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Sport: Start der Golden League: Ohne Hasen läuft es auch - Manager Jos Hermens zu Leichtathletik und ihrer Präsentation in den Medien

Die Vorzeichen scheinen günstig: Heute beginnt die Golden League des Weltverbandes IAAF in St. Denis bei Paris mit der ersten von sieben Stationen.

Die Vorzeichen scheinen günstig: Heute beginnt die Golden League des Weltverbandes IAAF in St. Denis bei Paris mit der ersten von sieben Stationen. Den Schluß bildet das Istaf am 1. September im Berliner Olympiastadion - wenige Tage vor Olympia in Sydney. Günstig für den Auftakt sollte sein, dass spielfrei bei der Fußball-EM ist. Und dass Marie-Jose Perec, Leichtathletik-Kultfigur in Frankreich, vor heimischer Kulisse ihr Comeback nach Verletzungspause feiert. "Ich möchte zum dritten Mal Olympiasiegerin über 400 m werden", hatte die 31-Jährige bei einem Tagesspiegel-Besuch in Rostock verkündet. Seit Januar bereitet sie sich dort unter den Fittichen von Wolfgang Meier, Trainergatte der Weltrekordinhaberin (1985) Marita Koch, vor - eine bemerkenswerte Liason. Das Interesse wird sich auch deshalb auf Perec focussieren, weil sich weniger Topathleten als sonst dem Stress der Golden League (GL) aussetzen wollen. Die Amerikaner starten lieber in Eugene, Wunderläufer Haile Gebrselassie (Äthiopien) zieht den Auftritt am Sonntag in Nürnberg vor. Olympisches Gold ist für viele wertvoller als die 50 kg Goldbarren (940 000 Mark) für die die kommenden GL-Gewinner. Mussten im Vorjahr Wilson Kipketer (Dänemark) und Gabriela Szabo (Rumänien) noch sieben Mal als Erster einkommen, so genügen diesmal fünf Erfolge. Auch der Jackpot ist von 100 kg im Vorjahr auf die Hälfte reduziert worden. Und noch hat die Golden League keinen neuen Hauptsponsor.

"Die Golden League ist eine gute Sache für die Leichtathletik", sagt Jos Hermens. Der Mittfünfziger aus Holland gilt als der erfolgreichste Athletenmanager der Gegenwart. Er und zwölf Mitarbeiter betreuen rund 120 Athleten, vorwiegend aus Afrika und Europa. Unter ihnen Gebrselassie und Szabo sowie die Europameister Nils Schumann (Erfurt) und Grit Breuer (Magdeburg). "Ich lehne die von der IAAF geplante Erweiterung der Serie mit Meetings in den USA und Asien ab. Sechs Sportfeste und etwa eine Million Dollar im Jackpot wären ausreichend." Das würde die Existenz anderer "guter Meetings" nicht gefährden und dem Raubbau der Kräfte bei den Stars vorbeugen. Hermens appelliert an Veranstalter und Medien, nicht die Erwartungen nach Rekorden zu schüren. "Die spannenden Duelle im Vorjahr bei der WM in Sevilla zeigen, dass die Leichtathletik Hasen für Rekordjagden überhaupt nicht benötigt, um Faszination und Dramatik auszustrahlen." Man solle beim Zuschauer den Sinn für die Spannungsgehalt von Zweikämpfen in technischen Disziplinen wecken oder für taktische Finessen eines 800-m-Rennens. Dass in Europa - auch in Deutschland - zunehmend reine Fußballstadien gebaut würden, sieht der Holländer nicht als bedenkliche Tendenz: "Man braucht nicht unbedingt Arenen mit 40 bis 50 000 Plätzen, für die Leichtathletik genügen auch kleinere, die mehr Atmosphäre bieten." Als schädlich betrachtet er hingegen, dass die IAAF die Fernsehrechte für die Golden League an den französischen Pay-TV-Sender Canal plus bis 2001 veräußert hat. So gibt es den Markenartikel Golden League in diesem Jahr in Deutschland live nur über den Spartensender Premiere World. "Wenn der normale Zuschauer keine Spitzenleichtathletik sehen kann, so fehlt die Möglichkeit der Identifikation. Die aber ist wichtig für die Popularität der Leichtathletik, die im Kern eine europäische Sportart geblieben ist und immer bleiben wird." Dem will das ZDF mit einer Zusammenfasssung vom Istaf ab 22.15 Uhr entsprechen.

Ernst Podeswa

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