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Sport: Start bei minus neun

Mit guten Vorsätzen und einem neuen Spieler geht der 1. FC Union das Unternehmen Klassenverbleib an

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Um 9.33 Uhr parkte der schwarze Pkw neben dem Umkleide-Container im Stadion Alte Försterei ein. Aus dem Wagen stiegen drei Herren, die gemessenen Schrittes im Kabinentrakt verschwanden. Eine knappe halbe Stunde später erschien das Trio wieder an der frischen Luft. Zwischendurch hatte Präsident Dirk Zingler, in Begleitung des Sportlichen Leiters Lothar Hamann und des Pressesprechers Lars Töffling, die Spieler des Regionalligisten 1. FC Union auf die Rückrunde eingeschworen. „Ich möchte, dass unsere Spieler endlich Charakter zeigen. Ansonsten können sie sich gerne auf die Transferliste setzen lassen“, ermahnte Zingler das fußballspielende Personal. Im Kern ging es wohl darum: Wenn man schon absteigt, dann doch bitteschön in aufrechter Haltung.

Seit gestern Vormittag trainiert Union wieder. In der Winterpause wurde noch schnell der Trainer getauscht. Statt Werner Voigt hat nun Frank Lieberam das Sagen. Dessen fast nur mittels Zauberei zu erfüllender Auftrag lautet, Unions Absturz in die Oberliga zu verhindern. Dirk Zingler weiß: „Wir fangen jetzt nicht bei null an, sondern bei minus neun.“ Neun Punkte hechelt Union inzwischen dem rettenden 14. Tabellenplatz hinterher.

Die erste Trainingseinheit unter Lieberam rief schon mal leichte Verwirrung unter den Beteiligten hervor. Die Spieler trafen sich im Stadion Alte Försterei, kleideten sich um und fuhren in drei Kleinbussen zum rund drei Kilometer entfernten Sportplatz Wendenschloßstraße. Dort wurde auf der Tartanbahn gelaufen, zehn Runden à 400 Meter. „Gut für die Grundlagenausdauer“ sei das, erklärte Lars Töffling, selbst aktiver Fußballer, „und es hilft, sich nach den paar Tagen Winterurlaub die Müdigkeit rauszulaufen“. Als die Muskulatur der Union-Spieler nach den 4000 Metern gerade Betriebstemperatur erreicht hatte, ging es in den Autos zurück in die Alte Försterei, wo gleich danach auf Kunstrasen noch ein Spielchen stattfand. „Zu hart“ sei der Platz an der Wendenschloßstraße gewesen, rechtfertigte Lieberam das Hin und Her.

Einziger Neuer unter 17 Trainierenden war David Bergner, 31, ein Abwehrspieler, der zuletzt bei Sachsen Leipzig am Ball war und eigentlich schon mit dem Fußballspielen Schluss machen wollte. Ob so einer helfen kann? Weitaus größer ist die Liste der Spieler, die beim Trainingsauftakt fehlten. Dominik Werling, beim SV Wilhelmshaven im Gespräch, und Benedetto Muzzicato (in die USA?) sind suspendiert. Florian Müller hält sich noch mit der U-19-Nationalmannschaft in Dubai auf. Ryan Coiner macht bis morgen Heimaturlaub in den USA. Dian Popow kehrt heute zurück. Ismail Bouzid hat die freie Zeit genutzt, um sich in einem Probetraining beim Zweitligisten 1. FC Saarbrücken vorzustellen. Zurückgekehrt ist er noch nicht. „Der verlässt uns nur gegen Zahlung einer Ablösesumme“, grantelt Zingler.

Der 1. FC Union sucht nun seinerseits Verstärkungen. Im Gespräch ist Stürmer Marcel Rath, früher Energie Cottbus und zuletzt bei LR Ahlen. Dass die Transfers zum Trainingsbeginn noch nicht abgeschlossen sind, beunruhigt Dirk Zingler nicht: „Wir wollen keine Schnellschüsse. Qualität geht vor Zeit.“ Mitte nächster Woche will Union aber alle Spieler beisammen haben.

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