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Randalemeister sind sie schon. Eintracht Frankfurt leidet unter einigen gewaltbereiten Fans. Die sind nur eines der Hindernisse auf dem Weg zum Aufstieg.

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Start der Zweiten Liga: Vorsicht, Explosionsgefahr!

Am Freitag beginnt die neue Saison in der Zweite Bundesliga – mit neuem Reiz dank der Rückkehr von Ost- und Traditionsvereinen, aber möglicherweise auch Gewaltproblemen.

Die Zweite Liga startet dieses Jahr so früh wie seit 30 Jahren nicht mehr, bereits drei Wochen vor der Bundesliga. Das soll dem Unterhaus mehr Aufmerksamkeit bescheren, was angesichts des Frauen-WM-Finales und der Hauptferienzeit fragwürdig erscheint. Dennoch hat die Zweite Liga diese Saison einiges zu bieten.

Die Favoriten

Hertha BSC ist zwar aufgestiegen, aber bleibt der Zweiten Liga erhalten: Die neue Hertha heißt Eintracht Frankfurt. Nach einem unerklärlichen Absturz in der Abstiegssaison wollen die Frankfurter den Betriebsunfall mit hohem Aufwand schnellstmöglich korrigieren, genau wie die Berliner vor einem Jahr. Der mit Abstand höchste Spieleretat, neun Neuzugänge, die meisten davon erstligaerfahren, und der frühere Meistertrainer Armin Veh als Coach – damit kann kein anderer Zweitligist mithalten. Doch Frankfurt will und muss noch Spieler abgeben, sonst droht, wie man aus dem Verein hört, im März die Zahlungsunfähigkeit. Dazu will sich der aussortierte Ioannis Amanatidis die Teilnahme am Profitraining erklagen. Hinter der Eintracht hat Bochum die besten Aufstiegschancen. Nachdem der VfL und Trainer Friedhelm Funkel in der Relegation zum ersten Mal den direkten Wiederaufstieg verpassten, soll es diesmal klappen. Während sich der zweite Bundesliga-Absteiger FC St. Pauli mit dem neuen Trainer André Schubert wohl noch finden muss, haben der Pokalfinalist MSV Duisburg, der zwar 13 Spieler abgab, aber auch 13 neue holte, und Fortuna Düsseldorf (wenn die Auswärtsphobie überwunden wird) Aufstiegschancen. Auch Greuther Fürth, das heute Abend das erste Topspiel gegen Frankfurt bestreitet, wäre als Kandidat zu nennen, aber ist in 14 Zweitligajahren noch an jedem Aufstieg gescheitert. Ebenso traditionell spielt ein Überraschungsteam oben mit, zuletzt Aue.

Die Finanzen

Vier Millionen Euro haben die 18 Zweitligisten für Neuzugänge ausgegeben, zwei Millionen weniger als im Vorjahr, allein ein Drittel davon hat Eintracht Frankfurt investiert. Aber selbst wenn geblättert wurde, war es nicht allzu viel: So bezahlte Erzgebirge Aue an den VfL Wolfsburg II 20 000 Euro für Mike Könnecke, die weiteren vier Zugänge sind ablösefrei. Wie auch die acht Abgänge. Der ablösefreie Wechsel und die Ausleihe haben sich als Geschäftsmodell bei den in der Mehrzahl solide wirtschaftenden Klubs durchgesetzt. In den großen Ligen speisen die ganz großen Klubs den Markt mit ihrem Geld und sichern so langfristig das Überleben der kleineren, und ähnlich funktioniert es mit der Zweiten Liga. Seit Jahren ist sie auf ein Transferplus angewiesen, meist sind es ungefähr zehn Millionen Euro, die in die Liga fließen. In diesem Jahr sind es bis zum Saisonstart knapp 14 Millionen Euro, weil alle sparen. Nur vier Klubs haben mehr ausgegeben als sie eingenommen haben. Stars muss sich die Liga also selbst machen, spektakulärster neuer Profi ist der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig (das war 2004) Marek Mintal bei Hansa Rostock. Sicher wird der ein oder andere Klub nach einem etwaigen Fehlstart noch Spieler holen, Zeit dafür ist bis Ende August. Viel bezahlt werden wird auch bei großer Panik aber nicht.

Seltenheitswert. Der Neu-Rostocker Mintal ist einer der wenigen Stars der Zweiten Liga.
Seltenheitswert. Der Neu-Rostocker Mintal ist einer der wenigen Stars der Zweiten Liga.

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Die Gewalt

Viele Traditionsvereine sind in die Zweite Liga zurückgekehrt, das bringt sportlichen Reiz, hohe Zuschauerzahlen – aber auch Probleme. Es droht die explosivste Zweitligasaison der Geschichte. Einzelne Fans von Eintracht Frankfurt und dem FC St. Pauli sind schon in der Ersten Liga unangenehm aufgefallen. Nicht minder gewaltbereit sind einige Anhänger Eintracht Braunschweigs und des Karlsruher SC sowie der Ost-Vereine Dresden, Rostock und Cottbus. Allein an den ersten zwei Spieltagen gibt es vier Begegnungen, die von der Polizei als Risikospiele eingestuft wurden. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) teilt die Sorgen der Polizeigewerkschaft GdP, die durch die „Ballung gewaltbereiter Fußball-Anhänger“ eine hohe Belastungsprobe erwartet. Man werde „im Rahmen unserer Möglichkeiten“ eine sichere Abwicklung der Saison gewährleisten, verspricht DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Die Ostvereine

20 Jahre ist es her, dass zuletzt so viele Ostvereine in der Zweiten Liga spielten. Fünf sind es 2011/12, darunter neben Union, Aue und Cottbus die beiden Aufsteiger Dresden und Rostock. Das verspricht viele reizvolle, durchaus aber auch brisante Duelle (siehe oben). „Wir freuen uns, weil wir gern vor großen Kulissen spielen“, sagt zum Beispiel Unions Pressesprecher Christian Arbeit. Cottbus-Präsident Ulrich Lepsch meint: „Territoriale Nähe und daraus resultierende Derby-Atmosphäre sind natürlich etwas Besonderes und wunderbar für Spieler und Fans.“

Die Cottbuser spielten im Vorjahr gemeinsam mit Erzgebirge Aue lange um den Aufstieg mit. Nach den Abgängen der Stürmer Nils Petersen und Emil Jula, die zusammen 35 Tore erzielten, dürfte es Energie in diesem Jahr allerdings schwerer haben, ganz oben anzugreifen. Und auch in Aue, letzte Saison Fünfter, bremst Trainer Rico Schmitt seit Wochen die Erwartungen.

Für die Aufsteiger aus Dresden und Rostock geht es ohnehin nur um den Verbleib in der Liga. Dynamo hat mit 4,2 Millionen Euro den kleinsten Etat aller Zweitligisten. Hinzu kommen zahlreiche Abgänge, die bisher nur unzureichend kompensiert werden konnten. Dabei ist die Begeisterung in der Stadt des achtmaligen DDR-Meisters erstligareif. Doch Dynamo schleppt finanzielle Altlasten mit sich, so dass keine großen Sprünge möglich sind.

Bei Hansa Rostock wurde nach dem Abstieg in die Dritte Liga alles auf den Prüfstand gestellt. Trotzdem gelang der sofortige Wiederaufstieg. Manager Stefan Beinlich hofft jetzt erst einmal auf weniger stürmische Zeiten an der Ostsee. Dass es in der Zweiten Liga viele Ostduelle gibt, findet der 39-Jährige zunächst einmal positiv, denn „es ist immer schöner, vor 15.000 als vor 5.000 Zuschauern zu spielen“. Ansonsten sei es ihm egal, „ob es gegen Dresden, Frankfurt, Bochum oder Aue geht“. Andere im Osten der Republik sind da bei weitem euphorischer.

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