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Mark Williams gewann 2018 sensationell den WM-Titel. Auch diesmal werden andere Spieler höher gehandelt.

© dpa

Start der WM in Sheffield: Snooker-Champion gesucht

Am Samstag hat die Snooker-Weltmeisterschaft begonnen. Bis zum 6. Mai kämpfen die besten Spieler um den Titel. Ein Blick auf die Favoriten.

Ronnie O’Sullivan (England), 43 Jahre, Weltranglistenerster, fünfmaliger Weltmeister

Der Superstar im Snooker legte im fortgeschrittenen Alter von 43 Jahren eine herausragende Saison hin. O’Sullivan spielte zwar nur zehn Turniere, gewann davon aber gleich fünf und stand noch zwei weitere Mal im Finale. Inzwischen ist er in der Weltrangliste wieder die Nummer eins – erstmals seit neun Jahren. Er hat die Fabelmarke von 1000 Century-Breaks erreicht und Stephen Hendrys Rekord von 36 Siegen bei Ranglistenturnieren eingestellt. Wenn O’Sullivan Spaß am Spiel hat und sich von außen nicht beeinflussen lässt, führt der WM-Titel nur über ihn. Keiner kann hohe Breaks so gut aufbauen wie er, läuft sein Spiel, ist er nicht zu stoppen. Schafft es ein Gegner jedoch, ihn aus dem Rhythmus zu bringen und ihn vom Tisch längere Zeit fernzuhalten, kann O’Sullivan durchaus die Geduld verlieren. Gerade bei der WM ist ihm das schon das eine oder andere Mal passiert.

Neil Robertson (Australien), 37 Jahre, Weltranglistenvierter, Weltmeister 2010

Robertson geht als der heißeste Spieler in die WM. Bei den vergangenen vier Turnieren, die er spielte, erreichte er stets das Finale und gewann zwei Titel. In Topform kann der Linkshänder von jedem Punkt auf dem Tisch die Kugel lochen, ab und an wackelt er aber im Positionsspiel. Der Mann aus Melbourne ist der erfolgreichste Nicht-Brite in seiner Sportart, er gilt als umgänglich und beliebt unter Kollegen. Bei der WM lief es nach seinem Titelgewinn 2010 allerdings nicht mehr wirklich gut für ihn. Nur einmal schaffte er es danach ins Halbfinale, viermal schied er dafür schon in Runde eins aus. Das sollte ihm diesmal allerdings nicht passieren.

Judd Trump (England), 29 Jahre, Weltranglistensiebter, Master Champions 2019

Trump hat in der Saison 2018/19 insgesamt drei Turniere gewonnen, dabei schlug er Ronnie O’Sullivan gleich zweimal in Finals. Besonders beeindruckend war sein Auftritt beim 10:4-Erfolg im Endspiel des prestigeträchtigen Masters in London. Seit Jahren gilt der Linkshänder als einer der stärksten Lochspieler, inzwischen hat er auch sein Safety-Spiel deutlich verbessert. Bei der Weltmeisterschaft stand er bereits als 22-Jähriger im Finale, konnte danach aber die hohen Erwartungen in Sheffield nie wirklich erfüllen. Vielleicht auch, weil sein Spiel über kürzere Distanzen besser funktioniert, als sie bei der WM ausgespielt werden. Beim Saisonhöhepunkt, der sich über zweieinhalb Wochen zieht, kann ein Match schon mal mehrere Tage dauern. Dabei immer seine Topleistung abzurufen, ist eine Herausforderung.

Kyren Wilson (England), 27 Jahre, Weltranglistenachter, German Masters Champions 2019

Bei der WM spielt Erfahrung traditionell eine große Rolle. Wilson kann diesbezüglich mit den anderen Favoriten nicht mithalten. Im Crucible Theatre tritt er aber immerhin auch bereits zum fünften Mal an, im Vorjahr schaffte er es bis ins Halbfinale. Seine gute Form konnte der Rechtshänder in die neue Saison mitnehmen, dabei spielte er bei den beiden Ranglistenturnieren in Deutschland besonders gut und gewann sowohl den Titel in Fürth beim Paul-Hunter-Classic als auch im Februar beim German Masters in Berlin. Wilson ist ein guter Allrounder, er verfügt wie viele jüngere Spieler über ein ausgezeichnetes Lochspiel, kann aber auch geduldig auf seine Chance warten. Zuletzt lief es für ihn nicht mehr ganz so gut, dennoch trauen ihm viele Experten über kurz oder lang den WM-Titel zu.

Barry Hawkins (England), 39, Weltranglistenneunter, WM-Finalist 2013

Bei Weltmeisterschaften läuft Hawkins traditionell zur Hochform auf. In den vergangenen sechs Jahren stand er immer mindestens im Viertelfinale und fünfmal sogar unter den letzten Vier. 2013 verpasste er den WM-Titel durch eine Endspielniederlage gegen Ronnie O’Sullivan. Außerhalb von Sheffield spielt er eher unauffällig, nur vier Turniere konnte er in seiner 23-jährigen Profikarriere gewinnen. Hawkins ist ein sehr methodischer Spieler, der geduldig auf seine Chance warten kann und nie die Ruhe verliert. Gerade über lange Distanzen ist das oft der Schlüssel zum Erfolg. Andere Profis haben vielleicht mehr Talent, Hawkins macht dafür aus seinem fast das Optimum.

Mark Williams (Wales), 44 Jahre, Weltranglistendritter, dreimaliger Weltmeister und Titelverteidiger

Der Titelverteidiger erlebte in der Saison 2017/18 eine regelrechte Auferstehung, nachdem seine Karriere eigentlich schon durch war. Im Jahr danach lief es für Williams nicht mehr so berauschend, auch weil er den Ruhm in vollen Zügen genoss und nicht mehr so viel Trainingseifer mitbrachte. Das machte sich zuletzt bei den Ergebnissen bemerkbar, bei seinen vergangenen zehn Turnierteilnahmen reichte es insgesamt für vier gewonnene Matches. Für Sheffield hat er sich aber noch einmal viel vorgenommen, sein Spiel lebt von der Lochsicherheit. Williams kann in Topform selbst aus schlechten Bildern noch ein siegbringendes Break entwickeln. Manchmal allerdings spielt er fast schon zu schnell, wenn es nicht läuft, wird das oft zum Problem.

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