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Keine Angst vor Überraschungen. Jon Stefansson ist Islands prominentester Basketballer – aber nicht der einzige gefährliche Spieler im Team.

© dpa/Bozoglu

Start der Basketball-EM für Deutschland: Auftaktgegner Island: Mit Schneeflocken am Korb

Die deutsche Mannschaft ist im ersten Spiel der Basketball-EM in Berlin Favorit gegen Island. Doch der Gegner will alle überraschen.

Von Johannes Nedo

Eines stellt Jon Arnor Stefansson sofort klar: Nur als Touristen seien er und seine Teamkollegen nicht nach Berlin gekommen. Immer wieder hört er diese ungläubigen Fragen: Was, du kommst aus Island und spielst Basketball? Und jetzt auch noch bei der Europameisterschaft? Stefansson antwortet dann immer mit einer Anekdote aus seiner Jugend. Er erzählt, wie viel Spaß ihm das Schneeschippen machte. Weil er wusste: Wenn er fertig würde, hätten er und seine Kumpels wieder Platz auf der Straße zum Basketballspielen. Und selbst als es dann wieder zu schneien begann, spielten sie weiter. „Ich sprang mit dem Ball zum Korb und die Schneeflocken fielen herab. Das werde ich nie vergessen.“

Wenn Stefansson das erzählt, leuchten seine Augen. Der 32 Jahre alte Shooting Guard vom spanischen Spitzenklub Malaga will, dass sich seine Zuhörer vorstellen können, wie sehr er Basketball liebt. Wie verrückt er nach diesem Sport ist – und deshalb sollte die Isländer bloß niemand unterschätzen, wenn sie am heutigen Samstag (15 Uhr/ZDF) in der Arena am Ostbahnhof das EM-Auftaktspiel gegen Deutschland bestreiten. „Wir wollen alle überraschen“, sagt Stefansson.

Island ist schon vor dem Turnierstart die überraschendste Mannschaft dieser EM. Zum ersten Mal überhaupt sind sie bei einem großen Turnier dabei. In den Qualifikationsspielen haben sie zweimal Großbritannien besiegt – und das alles ohne eingebürgerte Amerikaner. Ihr bester Spieler ist der Schneeschipper Stefansson, übrigens Bruder des besten Handballspielers Islands: Olafur Stefansson, der mittlerweile seine Karriere beendet hat.

Stefansson wurde 2014 zum Sportler des Jahres in Island gewählt

Mit der EM-Teilnahme haben die Isländer nun einen kleinen Basketball-Hype in der Heimat ausgelöst. Fußball und Handball sind zwar weiter die beliebtesten Sportarten, doch Stefansson wurde 2014 zum Sportler des Jahres gewählt, als überhaupt erst zweiter Basketballer. Und nach Berlin werden sogar 1000 isländische Fans reisen, bei einer Bevölkerung von 330 000 ist das eine sehr beachtliche Gruppe. Einige Fans kommen gleich direkt aus Amsterdam vom 1:0-Sieg der Fußballer gegen die Niederlande zur EM.

Dass dieses kleine Land derzeit in so vielen Sportarten auftrumpft, kann auch Stefansson nur schwer erklären. „Ehrlich gesagt, ich war auch überrascht, als wir Basketballer die EM-Qualifikation geschafft haben“, sagt er. „Und generell lieben wir Isländer einfach den Wettbewerb. Wenn wir einen Sport betreiben, dann stecken wir all unsere Energie da rein.“

So haben auch die Deutschen gehörigen Respekt vor diesem unangenehmen Gegner. „Die Isländer sind gefährlich“, sagt Dirk Nowitzki. „Sie spielen sehr unorthodox. Jeder bewegt sich viel – außerdem haben sie gute Dreierwerfer.“ Nowitzki wird auch besonders Stefansson nicht unterschätzen, denn beide waren ein Jahr lang Teamkollegen bei den Dallas Mavericks. In der Saison 2003/04 gehörte Stefansson zum Kader der Texaner, absolvierte jedoch kein Spiel in der NBA. „Er hat dann aber eine super Karriere in Europa hingelegt“, sagt Nowitzki über den einzigen Euroleague-Spieler der Isländer. Und Stefansson selbst schwärmt noch immer von seinem Jahr in Dallas – besonders von Nowitzki. „Er ist der authentischste Mensch, den ich kennengelernt habe. Schon als er mir das erste Mal die Hand gegeben hat, fühlte ich mich absolut willkommen.“

Doch bei aller Wertschätzung, gegen Deutschland haben sich Stefansson und seine Mitspieler nur eines vorgenommen: „Wir sind verrückt genug zu glauben, dass wir jeden schlagen können“, sagt er.

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