschen Glück“, schrieb Awoniyi dazu. Am Samstagabend fehlte ihm eben jenes gleich drei Mal. Eine sehr starke Leistung konnte er nicht mit einem Tor krönen. Da er aber nicht nur im gegnerischen Strafraum in Aktion trat, sondern enorm viel für die Mannschaft arbeitete, Bälle sicherte, verteilte und die Münchner Innenverteidigung teilweise allein beschäftigte, gab es von seinem Trainer dennoch ein Sonderlob. „Er hat ein sehr tolles Spiel gemacht“, sagte Urs Fischer. „Für mich ist in erster Linie wichtig, dass er zu Möglichkeiten kommt.“

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Das gilt in gleichem Maße für die gesamte Mannschaft. Die spielerische Entwicklung von Union wurde in den vergangenen Wochen sehr oft an die Klasse von Max Kruse gekoppelt und natürlich hat der wohl noch bis mindestens Ende Januar verletzte Topscorer einen enormen Anteil daran. Die Fortschritte nur an Kruse festzumachen, würde dem Rest der Mannschaft aber nicht gerecht.

Die Berliner sind fußballerisch mittlerweile derart gefestigt, dass sie sich auch gegen einen Gegner wie Bayern München und ohne wichtige Spieler wie Kruse, Robert Andrich oder Christian Gentner nicht nur im eigenen Strafraum einmauern und auf lange Bälle setzen. „Gerade im Vergleich zur letzten Saison haben wir uns spielerisch definitiv weiterentwickelt“, sagte Innenverteidiger Marvin Friedrich. „Wir spielen selbstbewusst Fußball und das sieht man auch.“

Immer wieder befreite sich Union mit direktem Flachpassspiel tief in der eigenen Hälfte und schaltete dann über wenige Stationen blitzschnell nach vorne um. „Man sieht, dass wir als Mannschaft extrem kompakt und gut organisiert sind – und daraus dann auch guten Fußball spielen“, sagte Grischa Prömel, der Union mit seinem ersten Bundesliga-Tor früh in Führung gebracht hatte. Mit 23 Treffern hat Union genauso viele erzielt wie die Champions-League-Achtelfinalisten Borussia Dortmund und Rasenballsport Leipzig.

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Skeptiker hatten die guten Ergebnisse der Berliner vor allem dem recht einfachen Startprogramm zugeschrieben. Doch wie schon beim Unentschieden gegen Borussia Mönchengladbach Ende September zeigte Union gegen die Münchner, dass der Stil mit einer kompakten Defensive, mutigem Kombinationsspiel und schnellen Angreifern auch für die Topteams sehr unangenehm sein kann.

„Der Punkt tut uns gut“, sagte Fischer. Das Spiele gebe der Mannschaft die Gewissheit, dass sie mit einer guten Leistung auch gegen ein Spitzenteam etwas holen könne. Das habe man auch in Dortmund gesehen: Der VfB Stuttgart, Unions kommender Gegner am Dienstag (20.30 Uhr, live bei Sky), besiegte den BVB am Samstag sensationell 5:1. „Wenn du vieles richtig machst und der Gegner nicht den besten Tag hat, ist etwas möglich“, sagte Unions Trainer. Auch wenn er im Duell der beiden Überraschungsmannschaften vermutlich auf den gegen die Bayern verletzungsbedingt ausgewechselten Marcus Ingvartsen verzichten muss, wird Fischer wohl nicht von dem in dieser Saison so erfolgreichen Stil abweichen.

Standards sind traditionell eine Stärke von Union

In der Bundesliga hat sich Union so bereits viel Respekt erarbeitet. „Wir wussten, dass es eine echte Hürde wird und genauso wie wir sie analysiert haben, haben sie gespielt“, sagte Bayerns Trainer Hansi Flick. „Mit der ersten Aktion hatte Union gleich eine große Chance – da merkt man auch bei uns, dass etwas passiert in den Köpfen.“

Noch in der ersten Spielminute hatte Awoniyi frei vor Manuel Neuer die große Gelegenheit zur Führung, scheiterte aber am Nationaltorwart. Die hoch stehende Abwehr der Bayern war anfällig und das nutzte Union konsequent. Mitte der ersten Halbzeit war es erneut Awoniyi, der sich robust, schnell und sehr ansehnlich gegen Jerome Boateng und David Alaba durchsetzte – und den Ball dann an den Außenpfosten schob. „Er ist sehr schnell und hat eine unheimliche Wucht. Jetzt muss er weiter arbeiten, um die Überzeugung zu bekommen und in solchen Situationen auch die Ruhe zu bewahren“, sagte Fischer.

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Gerade an Tagen, an denen der Ball trotz guter Chancen nicht ins Tor will, zahlt sich eine fast schon traditionelle Stärke der Berliner aus: die offensiven Standards. Prömels Treffer war der dritte nach einem Eckball oder einer Freistoßflanke in dieser Saison. Besonders die ruhenden Bälle von Christopher Trimmel sind mit ihrer Schärfe und Präzision nur sehr schwer zu verteidigen.

In der zweiten Halbzeit, als Union gegen druckvollere Münchner kaum noch gefährlich nach vorne kam, ergaben sich nach Eckbällen in der Schlussphase noch zwei gute Chancen für Friedrich. „Wir studieren viele Sachen ein, trainieren das mindestens zwei Mal die Woche und es ist ja kein Geheimnis, dass Standards im Fußball viele Spiele entscheiden“, sagte Trimmel.

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