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Fußball ist ein Spiel, in dem in Deutschland am Ende immer die Bayern gewinnen. Trotzdem ist das Interesse an der Bundesliga hierzulande ungebrochen.

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Start der Bundesliga: Im Fußball liegt die Kraft

Am Freitag beginnt die 54. Saison in der Fußball-Bundesliga. Der Sport ist in Deutschland inzwischen so groß geworden, das er elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft geworden ist.

Von Johannes Nedo

Eigentlich mussten sich die Fußballfans in diesem Sommer kaum in Enthaltsamkeit üben. Sie konnten mit der deutschen Nationalmannschaft bei der EM in Frankreich mitfiebern, den Olympiasieg der Fußballerinnen feiern und dabei zusehen, wie die Olympia-Auswahl der Männer im Finale gegen Brasilien die Revanche für das 7:1 vor zwei Jahren hinnehmen musste. Viel los also.

Trotzdem ist nun, da an diesem Freitag die Fußball-Bundesliga in ihre 54. Saison startet, die Vorfreude der Fans auf die Duelle ihrer Lieblingsklubs riesig. Das ist im Kleinen spürbar, wenn in der Mittagspause nur noch über die Tipprunde oder die Kaderzusammenstellung im Managerspiel geredet wird. Doch es belegen auch aktuelle Umfragen. So stellt das Marktforschungsinstitut „Facit Research“ im Deutschen Sponsoring-Index 2016 heraus, dass sich 80 Prozent der Deutschen für Fußball interessieren. Die Hälfte davon, also 23 Millionen Deutsche, bezeichnet sich als absolute Fans, für die Fußball ein bedeutender Teil ihres Lebens ist.

Die Zahlen zeigen: Der Fußball ist hierzulande so groß, dass man sich ihm nicht mehr entziehen kann. Fußball ist ein elementarer Bestandteil unserer Gesellschaft, er ist aus ihr nicht mehr wegzudenken. Und für mindestens ein Viertel der Bevölkerung ist er eine Ersatzreligion.

Für diese überragende Bedeutung des Fußballs gibt es zahlreiche Gründe. Das Spiel ist so populär, weil es so einfach ist. Zwei Tore, ein Ball, und wer den Ball öfter ins gegnerische Tor schießt, gewinnt. Selbst die Abseitsregel kann die Faszination nicht brechen. Und so ist Fußball nicht nur leicht zu verstehen, sondern auch leicht zu spielen. Man braucht keinen Sprungturm oder Kampfrichter. Man kann einfach loskicken.

Den Fußball in Deutschland umweht eine bedeutende Tradition

Zudem umweht den Fußball in Deutschland eine bedeutende Tradition. Wenn schon der Opa und der Vater von ihren Stadionbesuchen schwärmen, zieht das auch die Töchter und Söhne in ihren Bann. Zumal die Menschen derzeit offenbar nach nichts mehr gieren als nach großen Gemeinschaftserlebnissen. Und wo versammelt sich die Nation in all ihrer Vielfalt? In den Stadien und beim Public Viewing. Live-Erlebnisse mit zehntausenden Gleichgesinnten, bei denen der Ausgang des Spiels offen ist und der Außenseiter den Favoriten bezwingen kann, liefert fast nur noch der Fußball.

Diese Kraft des Balls nutzen seine Profiteure vollkommen aus. Sie tun alles, um noch mehr Geld aus dem Premiumprodukt herauszuquetschen. Die Bundesliga-Vereine absolvieren Marketing-Touren durch China und die USA. Und mittlerweile werden selbst Testspiele fast rund um die Uhr im Fernsehen gezeigt – auch bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern. Diese pausenlose Berieselung mit Spielübertragungen bis zur vierten Liga kann dem Fußball gefährlich werden. Erste Anzeichen von Übersättigung zeigten sich etwa bei der aufgeblähten EM, die kaum begeisterte. Überhaupt lasten auf dem Fußball derzeit überhöhte Erwartungen. Die meisten Spiele sind eben kein 4:3 zwischen Liverpool und Dortmund, sie sind langweiliges Ballgeschiebe.

Dennoch werden die Fans nun nicht scharenweise beim Bogenschießen oder Beachvolleyball im Fernsehen zuschauen, nur weil diese Sportarten bei Olympia gute Einschaltquoten hatten. Echtes vielfältiges Sportinteresse können die Programmdirektoren den Zuschauern auch nicht anerziehen. Der Fußball ist mittlerweile zu groß, um zu scheitern.

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